Wintergrüns oder Winterpause?

Es war das Foto einer Bekannten, gepostet in den sozialen Netzwerken. Das Foto einer Driving-Range im Schnee. Und darunter zwei Sätze: "Ist ganz schön kalt. Aber von nichts kommt ja nichts." Mit dem ersten Bodenfrost haben viele Golfer für heuer den Spielbetrieb eingestellt. Aber es gibt eben auch jene Fleißige. Ich bin mir hingegen noch unschlüssig und überlege: Wintergrüns oder Winterpause?

Der Rat der Experten ist recht eindeutig: auf gar keinen Fall pausieren! Ein richtiger Golfer lässt sich auch im Winter nicht vom Golf spielen abhalten. Da heißt es, wer jetzt Pause macht, läuft im Frühjahr den anderen hinterher. Wer im Winter am Schwung feilt, spielt früh in der Saison besser. Ein bisschen pitchen, ein bisschen chippen. Gerade das Kurzspiel lässt sich jetzt im Winter gut üben. Klar, das sagt sich so leicht. Vor allem für einen Flachlandtiroler. Was sollen wir denn machen, hier, mitten in den Bergen?

 

Macht das wirklich Spaß? Mit Handschuhen, Pudelmütze und Thermoskanne?

 

Ab und zu mal die wärmenden Strahlen der Wintersonne ausnutzen und ein paar Bälle auf der Range schlagen, finde ich tatsächlich auch ganz okay. Das hält vor allem fit. Die Zeit an der frischen Luft stärkt das Immunsystem, die regelmäßige Stunde auf der Übungsanlage ist wiederum gut für Körper, Konzentration und Koordination. Bei Wintergrüns hört für mich der Spaß aber auf.

Futsal ist auch kein richtiges Hallenfußball

Und mit dieser Meinung, das bestätigte mir jüngst auch ein befreundeter Clubmanager, stehe ich nicht alleine da.  Der Abschlag geht noch als sinnvolle Übung durch. Auch im Winter. Aber beim Putten, finde ich, geht vielmehr das Gefühl für die Länge verloren. Golfen auf verkürzten Löchern, putten auf Grüns, die gar keine Grüns, sondern nur kurzgemähte Fairways sind, das ist für mich wie Hallenfußball nach Futsal-Regeln.  Wie Cola ohne Zucker. Wie Indoor-Skifahren in Bottrop. Quasi Golf light. Ball aufnehmen, Ball säubern, Ball wieder korrekt platzieren. Und das Bahn für Bahn.

 

Doch die Wintergrüns sind bei den meisten Golfanlagen eine Notwendigkeit. Aus Angst vor Krankheiten, die durch gebrochene Gräser das Grün bei Frost schneller angreifen können. Der natürlichste Feind des Platzes in den Voralpen ist zum Beispiel der Schneeschimmel. Ein Rasenpilz, der sich vor allem bei feucht-kühler Witterung entfaltet und grau-braune Stellen im Grün verursacht. Deshalb ist ab Temperaturen von acht Grad und kälter eine besondere Pflege gefordert.

Aufteen auf Kunstrasenmatten

Ein Platz, der von November bis März permanent gefroren und mit einer leichten Schneedecke überzogen ist, leide weniger als eine Anlage, die auch im Winter ständig bespielbar ist, hat mir ein Vertreter des Greenkeeper Verbands Deutschland mal erläutert. Die Schäden, die im Winter verursacht werden, benötigen demnach vergleichsweise lange im Frühjahr, um sich wieder zu schließen. Deshalb also das Aufteen auf Kunstrasenmatten und Spielen mit Wintergrüns. Egal, ob das verpönt ist oder nicht.

 

Doch der Weg nach dem ersten Frost muss nicht zwangsläufig direkt in die nächste Indoor-Golfanlage führen. Es gibt auch Clubs, die im Winter Sommergrüns anbieten. Dazu müsse man aber sehr viel Vorarbeit in der Pflege leisten, erklärt mir Christian Montén, der als Manager des Golfclubs Memmingen 365 Tage im Jahr auf Sommergrüns spielen lässt. Wenn denn nicht meterhoch der Schnee liegt. Die Grüns müssten zudem den dazu nötigen Aufbau haben,  meint der Experte weiter.  Und letztlich sind die Sommergrüns im Winter vor allem eines: wichtig für den Greenfee-Umsatz und damit willkommener Zusatzverdienst in einer Jahreszeit, in der sonst lieber Golf an der Spielekonsole gespielt wird. Direkt neben dem wohlig-warmen Kaminofen.