Die Kulisse an diesem wunderbaren Wintertag ist wie gemalt. Tiefblauer Himmel, glitzernder Schnee, die funkelnde Sonne und Berge, bei denen jede noch so kleine Kontur zu erkennen ist. Es wirkt wie die Komposition eines großen Meisters. Der Einwand, das alles habe aber doch gar nichts mit Golf zu tun, ist an dieser Stelle freilich berechtigt - aber genauso schnell entkräftigt. Denn hier, wo ich mit meinen Langlauf-Ski über die Loipe gleite, wird eigentlich von Frühjahr bis spät in den Herbst Golf gespielt. Und selbst jetzt im Winter dreht sich beim Golfclub Zugspitze-Tirol schon alles um die anstehende Saison.
Die einen zieht es in den warmen Süden, die anderen quälen sich über Wintergrüns: Während für die meisten Golfer der Winter ein unumgängliches Übel ist und der Schnee der Sand im Getriebe, spielt die kalte Jahreszeit für die Klubs eine ganz entscheidende Rolle. Weil der Platz endlich einmal durchschnaufen kann. "Der Winter ist für die Natur zum Erholen da", sagt Korbinian Kofler, Präsident des Golfmanagement Verbands Deutschland (GMVD). Seine These: Ein Golfplatz muss im Winter auch einmal Pause von der intensiven Pflege bekommen! Das sieht Daniel Ortner-Bauer ähnlich. Der Alpengolfer-Pro ist zugleich Manager im Tiroler Zugspitzgolf. Der 9-Loch-Platz zwischen Lermoos und Ehrwald in der Zugspitz-Arena schlummert unter einer dicken Schneedecke, auf der Langläufer und Winterwanderer unterwegs sind. "Wir haben die Flächen der Grüns aber bewusst abgesteckt. Da geht nix schief", sagt er. Der Platz meint er, regeneriere quasi im Winterschlaf besser als Fairways und Grüns auf einer Anlage, die den Winter über - von uneinsichtigen Golfern vielleicht selbst bei Frost - bespielt wird.
Viel Bürokratie
Dass hier normalerweise Golf gespielt wird, entgeht keinem Besucher. Mit Bannern macht der Klub auf sich aufmerksam. "Erleben Sie im Sommer genau hier Ihr Golfvergnügen", heißt es auf einem. Wenige Meter weiter, mit direktem Blick auf die Zugspitze, geht es um die Frage "Verliebt in dieses Panorama? Kommen Sie im Sommer zum Golfen". Ortner-Bauer sagt: "Unser Ziel ist es, dass der eine oder andere die Langlaufstöcke nach dem Winter gegen Golfschläger tauscht. Wir freuen uns über jeden Neuling." Für ihn hat die Saison 2018 längst begonnen. Die Wintermonate kommen für die unumgängliche Bürokratie genau richtig. Werbung, Archivieren und Bilanzieren, Rechnungen schreiben, Mitglieder informieren und viele neue Ideen schmieden. Wie beispielsweise einen neuen Web-Auftritt entwickeln. Seit Kurzem ist der Klub im Netz moderner und übersichtlicher aufgestellt. Der Alpengolfer-Pro erklärt: "Die Beherberungsbetriebe in der Region brauchen unsere Produkte und Angebote für die neue Saison schon im November des Vorjahres. Denn da beginnt für sie das Marketing für das nächste Urlaubsjahr." Apropos Urlaub. An den ist beim Team des Goflclubs auch im Winter kaum zu denken. Daniel Ortner-Bauer bietet in einem Lermooser Hotel Trainingsstunden am Golfsimulator an und die Greenkeeper der Anlage sind während der Golf-Pause vorübergehend bei den Liftbetrieben angestellt.
Fotos: Stephan Schöttl