GC Wörthsee: Vom Gutshof zur modernen Golfanlage

Vor Kurzem war ich mal wieder für den Deutschen Golfverband in Sachen GOLF&NATUR unterwegs. Kurz vor München. Der Golfclub Wörthsee liegt unscheinbar direkt hinter einem Wall an der Autobahn 96, einer viel befahrenen West-Ost-Verbindung vom Bodensee in Bayerns Metropole. Klingt nicht unbedingt nach Iydlle, ist es aber. Denn die Golfanlage grenzt an ein Naturschutzgebiet und bietet so viel Blühendes und Grünes. Und ich habe den Meister dieser sportlichen Ruheoase kennengelernt: den Headgreenkeeper Hans Ruhdorfer. Aber der Reihe nach ...

Mitte der 1980er Jahre hat der Golfsport in Deutschland einen regelrechten Boom erfahren. Bernhard Langer sorgte international erstmals für Aufsehen und zwischen Nordsee und den Alpen entstanden immer mehr Golfanlagen. Nur mit dem Image hatten die Verfechter des Golfsports zu dieser Zeit noch ordentlich zu kämpfen. Vor allem bei den Naturschützern. Denn Golfplätze galten in deren Kreisen als Inbegriff allen Übels: Künstliche Grünflächen, die scheinbar nur durch exzessiven Einsatz von Wasser, Dünger und Pestiziden überlebensfähig sind. Auch Hans Ruhdorfer erinnert sich noch genau an diese Zeiten. Mittlerweile arbeitet er seit 25 Jahren als Greenkeeper im Golfclub Wörthsee, knapp 25 Kilometer westlich von München. Er sagt: „Ja, es war anfangs wirklich ein wahnsinniger Kampf mit den Naturschützern. Aber es hat sich gebessert. Wir haben den Skeptikern bei Besuchen auf unserer Anlage gezeigt, dass wir nicht mit Gift spritzen und mit Wasser pritscheln, sondern hier sehr professionell arbeiten.“

"Die BUND-Ortsgruppe hatte immer ein wachsames Auge auf uns"

Schon seit mittlerweile zehn Jahren beteiligt sich der GC Wörthsee an GOLF&NATUR, dem Umweltprogramm des Deutschen Golf Verbands. Ruhdorfer erzählt: „Wir sind eigentlich durch Zufall dazugekommen. Wir hatten ein Platzgutachten von Dr. Gunther Hardt erstellen lassen und er hat sehr für GOLF&NATUR geworben. Ganz ehrlich: Ich war anfangs nicht sehr begeistert. Inzwischen bin ich aber ein Verfechter dieses Umweltprogramms.“ Der Head-Greenkeeper treibt die Arbeit in und mit der Natur in Wörthsee engagiert an. 2012 erhielt der Klub erstmals das Gold-Zertifikat. Die Anforderungen dieser höchsten Stufe werden noch immer erfüllt und regelmäßig nachgewiesen. Bei der letzten Satzungsänderung hat sich der qualitätsorientierte Klub auch in seinen Statuten der Förderung des Umwelt- und Naturschutzes verschrieben. Und das ist in Wörthsee fast unumgänglich. Denn der kleine Ort mit seinen knapp 4.700 Einwohnern gilt als Grünen-Hochburg im Landkreis Starnberg. „Die BUND-Ortsgruppe hat immer ein wachsames Auge auf uns“, meint Ruhdorfer.

Flutmulde wird zum Laichgebiet

Der Platz des Golfclubs Wörthsee wurde in den Jahren 1983 und 1984 gebaut und zählt damit zu den ältesten Anlagen seiner Art in Bayern. Ruhdorfer kam als Quereinsteiger dazu, hatte zuvor Agrarwissenschaft studiert. Die Aufgabe war nicht einfach: Ein landwirtschaftlicher Gutsbetrieb sollte zu einer modernen Golfanlage werden. Rund 70 Hektar umfasst das gesamte Areal heute, fast die Hälfte des Golfplatzes grenzt an das Naturschutzgebiet Schluifelder Moos. Und das sieht der Head-Greenkeeper als Vorteil für beide Seiten, quasi eine Win-win-Situation. „Golfplätze sind die Zukunft für den Naturschutz. Früher gab es hier auf landwirtschaftlicher Fläche eine Bullenmast und Maisanbau mit allen negativen Folgen. Jetzt grünt und blüht es hier“, sagt er. Ein Beispiel fügt er an: An Bahn 12 wurde beim Bau des Platzes eine Flutmulde angelegt, die irgendwann voll Wasser lief und nun dauerhaft als natürliches Hindernis auf dem Weg vom Abschlag zur Fahne überwunden werden muss. Und genau dieses Hindernis ist das größte Laichgebiet in der Region für den Springfrosch, der rund um Wörthsee ohnehin eines der größten Aufkommen in Bayern hat. Auch der Laubfrosch und der Kammmolch, beide stark gefährdet, laichen in den Teichen an den Spielbahnen zwei und 15.


Impressionen aus dem Golfclub Wörthsee


Doch Ruhdorfer ist so lange im Geschäft, dass er auch weiß: Golfplätze sind weiterhin in erster Linie Sportplätze, deren Spielflächen so zu pflegen sind, dass der Kunde - sprich der Golfer - zufrieden wiederkommt. Die Kunst dabei sei es, die Balance zu wahren. Nicht einfach für einen Klub, der mehrfach Gastgeber der Ladies German Open war: Der Spagat zwischen perfekter Rasenpflege und Bewahrung der Artenvielfalt am Rande des Platzes. So wie im so genannten Bermuda-Dreieck zwischen den Spielbahnen 10, 11 und 12. Eine riesige Herausforderung für den Golfer, denn hier diktiert das Wasser die Taktik. So mancher Ball bleibt für immer verschwunden. Und gleichzeitig befindet sich dieses Bermuda-Dreieck auch in nächster Nähe zu einem Naturschutzgebiet von europäischem Rang. Unter anderem bevölkert die seltene Keilfleck-Mosaikjungfer, eine vom Aussterben bedrohte Libellen-Art, die Teiche in diesem Teil des Golfplatzes.

Er hat ein Faible für Almwiesen

Ruhdorfer merkt man seine große Begeisterung für das Thema GOLF&NATUR an. In jedem Satz, den er darüber spricht. Die Liste der Projekte auf dem Platz ist mittlerweile riesig: Hirschkäfermeiler, Insektenhotel, Biotopmanagement, Bienenvölker, eigener Honig und noch vieles mehr. Ruhdorfer meint: „Die Bienen sind auch ein wichtiger Indikator für unsere Arbeit. Geht es ihnen gut, ist die Natur in Ordnung.“ Eine persönliche Herzensangelegenheit für den Head-Greenkeeper sind aber vor allem die Blumenwiesen. Und es scheint kein Zufall, denn Ruhdorfer hat seine Diplom-Arbeit während des Studiums über Almwiesen geschrieben und hat seitdem ein gewisses Faible für dieses Thema. Er erzählt: „Wir haben an einigen Stellen auf der Anlage Kräuterwiesen angelegt, wie sie typisch sind für das Alpenvorland.“ Über 80 verschiedene Arten von Gräsern, Blumen und Gewächsen findet man dort, zum Beispiel Wiesensalbei und Kartäusernelke. Diese Wiesen sind wichtiger Lebensraum für Insekten und in voller Blüte auch ein Erlebnis fürs Auge.