Wetter-Apps: Fluch oder Segen?

Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur die falsche Kleidung. Golfer und Outdoor-Sportler im allgemeinen kennen diese Redewendung gut. Will heißen: Egal, ob es stürmt, regnet oder schneit -  ziehe dir die passenden Klamotten an und gehe trotzdem raus ins Grüne. Wenn das nur so einfach wäre! Dazu muss erst der innere Schweinehund überwunden werden. Und das wiederum ist wahrscheinlich der Grund, warum es immer noch so viele Schönwetter-Golfer gibt, die sich nur dann auf den Platz wagen, wenn die Regenwahrscheinlichkeit gen null geht. Wetter-Apps spielen dabei eine große Rolle. 

Es gibt kaum mehr ein Handy, auf dem keines des Vorhersage-Programme installiert ist. „Sie gehören zu den digitalen Anwendungen auf unseren mobilen Endgeräten, die sich sehr schnell und mit hoher Abdeckung bei uns Usern etabliert haben“, sagt Andreas Dorsch, Geschäftsführer des Golf Management Verbands Deutschland (GMVD). Das mag für die Sportler ausschließlich nützlich sein, für die Golf-Branche sind Wetter-Apps Fluch und Segen gleichermaßen. Das weiß Dorsch aus eigener Erfahrung: „An meinem eigenen Verhalten erkenne ich, dass das Thema Wetter nach wie vor für die Alltags- und Freizeitplanung eine herausragende Rolle spielt.“ Insbesondere bei einer Outdoor-Sportart wie Golf habe eine günstige oder schlechte Prognose großen Einfluss auf das Anmelde- und Buchungsverhalten bei Startzeiten, Turnieren und sonstigen Besuchen der Golfanlagen. Dorsch erklärt: „Auf der einen Seite erspart es die eine oder andere überflüssige Autofahrt zum Golfclub, was gut für die Umwelt ist. Auf der anderen Seite ist das Wetter aus meiner Erfahrung dann häufig doch besser als prognostiziert und den betreiber- und vereinsgeführten Clubs und deren Dienstleistern gehen wichtige Umsätze verloren.“ 

Tipp: Ein Blick auf die Webcam

Und wie sieht das in der Praxis aus? Anruf bei Daniel Ortner-Bauer im Tiroler Zugspitzgolf in Ehrwald. Der Platz liegt in einem Talkessel zwischen Zugspitze, Fernpass und dem Außerfern. Die Gegend ist bekannt für ihr oftmals unberechenbares Mikroklima. „Es kann sein, dass es drei Kilometer weiter in Strömen regnet und bei uns alles trocken ist“, sagt der Clubmanager. Seine Erzählungen beginnt er mit einer Anekdote: Eines Tages, sagt Ortner-Bauer, habe ein Golfer aus dem benachbarten Garmisch-Partenkirchen im Club-Sekretariat angerufen, um sich nach dem Wetter vor Ort zu erkundigen. „Ich habe ihm gesagt, dass wir blauen Himmel und strahlenden Sonnenschein haben. Worauf er ungläubig entgegnete, dass ihm seine Wetter-App aber sage, dass es bei uns in Ehrwald regnet“, berichtet der Manager kopfschüttelnd. In solchen Fällen seien die Vorhersagen auf dem Handy mehr Fluch als Segen. Anders als beispielsweise für die Greenkeeper, die ihre Arbeiten mithilfe der Wetter-Prognosen planen. Ein Tipp von Ortner-Bauer: ein Blick auf die Webcam auf der Homepage des Golfplatzes, den man besuchen will. Er sagt: „Da sieht man ganz gut, ob dunkle Wolken über der Anlage hängen.“  

Viele bauen auf den "Norweger"

Drei Applikationen empfehlen die Golf-Experten: Zum Beispiel Wetterradar. „Das finde ich sehr hilfreich. Vor allem, wenn das Wetter indifferent angesagt ist und sogar Gewittergefahr besteht“, sagt Dorsch. Oder den Klassiker wetter.com. Dort können im Menüpunkt „Meine Orte“ eigene Favoriten angelegt werden. Die Entwicklung der Witterung wird tages- und wochenaktuell dargestellt. Und nicht zuletzt „der Norweger“: yr.no, eine sehr detaillierte Vorhersage des Meteorologischen Instituts Norwegens für Orte weltweit. Viele Klubs bauen auf diesen Dienst und schätzen die hohe Genauigkeit.

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