Vierplätzetournee: Großes Spektakel im Allgäu

Golfer diskutieren gerne und viel darüber, wie man ihren Lieblingssport noch attraktiver machen könnte. Ein Paradebeispiel dafür fand im Allgäu statt: die Vierplätzetournee. Fünf Tage, vier Turniere auf vier verschiedenen Plätzen und als spektakulärer Höhepunkt ein Hole-in-one-Wettbewerb von der Heini-Klopfer-Skiflugschanze in Oberstdorf. Tatsächlich war das nicht nur Werbung für die Region, sondern auch für den Golfsport. Denn hier war er wie er sein sollte: lustig, fröhlich und klischeefrei - und dennoch ambitioniert. Ein Rückblick.

Ja, das muss ich in diesem Fall gleich vorweg nehmen: Dieses Turnierformat im Allgäu, meiner geliebten Heimat, schreit förmlich nach einer Neuauflage im Jahr 2020! Die Teilnehmer der Vierplätzetournee hielt es beim Abschlussabend in der Musikalm in Oberstaufen-Steibis nicht mehr auf ihren Plätzen, als die beiden Organisatoren Michael Fischer und Martin Eulgem auf die Bühne gebeten worden waren. Minutenlang gab es Standing Ovations. Ich hatte die große Ehre, als einer der Unterstützer dieser Vierplätzetournee den Allgäuer Abend moderieren zu dürfen, und stand vorne (natürlich stilecht in Lederhose und Trachtenweste) direkt neben den zwei Machern. Und ich habe in diesem Moment ein paar kleine Tränchen in ihren Augen gesehen. Tränen der Rührung. Große Emotionen zum Abschluss einer bewegten Woche. Es war IHR Moment, den sich Michael Fischer und Martin Eulgem auch redlich verdient hatten. Sie ließen in den fünf Tagen der Tournee so gut wie keinen Job auf dem Platz aus - vom Starter bis zum Wirt in der Halfway-Hütte.

 

Seit die Idee im Herbst des vergangenen Jahres aktiv angepackt wurde, haben sie immens viel Zeit investiert. Anfangs war da noch der Gedanke, die Turniere an den vier Schauplätzen der Vierschanzentournee der Skispringer (sie stand gewissermaßen Pate) auszutragen. Also neben Oberstdorf auch in Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen. Doch das, erklärte Eulgem bei der Siegerehrung, sei logistisch nicht machbar gewesen. Und es war streng genommen auch gar nicht im Sinne der beiden Tournee-Chefs. Denn im Hinterkopf hatten sie von Anfang an, mit dieser Vierplätzetournee in erster Linie Werbung für das Allgäu als Golf-Destination zu machen und gleichzeitig die Golf-Community zwischen Memmingen und Oberstdorf, Bodensee und den Königsschlössern zusammenzubringen. Das ist ihnen beides prima gelungen! Die Top-Stimmung und die Harmonie der Teilnehmer untereinander waren beste Beweise dafür. Zu sehen gab's dies schon wenige Stunden nach dem letzten der vier Turniere in einem zehnminütigen Film, den Uwe Bornemeier und ein Filmteam von Sky humor- und eindrucksvoll aus über 750 Gigabyte Rohmaterial zusammengeschnitten hatten. Eine weitere Version dieser Aufnahmen soll übrigens künftig regelmäßig auch im Fernsehprogramm von Sky zu sehen sein.

Schicke Trachtenjanker für die Brutto-Besten

Gespielt wurde auf den Golfplätzen in Oberstdorf (9 Loch), Ottobeuren (18 Loch), Wiggensbach (9 Loch) und Oberstaufen-Steibis (18). Diese vier Anlagen spiegelten beispielhaft den Facettenreichtum der Allgäuer Golfanlagen wider. Ich habe mich spontan in den Platz in Steibis verliebt :) Höhepunkt war freilich der Abschlag von der Oberstdorfer Skiflugschanze, einer der größten Sprunganlagen der Welt. Erst machte ein Unwetter einen Strich durch die Rechnung, beim zweiten Anlauf hieß es früh aufstehen. Schon um 7 Uhr ging es los. Das Hole-in-one gelang zwar keinem der Teilnehmer, mit Ramon Boss lag aber ein Nachwuchgolfer aus Oberstdorf am nächsten zur Fahne. Knapp unter drei Meter. Sein Schlag kurz vor Unterrichtsbeginn in der Schule brachte ihm am Ende einen Golfhouse-Gutschein für einen neuen Driver im Wert von 550 Euro ein. Nicht schlecht, oder?

 

Ich konnte leider wegen eines lange geplanten Familienurlaubs nicht an allen vier Turnieren teilnehmen und bin erst in der zweiten Wochenhälfte dazugestoßen. In Steibis habe ich zwar mit zwei Par und einem Birdie begonnen, mich dann aber sportlich der Topografie des Platzes mit sämtlichen Berg- und Talfahrten angepasst. Daher war auch der Gesamtsieg in der Tourneewertung außer Reichweite. Der Brutto-Titel ging in der Addition aller vier Spieltage an den Südtiroler Richard Stowasser, bei den Frauen an Sabine Kern (GC Erlangen). Und bei aller Lässigkeit ging es in der Teamwertung letztlich doch ums Prestige. Den Sieg sicherte sich in dieser Klasse ein Quartett aus dem Allgäuer Golf & Landclub Ottobeuren (Manfred Stock, Armin Schupp, Werner Feneberg, Pascal Knieling). Für die Brutto-Besten gab es jeweils einen schicken Trachtenjanker samt Logo der Vierplätzetournee.

 

Was mich besonders gefreut hat: Ein Großteil der Teilnehmer kam gar nicht aus dem Allgäu, sondern nutzte die Vierplätzetournee tatsächlich dafür, in dieser wunderbaren Gegend den Golfurlaub in kleinen Reisegruppen zu verbringen. Top! Und sie alle würden vermutlich liebend gerne schon jetzt den Terminkalender zücken, um sich den Termin der zweiten Vierplätzetournee im Jahr 2020 einzutragen. Immerhin nahmen die beiden Organisatoren Michael und Martin das Wörtchen Neuauflage auch schon in den Mund. Eine gute Idee. Ich wäre auf jeden Fall wieder dabei. Denn so geht Golf!


Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de, Dominik Berchtold, Andrea Stock