Golf ist ... sieben Erkenntnisse nach 14 Jahren

Ein Mädchen, ein Junge, ein Herz und ein schlauer Spruch. Liebe ist ... Kennst Du diese Cartoons auch? Liebe ist für viele auch Golf. Bei mir dauert diese Liebe jetzt schon fast genau 14 Jahre. Aus purem Zufall bin ich beim Ausmisten des Dachzimmers auf ein Stück Papier gestoßen. Auf eine Urkunde aus dem Jahr 2005. Eine Urkunde, die mir attestiert, dass ich damals die Platzreifeprüfung erfolgreich abgelegt habe. Und was habe ich in all der Zeit gelernt? Das sind meine sieben Erkenntnisse.

1. Golf macht süchtig

Die einen brauchen jeden Morgen eine Tasse Kaffee, ohne Milch und ohne Zucker. Die anderen trinken jeden Abend ihr Gläschen Whisky. Und der Arbeitskollege stürmt alle halbe Stunde mit der Zigarette aus dem Büro. Die Sucht ruft! Das tut sie bei mir auch. Immer wieder. Und immer lauter. Vor allem dann, wenn draußen die Sonne scheint und der Berg an Arbeit vor dem Computer immer größer wird. Ja, auch Golf kann süchtig machen. Ich sehne mich fast jeden Tag danach, raus zu gehen. Raus auf den Platz. Raus ins Grüne. Raus in die Natur mit allen ihren Farben und Gerüchen. Keine Gedanken an Sorgen oder Stress. Einfach nur der Ball, meine Schläger und ich. Und Ruhe. Einfach nur Ruhe.

2. Golf verbindet

Vielleicht ist es ja auch einfach die Sache mit dem Du. Auf Du und Du für 18 Löcher und mehr. Vielleicht ist es aber auch die gegenseitige Unterstützung inmitten einer Schicksalsgemeinschaft. Golf verbindet. Das habe ich recht schnell gemerkt. Ich habe viele neue Freunde über das gemeinsame Hobby gefunden. Freunde, mit denen man auch mal einen Abend ohne Golf verbringen kann. Ganz ehrlich: Ich habe bis heute noch nicht verstanden, warum die Partnervermittlungen sich den Golfsport nicht schon längst zu ihrem Nutzen gemacht haben. Als Singlebörse. Schließlich ist es nirgends so einfach, einen Menschen so genau und intensiv kennenzulernen wie auf dem Golfplatz. Mit allen Stärken und Schwächen. Eine gute Bekannte hat mir mal erzählt, dass sie den neuen Freund ihrer Tochter damals gleich zu einer Runde Golf eingeladen hat. Quasi als Härtetest undercover. Und er hat bestanden. Tochter und Freund sind immer noch zusammen. Wenn Du Dich also mit einem Flightpartner vier Stunden lang prächtig amüsierst und prima verstehst, klappt das auch außerhalb des Clubgeländes!

3. Golf ist Medizin

Der Tag war wieder einmal richtig stressig. Ein Auftrag nach dem anderen. Kaum Pause, um mittags mal wenigstens beim Metzger um die Ecke einen Happen zu essen. Du merkst schon, wie es im Nacken zu ziehen beginnt. Wie die Schultern immer schwerer werden und die Gemütswelt immer grauer. Und dann kommt dieser Moment, in dem Du wieder einen Golfplatz betritts. Der Moment, in dem Du alle Alltagssorgen mit dem ersten Probeschwung abschüttelst. Der Moment, in dem die Seele laut "Yippie!" schreit. Golf als Antistress-Training also. Das bestätigen mittlerweile auch Mediziner und Psychologen. Neben psychotherapeutischen Behandlungen können auch motorisch-körperliche Aktivitäten bei einer Erkrankung wie dem Burnout-Syndrom den Selbstheilungsprozess fördern. In psychosomatischen Kliniken wird bereits sehr viel mit Sporttherapien gearbeitet. In Bad Griesbach beispielsweise baut eine Fachklinik bereits auf die Wirkung des Golfsports. Golf ist tatsächlich Medizin. Eine, für die man nicht einmal ein Rezept braucht.

4. Golf öffnet Türen

Auf dem Golfplatz werden die wichtigen Geschäfte gemacht. Heißt es zumindest. Aber stimmt das auch? Wenn Manager oder Angestellte gemeinsam zum Golfschläger greifen, bedeutet das wahrscheinlich  noch lange keinen Millionenumsatz und auch keinen Karriereschub. Aber ein gemeinsames Hobby verbindet. Daher ergeben sich auf dem Golfplatz gute Gelegenheiten zum Netzwerken.  Man unterhält sich über Gott und die Welt. Man spricht vielleicht über den letzten Golfurlaub oder lacht über den großen Fauxpas beim letzten Turnier. Am Ende findet man sich sympathisch. Oder eben nicht. Man nutzt Synergien, erinnert sich bei offenen Aufträgen immer wieder gerne an den netten Flightpartner und unterstützt sich geschäftlich. Oder eben nicht.

Mein erstes Mal ...


5. Golf ist ein A........

Ja, auch das ist Golf. Eine Leidenschaft, die Leiden schafft. Denn neben den vielen wunderbaren Tagen, an denen Du Dich fühlst, als würdest Du morgen jedes Turnier der Welt gewinnen können, gibt es eben auch die Golfrunden, nach denen Du noch an Ort und Stelle den Text für die Kleinanzeige aufsetzt: "Golfzubehör zu verkaufen!" Die Tage, an denen Du Dich anstellst wie ein blutiger Anfänger bei seinem ersten Versuch, den Ball irgendwie zu treffen. Zu gerne würde man laut fluchen. Dabei ist eigentlich klar: Golf wird einfacher, wenn wir uns bewusst machen, dass wir zu 99 Prozent immer selbst Schuld sind. Der zu kurze Putt, die lange Partynacht vor dem Turnier, die schlechte Trainingsmoral, der falsche Griff, zu wenig Konzentration. Diese Liste ließe sich noch beliebig lange fortsetzen. Doch zum Glück sind solche Tage die Ausnahme. Denn schon morgen, wenn es wieder besser läuft, fühlst Du Dich schon wieder, als könntest Du Bäume ausreißen. Oder besser gesagt, den Putt zum Eagle mit Leichtigkeit lochen.

6. Golf lehrt für's Leben

Ja, ich war früher ein Flightpartner, der nicht immer einfach war. Des großen Ehrgeizes wegen. Als Vollblut-Sportler, als Fußballer und Gelegenheits-Handballer war ich es stets gewohnt, zu kämpfen. Verbissen und immer auf den Sieg fokussiert. Das ging auch auf dem Golfplatz nicht spurlos an mir vorbei, war aber vor allem an schlechten Tagen eine Eigenschaft, auf die man gut und gerne verzichten kann. Ich ließ mich schon von einem verkorksten Schlag aus der Ruhe bringen, schaukelte mich - ständig hadernd - weiter hoch. Und fand natürlich bis zum letzten Putt der Runde nicht mehr in den Rhythmus. Leidtragende waren die Mitspieler im Flight. Heute ist das anders. Golf ist für mich Ausgleich zum oft so hektischen Alltag. Ich habe tatsächlich das perfekte Ventil gefunden, bin  durch den Golfsport ruhiger geworden. Und gelassener. Ein ganzes Stück sogar. Das zahlt sich auch im Leben abseits des Platzes aus. Aufgaben am Arbeitsplatz werden natürlich noch mit dem nötigen Ernst angegangen, aber weitaus weniger gestresst als früher. Nein, so leicht bringt mich mittlerweile nichts mehr aus der Ruhe. So lange es nicht der verschobene Ein-Meter-Putt ist.

7. Golf ist tatsächlich Sport!

Es gibt Menschen, die sehen in Golf keinen echten Sport. In einer Kategorie mit Schach oder Tanzen. Spazierengehen vielleicht, nur ein teurer Zeitvertreib für Reiche und Rentner. Mehr nicht. Soweit die gängigen Vorurteile. Jetzt zu den Fakten, die allesamt medizinisch erwiesen sind: der durchschnittliche Energieumsatz bei einer vierstündigen Runde beträgt rund 1800 Kalorien. Wenn man davon ausgeht, dass ein Kalorienverbrauch von etwa 2000 kcal pro Woche durch körperliche Anstrengung anzustreben ist, um Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen vorzubeugen, müsste man also nicht einmal 27 Löcher spielen, um gesund und fit zu bleiben.  Die Sauerstoffaufnahme ist fast viermal so hoch wie normal, 124 von insgesamt 434 Muskeln werden beim Schwung bewegt und koordiniert,  die Pulsfrequenz kann bis zu 150 Schlägen pro Minute erreichen, dem Cholesterinspiegel geht`s ebenso an den Kragen (er fällt nach einer Golfrunde um durchschnittlich 15 Prozent), wie dem Körpergewicht. Noch Fragen?

Fotos: Schöttl