Dieser Allgäuer hat den perfekten Durchblick

Es braucht beim Golf vor allem Gefühl. Und in vielen Situationen da draußen auf dem Platz auch ein gutes Augenmaß. Wow, so schnell war ich in meinen Geschichten glaube ich noch nie auf dem Punkt. Denn in dieser Alpengolfer-Geschichte geht es um den perfekten Durchblick. Ums bessere Sehen auf der Golfrunde. Am Wahl-Allgäuer André Durow kommt man da freilich nicht vorbei. Er ist auf diesem Gebiet ein absoluter Experte. Ein findiger Kopf und einer, den sie sogar auf den großen Profi-Touren dieser Welt bestens kennen. 

Er sagt: „Es gibt keine Outdoor-Sportart, die mehr und unterschiedlichere Anforderungen an das Auge und die Sehhilfe stellt als das Golfspielen.“ Das betreffe, meint André weiter, den jungen Golfer, der aus modischen Aspekten Sonnenbrille tragen möchte, genauso wie den Ü40-Spieler, der bereits Gleitsichtgläser tragen muss. Unternehmen wir an dieser Stelle kurz einen Ausflug ins Fachwissen. Durow erklärt: „Das Problem bei einer Sonnenbrille ist: Sie filtert nicht nur UV-Licht, sondern Licht aus dem sichtbaren Spektrum. Das heißt: Wenn Du Sonnenbrille mit 75 Prozent Tönung vor dem Auge hast, hast Du circa 20 Prozent Licht dahinter. Man suggeriert dem Auge also den Zustand von Dämmerung.“ Die Folgen haben wir vermutlich fast alle schon einmal zu spüren bekommen: Die räumliche Wahrnehmung ändert sich, das Distanzgefühl ist verfälscht. Beim Ansprechen beispielsweise wirkt der Ball näher als er wirklich ist – und er wird schnell mal getoppt. Das addiert sich in dem Moment, in dem die Lichteffekte schlechter werden. Auch Kontraste gehen verloren. Außer man nutzt die Variante des Brillenglases, das Durow schon vor über 20 Jahren entwickelt und mit dem er sich in der Golf-Welt einen Namen gemacht hat. In einer kleinen Glasmanufaktur lässt er produzieren. Sein Glas ist licht- und wetterunabhängig. 

Die namhaften Firmen belächelten ihn anfangs

Er war der Erste, der Brillengläser mit Stärke mit einer ganz besonderen Farbe versehen hat. Mit einer speziellen Tönung, die auf die Bedürfnisse des Golfsports abgestimmt ist, könne man bis in die Dämmerung spielen. Weil das Glas kontraststeigernde Wirkung habe. Der Wahl-Allgäuer sagt: „Durch mehr Licht arbeitet das Auge aktiv mit. Und die Nachteile, die eine Brille normalerweise mit sich bringt, machen sich nicht so bemerkbar.“ Im Jahr 2000 hat er sein Golfglas auf den Markt gebracht. Sein Kundenstamm war anfangs überschaubar. Die namhaften Firmen auf dem Gebiet der Sportoptik belächelten ihn. Irgendwann fingen sie an, sein Produkt zu kopieren und zu ändern. Es war der Zeitpunkt, als Durow bei einem Sonnenbrillentest einer renommierten Golf-Zeitschrift am besten abschnitt und er bei großen Profi-Turnieren als Aussteller um die Gunst der Sportler buhlte. „Das lief größtenteils über Mundpropaganda“, erzählt er.

Er war der "Haus-und-Hof-Optiker" der European Tour

Den Eintritt in die Profi-Welt hat er einem der erfolgreichsten Golftrainer zu verdanken. Deutschlands Trainer-Ikone Willi Hofmann war anfangs skeptisch und forderte André zu einer Art Wette heraus. Der Optiker erinnert sich noch gerne daran: „Ich habe ihm einen Deal vorgeschlagen: Wenn die Brille so gut ist, wie ich behaupte, dann bekomme ich von ihm eine Trainerstunde. Und wenn nicht, dann würde er mich auf keiner Golfmesse mehr sehen und ich würde mein Produkt wieder einstampfen.“ Hofmann war quasi die erste strenge Prüfinstanz. Das Ergebnis: Ein, zwei Tage später bot er Durow die Trainerstunde an – und kaufte eine zweite Brille. Für André war es ein echter Karriere-Sprung. Fünf Jahre lang passte er Golfern auf der European Tour Kontaktlinsen und Brillen an, auch Sehtests für die Profis gehörten zu seinen Aufgaben. Die Zeitungen berichteten über ihn (siehe Foto). „Da waren schon ein paar Hochkaräter dabei“, sagt er. Nick Faldo zum Beispiel, Niklas Fast, Sandy Lyle oder auch Padraig Harrington. Durow erzählt: „Die wussten, dass ich immer schon ab montags vor Ort war. Dienstag kamen sie, um ihre Augen überprüfen lassen, Donnerstag für die Runde waren sie ausgestattet.“

 

Inzwischen ist er Inhaber des Brillenstudio N in Kaufbeuren im Allgäu. In den Golfclubs bietet er Seminare zum Thema „Besseres Sehen“ an. Und er sagt: „Sich für die richtige Brille zu entscheiden ist vergleichbar mit dem Fitting beim Golf.“  

 

Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de