Training macht den Meister

Ja, da stehen sie also und hauen pausenlos die Bälle nach draußen. Hast Du auch so einen echten Golf-Junkie im Freundeskreis? So einen, der jede freie Minute auf der Driving-Range verbringt. So einen, der sein Erspartes in den Ballautomaten investiert? So einen, der die Handynummer des Pros schon auswendig kennt? Bist Du vielleicht sogar selbst so einer, so ein übereifriger Trainings-Weltmeister? Ich oute mich gleich zu Beginn: Nein, Die Driving-Range und ich werden wohl nie dicke Freunde.

Kalt auf die Runde kommt natürlich auch bei mir nicht in die Tüte. Ein, zwei Eimer vor der Runde gehören zum Pflichtprogramm. Für die Muskulatur und für das Ballgefühl. Und ich ärgere mich jedes Mal wieder aufs Neue, wenn ich Golfer sehe, die gerade eben noch aus dem Auto ausgestiegen sind und im nächsten Moment schon am Abschlag stehen. Ohne eine einzige Dehnübung, ohne einen einzigen Probeschwung. Man wünscht anderen ja generell nichts Böses, aber so eine klitzekleine Zerrung ...

 

Manchmal ärgere ich mich aber auch über mich selbst. Dann nämlich, wenn es auf der Range wieder einmal sensationell gut läuft. Der Driver, klong, die Kugel kerzengerade und locker über die 200-Meter-Markierung haut. Das Eisen 7 butterweich trifft und das Sandwedge den Ball auf den Zentimeter genau ins Trainingsnetz befördert. Das Selbstbewusstsein steigt und steigt und steigt. Mit jedem Schlag. Bis zum ersten Abschlag auf dem Platz. Denn - wie es der Volksmund sagt - folgt bei mir auf eine gelungene Generalprobe eben noch zu oft eine verpatzte Vorstellung. Liegt das womöglich daran, dass ich quasi als eine Art Autodidakt unterwegs bin, der seit Jahren keine Trainerstunde mehr hatte? 

Bestes Beispiel: Bubba Watson

Das beste Beispiel für einen erfolgreich Golf-Autodidakten ist Bubba Watson. Er hat, mal abgesehen von den Lektionen seines Vaters in früher Kindheit, nach eigenen Angaben nicht eine einzige Trainerstunde genommen. Was man zwar an seinem Schwung durchaus erkennen kann, seiner sportlichen Laufbahn hat das aber keinen Abbruch getan. Im Gegenteil. Watson spielt riskant und unkonventionell, hat aber schon zwei Majors gewonnen. Er wird daher wohl besonders ehrgeizig und fleißig sein. Auch ohne Trainerstunden. Einer von Tausend könne diese Qualität des Golfspiels tatsächlich erlernen, hat mir ein befreundeter Golf-Pro auf meine Frage hin geantwortet. Der Rest müsse es lernen. Auf die eine oder andere Weise.

 

Das Golftraining hat auf jeden Fall etwas mit Zielen und Eifer zu tun. Übung macht den Meister. Stimmt auch in diesem Fall. Bis Handicap 18, meinte der Pro, könne man auch ohne große Hilfe eines Trainers "normal golfen". Zumindest dann, wenn man mindestens drei Mal pro Woche selbst übt. Vor allem kurzes Spiel. Aber das ist bei vielen Freizeitgolfern schon wieder der Haken an der Sache. Denn wer stellt sich schon stundenlang aus eigenem Antrieb aufs Pitchinggrün, chippt unentwegt Bälle oder puttet, bis es dunkel wird?

Auf externe Tipps angewiesen

Je besser man letztlich beim Golfen werden, desto mehr Tipps und Anweisungen von anderen Menschen braucht man. Im besten Fall von einem Pro. Ab Handicap 15, hat man mir gesagt, schaffe man es schwer alleine, sich weiter voranzubringen. Und ab Handicap 9 gehe ohne technische Anweisungen und regelmäßiges Training sowie gar nichts mehr voran.

 

Letztlich muss es also jeder Golfer für sich selbst entscheiden: Welche Prioritäten setze ich? Was will ich auf dem Platz noch erreichen? Und ist es mir wert, dafür andere Einschränkungen, beispielsweise weniger Zeit für die Familie oder nichtgolfende Freunde, in Kauf zu nehmen?