Eine weltmeisterliche Präsidentin

"In der Ruhe liegt die Kraft." Für Niki Hosp ist das schon fast eine Art Mantra. Das war zu ihren Zeiten als erfolgreiche Skirennläuferin so und hat sich bis heute, zum Beispiel auf dem Golfplatz, nicht geändert. Die 34-jährige Tirolerin ist seit ihrem Karriereende 2015 dem Weltcup-Zirkus im Winter zwar als Expertin beim ORF Fernsehen treu geblieben. Wenn der Schnee dann aber dahingeschmolzen ist, geht's raus auf die Fairways und Grüns. Am liebsten auf ihrem Heimatplatz, dem Tiroler Zugspitzgolf.

Niki Hosp stammt aus Bichlbach im Bezirk Reutte/Tirol. Schon als 15-Jährige startete sie bei ersten FIS-Rennen. Ihre Bilanz im Weltcup liest sich beeindruckend: 287 Starts, zwölf Siege, 57 Podestplätze und 134 Top-10-Plätze. Dazu kommen zwei olympische Silber- und eine Bronzemedaille sowie neun Medaillen bei Weltmeisterschaften, davon drei Mal Gold. Hosp war im Weltcup zunächst auf Slalom und Riesenslalom spezialisiert, startete ab 2006 aber in allen Disziplinen und gewann auf Anhieb in der Saison 2006/2007 auch den Gesamt-Weltcup. Im Juni 2015 beendete die Tirolerin ihre Karriere. Zumindest die auf den schnellen Brettern. Die auf dem Golfplatz hat gerade erst begonnen. Die 34-Jährige ist seit Kurzem Präsidentin im Golfclub Tiroler Zugspitze in Ehrwald, dem Austragungsort der Alpengolfer-Trophy 2018, nur wenige Kilometer von ihrem Zuhause entfernt.

Früher ging's im Sommer auf den Gletscher

Ich war vor Kurzem mal wieder zu Gast am Fuße der Zugspitze und durfte gemeinsam mit Hosp und unter anderem dem Manager und Alpengolfer-Pro Daniel Ortner-Bauer eine wunderbare 9-Loch-Runde drehen. Eine Runde, auf der es durchaus sportlich, aber auch recht locker zuging. Smalltalk mit der neuen Präsidentin - übrigens eine der jüngsten Präsidentinnen aller Golfclubs in Österreich - inklusive. Wir haben uns über ihre Vergangenheit als Profi-Sportlerin ebenso unterhalten wie über die gemeinsame Leidenschaft Golf. Ehrenmitglied des Tiroler Zugspitzgolf ist Niki Hosp nämlich schon lange, obwohl sie - freilich bedingt durch das Leben mit dem Ski-Weltcuptross - in den ersten Jahren nach dem Platzreifekurs 2004 den Schläger nicht allzu oft schwingen konnte. "Ich habe es eigentlich neun Jahre lang schleifen lassen. Weil ich aber einfach zu selten auf den Platz gekommen bin", erzählt die Tirolerin. Denn im Winter ging es von Piste zu Piste, von Rennen zu Rennen - und im Sommer nach wenigen Wochen Pause schon wieder zu Training und Ski-Tests auf die Gletscher dieser Welt. Doch ganz hat sie das Golf-Equipment nie in die Ecke gestellt. Unter anderem, weil ihr Lebensgefährte ein passionierter Golfer ist. Letztlich hat eine Krankheit im Jahr 2013 den Weg zurück auf den Golfplatz geebnet. Hosp erzählt: "Ich hatte Pfeiffersches Drüsenfieber und konnte dadurch nicht mehr richtig trainieren. Trotzdem wollte ich aber nicht untätig zuhause sitzen. Da kam der Golfplatz als Alternative genau richtig. Denn dort konnte ich zumindest ein bisschen Sport treiben und in Bewegung bleiben."

"Beide Sportarten sind absolute Kopfsache"

Genau diese Bewegung an der frischen Luft und die Nähe zur Natur machen für die 34-Jährige noch immer den großen Reiz am Golfspielen aus. Die eine oder andere Parallele zum Skisport hat sich auch schon entdeckt. Auch wenn die beiden Sportarten auf den ersten Blick so verschieden scheinen. Die Action hier auf der Rennstrecke, die Ruhe dort auf dem Platz. "Beide Sportarten sind absolute Kopfsache. Man muss immer konzentriert sein und darf sich nicht aus der Ruhe bringen lassen", erklärt Hosp.

 

Dass sie künftig den Tiroler Zugspitzgolf als oberste Repräsentantin vertritt, ist für Hosp Ehrensache. Auch wenn vor der Mitgliederversammlung Anfang April durchaus kritisch überlegt wurde. "Ich bin einfach so viel in der Öffentlichkeit präsent und war mir zunächst nicht sicher, ob ich dieses Amt ausüben möchte", sagt sie. Denn seit dem Karriereende als Skirennläuferin sind die PR- und Medientermine nicht weniger geworden. Im Gegenteil. Unter anderem trat Hosp im Frühjahr 2017 in der ORF-Unterhaltungsshow "Dancing Stars" auf - und scheiterte erst im Halbfinale. Letztlich hat sie sich aber doch gerne zur Wahl gestellt. Und das Votum der anwesenden Mitglieder fiel dann auch einstimmig aus. Ihr Ziel hat Hosp direkt im Anschluss formuliert: "Ich will das faire und sportliche Miteinander über alle Altersgrenzen hinweg fördern."

Fotos: Max Steinbauer/Steinbauer Photography, Stephan Schöttl/alpengolfer.de