Das Allgäu hat jetzt ein Golf-Museum

Diese 100 Quadratmeter sind vollgepackt mit Geschichte. Zum Lesen. Zum Anschauen. Zum Anfassen. Robert Beckmann und Michael Muschler haben in der Golf Arena Allgäu ein Golf-Museum gebaut. Total detailverliebt. Dargestellt wird die Historie des Golfsports - vom 18. Jahrhundert bis in die Neuzeit. Nach der umfangreichen Sammlung von Peter Insam in Regensburg ist das Golf-Museum in Kempten erst das zweite seiner Art deutschlandweit. Ich durfte schon während der Planung hinter die Kulissen schauen. Nun habe ich das fertige Museum wenige Tage nach der Eröffnung besucht.

Golfbags, Schuhe, Bälle, Gemälde und Zeitschriften - alles quer durch die verschiedenen Entwicklungsphasen. Das Golf-Museum in Kempten bietet einen kleinen, aber durchaus beinahe lückenlosen Überblick. Im Uhrzeigersinn geht es durch die verschiedenen Epochen, beginnend mit einem Ausstellungsstück aus dem Jahr 1860: einem Golfbag aus Canvas-Leder. Eine Station weiter geht es um die Geschichte des Golfschuhs und den legendären Oxford Saddle Shoe, der eigentlich einst als Alltagsschuh entwickelt worden war, richtig in Mode aber nur unter Golfern kam. Eine Besonderheit der Kemptener Ausstellung: der erste spikeless Golfschuh der Firma Ecco, getragen vom 2013 in die Golf Hall of Fame aufgenommenen Profi Fred Couples.

Sein Lieblingsstück: ein handgeschnitztes Lederbag

Es ist schon beeindruckend, wie man anhand der verschiedenen Ausstellungsstücke den Weg hin zum hochmodernen Golf-Equipment verfolgen kann. Was früher in erster Linie möglichst praktisch produziert wurde, muss heutzutage auch noch den Style-Check überstehen. Hoch technisiert. Robert Beckmann, der Mann hinter der Museums-Idee, steuert zielstrebig auf sein Lieblingsstück zu: ein handgeschnitztes Lederbag aus Mexiko. Ziemlich schick. Interessant ist auch die Ballsammlung. Die reicht von der modernen 3-Piece-Kugel zurück bis zu den sogenannten Guttys, Golfbällen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Querschnitt lässt sich noch gut das Wurzelfüllmaterial aus dem Guttaperchabaum erkennen. Wer genügend Zeit zum Schmökern mitgebracht hat, macht es sich anschließend auf den Sitzkissen bequem, denn im Schrank schlummert so mancher lesenswerter Golf-Schinken, dazu zig Ausgaben diverser Golfmagazine bis zu den Anfängen der Printmedien.

Alles wird erklärt

An jeder Station des Musems gibt es Wissenswertes und Kurioses, dazu auf Hinweisschildern chronologisch viele Erklärungen. Von 1862, dem Jahr, in dem von David Stocks die erste Golftasche verwendet wurde, bis 2009 und der Wiederaufnahme des Golfsports ins Olympische Programm. Wobei augenzwinkernd der letzte Eintrag auf dem Zeitstrahl die Gründung des Golf Museums Allgäu im Jahr 2019 ist.

 

Die ausgestellten Objekte hat Beckmann einerseits aus der privaten Sammlung von Roland Zandner, dessen Traum es schon immer war, ein Golfmuseum zu errichten. Andererseits hat er sich die Raritäten selbst in den namhaften Auktionshäusern dieser Welt zusammengesucht. Wichtig war dabei im Vorfeld ausgiebige Recherchearbeit. "Ich habe mich in Fachliteratur eingelesen, um beim Stöbern nicht auf billige asiatische Nachahmungen reinzufallen", erzählt er. Das Museum wird künftig auch ins touristische Programm der Stadt Kempten aufgenommen, der Eintritt ist frei. Geöffnet ist zu den normalen Öffnungszeiten der Golf Arena (>>> klicke hier für mehr Informationen). Im Idealfall, wünscht sich Beckmann, lassen sich Besucher durch die Ausstellung vom Golfsport begeistern.  Er sagt: "Es wäre zu viel, alle Neuerungen und Entwicklungen im Schlägerbereich sowie alle Turnierergebnisse der vergangenen Jahre aufzuführen. Wir wollen aber auf jeden Fall zeigen, dass Golf eine Leidenschaft ist. Es wäre doch toll, wenn der eine oder andere durch den Museumsbesuch Teil dieses faszinierenden Sports wird."