GC Zell am See: Verliebt in diese 36 Löcher

Na, wenn das mal kein Zufall ist! Da bin ich unterwegs, knapp 300 Kilometer entfernt von der Heimat, und habe das Allgäu schon kurz nach der Ankunft wieder vor Augen. Im Hotelzimmer habe ich in einem touristischen Hochglanzmagazin einen Text zur Historie des Golfclubs Zell am See-Kaprun-Saalbach-Hinterglemm gelesen. Und ja, ohne eine Golfanlage bei mir zuhause um die Ecke würde es diese 36 Löcher, die schönsten Grüns Österreichs zwischen Gletscher, Berg und See, möglicherweise gar nicht geben.

Denn die Idee, in Zell am See einen Golfplatz zu bauen, ist der Gründerfamilie Wilhelm und Gisela Holleis bei einem Kneipp-Urlaub in Bad Wörishofen gekommen. Das war Anfang der 1980er Jahre, als im bayerisch-schwäbischen Kurort bereits gegolft wurde. Bis Familie Holleis ein passendes Areal gefunden und die Finanzierung gesichert hatte, vergingen noch einmal drei Jahre. 1984 wurde der Golfclub eröffnet, mit damals zunächst neun Löchern aus denen aber schnell 18 Spielbahnen wurden. Und das war geschichtsträchtig, denn der GC Zell am See hatte die erste 18-Loch-Anlage im Salzburger Land. Später wurde erneut erweitert - auf mittlerweile 36 Löcher! Den Platzrekord hält übrigens die deutsche Golf-Ikone Bernhard Langer, der 1993 einmal mit 66 Schlägen zurück ins Clubhaus kam.

Ganz schön viel Wasser

So toll wie bei Bernhard Langer lief's bei mir nicht. Aber: Beide Kurse, die nach den Hausbergen Kitzsteinhorn und Schmittenhöhe benannt sind, sind trotz des vielen Wassers und Roughs fair zu spielen. Der Champions-Course Kitzsteinhorn hat eine Parvorgabe von 73 und eine Länge von 6030 Metern von den gelben Abschlägen, der Kurs Schmittenhöhe ist mit Par 72 und 5980 Metern von Gelb ein bisschen einfacher. Und wer auf diesem Platz unterwegs ist, wird - sofern er auch die Anlage in Bad Wörishofen kennt - auch im Design die eine oder andere Ähnlichkeit feststellen. Kein Wunder! Schließlich sind die Parkland-Kurse allesamt von Donald Harradine gestaltet worden.



Zwei tolle Plätze mit beeindruckendem Panorama

Welchen Platz von "Österreichs Golfclub des Jahres 2017" ich denn nun schöner fände, wollte ein Mitglied beim Plausch auf der Terrasse des Klubhauses von mir wissen. Eine Antwort darauf zu finden, ist gar nicht so einfach. Vom Panorama her definitiv "Kitzsteinhorn", vom Verlauf der Bahnen und der sportlichen Seite "Schmittenhöhe". Es kommt übrigens sehr darauf an, sich die richtige Taktik zurechtzulegen. Das Birdiebook mit allen wichtigen Weitenangaben ist daher im Greenfeepreis inklusive. Noch wertvoller sind nur die Tipps der Einheimischen.

 

Das sind meine drei Lieblingslöcher auf dem Kurs Kitzsteinhorn

  • Die Sechs: ein 317 Meter langes Par 4, das beim Rating als zweiteinfachstes Loch eingestuft wurde. Und trotzdem hat es diese Bahn in sich. Die Männer schlagen von Gelb hinter einer großen Schilffläche ab, man sollte also wissen, wo der Schlag hin soll. Dummerweise befindet sich genau auf 193 Metern ein Bunker auf dem Weg zur Fahne. Und als wäre das noch nicht genug, wird auch das Grün auf beiden Seiten von Sandbunkern bewacht.
  • Die Zehn: "War ja klar!", mag sich der eine oder andere Golfer an dieser Stelle denken. Aber ganz ehrlich: An diesem Loch kommt man doch in keiner Rangliste vorbei. Es ist DAS Signature Hole schlechthin. Die Spielbahn, die man in jeder Werbebroschüre im Zusammenhang mit dem GC Zell am See findet. Den Abschlag sollte man eher rechts halten. Longhitter haben dann noch knapp 200 Meter ins Grün, Angsthasen wie ich legen die Kugel noch einmal vor. Denn das Grün ist eine Halbinsel, umgeben von reichlich Wasser. Und der atemberaubende Blick hoch zum schneebedeckten Gipfel des Kitzsteinhorns lenkt obendrein ab.
  • Die Achtzehn: ein 478 Meter langes Par 5. Abschlag übers Wasser, rechts die Ausgrenze, noch einmal Wasser und ein Sandbunker. Links die gesamte Spielbahn entlang Baumreihen. Noch Fragen? Ach ja, es ist übrigens die Werkself-Bahn, gesponsert vom Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen. Dass man da richtig ackern muss und der Erfolg am Ende womöglich trotzdem ausbleibt, dürfte spätestens jetzt klar sein ...

Das sind meine drei Lieblingslöcher auf dem Kurs Schmittenhöhe

  • Die Zwei: ein Par 3, satte 212 Meter lang. Und wieder fasziniert die Kombination Wasser und Sand. Denn der Abschlag führt über einen Teich und das Grün ist auf beiden Seiten bewacht. Definitiv eine Herausforderung und nicht zu unrecht das fünftschwerste Loch auf diesem Kurs.
  • Die Siebzehn: Bloß nicht verleiten lassen! 202 Meter sind es auf diesem Par 4, dem zweitschwersten des Kurses, vom gelben Abschlag bis in den nassen Abgrund. Mitten in der Landezone des männlichen Durschnittsdrives befindet sich ein Wasserhindernis. Das mag aufgrund der vielen anderen künstlich angelegten Teiche keine große Überraschung mehr sein, kurz vor Ende der 18-Loch-Runde ist es aber definitiv noch einmal ein größeres Übel für den Score. Also lieber gemütlich vorlegen und mit dem zweiten Schlag kontrolliert das Grün attackieren - das ganz nebenbei mal wieder von einem Bunker belagert wird.
  • Die Achtzehn: Was für ein Finish! Dieses 518 Meter lange Par 5 fordert zum Abschluss noch einmal alles heraus. Der Abschlag sollte schon ganz genau auf dem Fairway landen. Liegt der Ball nämlich zum zweiten Schlag links im Bunker, wird es knifflig. Und wenn man dann das 18. Grün vor Augen hat, geht's noch ein letztes Mal übers Wasser hinauf aufs Grün. Vor der 18 sollte man seine 36 Stableford-Pünktchen im besten Fall schon auf dem Konto haben. Alles andere ist Zugabe.

Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de