Kennst Du das? Du stehst am ersten Abschlag des Turniers mit den richtigen dicken Preisen und Dir gehen alle möglichen Dinge durch den Kopf. Stehe ich richtig? Hätte ich den Kaffee vorher im Klubhaus besser nicht mehr trinken sollen? Hoffentlich schlage ich wenigstens ein Stückchen über den Damenabschlag hinaus. Bloß keine Lady! Ja, Golf kann ein ganz schön fieser Sack sein. Ein Sport, der die Hirnwindungen in Gang setzt. Und dabei passen Golf und Nachdenken so gar nicht zusammen.
Es ist Samstagmorgen, ein Sponsorenturnier mit tollen Preisen. Du bist gestern extra früh ins Bett gegangen. Du hast auf das freundschaftliche Feierabendbierchen mit dem Nachbarn verzichtet, stattdessen Dein Bag gepackt. Kurzum: Du bist motiviert bis in die Haarspitzen. "Dieses Mal hole ich mir das Ding", denkst Du. Stop! Fehler im System! Du hast gedacht. Schon vor dem ersten Abschlag. Dann gehörst Du bestimmt auch zu der Spezies Golfer, die selbst bei Turnieren an jedem Loch den eigenen Score mitschreibt, um dann gleich nachzurechnen, wie sich das eigene Punktekonto füllt - oder eben auch nicht. Das ist in etwa genauso schlimm wie ...
HEKTIK
"Ich will das alles nur ganz schnell hinter mich bringen", sagt sich der Hektiker. Rauf auf den ersten Abschlag, keinen Probeschlag, einfach nur das Ding nach vorne hauen. Geht natürlich schief. Ein bisschen Konzentration sollte es dann schon sein.
ABLENKUNG
Die jungen Frauen am Promotionstand des Turniersponsors, Deine Mitspieler, der Marshall, ja sogar die Vögel auf dem Baum rechts neben Dir - alle schauen nur auf Dich. Auf Dich und Deinen ersten Abschlag des Turniers. Denkst Du zumindest. Und schon geht der Versuch daneben.
ZWEITER BALL
"Mit dem zweiten sieht man besser", heißt es in einem Spot des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF). "Mit dem zweiten spielt man besser", sagt man auch in Golfer-Kreisen immer wieder spaßhaft. Und Du hältst Dich natürlich an diesen Slogan. Du nimmst zum Abschlag gleich noch einen zweiten Ball mit. Falls das mit dem Abschlag beim ersten Versuch nicht klappt. Und genau in einem solchen Fall geht dann der erste Ball prompt auch tatsächlich daneben. Also: Volle Konzentration auf den ersten Versuch!
AUFREGUNG
Ja, es ist ja irgendwie verständlich, wenn man am Abschlag aufgeregt ist. Ist in etwa so, wie wenn der große Theaterspieler auch bei seiner 999. Aufführung noch Lampenfieber hat. Du fürchtest Dich vor den Blicken Deiner Flightpartner. Der eine oder andere könnte vielleicht sogar lachen, wenn Du den Ball wieder mal nur neun, zehn Meter weit bringst. Denk Dir nichts! Geh' ganz entspannt zum Tee. Denn Du wirst sehen: Auf einer 18-Loch-Runde hat im Normalfall jeder mal einen Tiefpunkt.
ÄRGER
Warum habe ich nur diesen billigen Putt vorbeigeschoben? Wieso hat der Chip nicht so funktioniert wie ich das wollte? Ständig geistern Dir noch die Gedanken über Deine letzten Schläge durch den Kopf. Und dabei sind die schon mindestens vier oder fünf Löcher her. Mit diesen Altlasten auf den nächsten Abschlag zu gehen, macht alles nur noch viel schlimmer. Kurz ärgern ist erlaubt. Vielleicht auch ein kurzer fluchender Schrei. Dann heißt es aber: schnell abhaken, Kopf frei machen und den nächsten Abschlag wieder ganz elegant nach draußen hauen. Klingt für manchen leichter als es wirklich ist. Aber, probier es doch einfach mal aus!
Foto: Stephan Schöttl/alpengolfer.de