Kunst & Golf: Das Spiel mit den Elementen

Golfen, sagt Richard Zürcher, ist immer auch eine Auseinandersetzung mit den Elementen und deren Kräften. Jede Golferin, jeder Golfer weiß das aus Erfahrung. Entweder man nützt die Dynamik der Elemente oder man trotzt ihnen standhaft. „Ähnlich verläuft das mit uns Kunstschaffenden“, meint er. Leichte Chromstahlplättchen bewegen sich im Wind, schwere Eichenstämme und Äste streben in die Höhe und doch bleiben sie in der Erde verwurzelt. Zürcher, Jahrgang 1954, hat aus Golf und Kunst eine Symbiose gebildet. Er ist Initiator eines Skulpturenwegs entlang des Migros-Golfparks Oberkirch.

Seit 30 Jahren ist er Kunstschaffender, Berührungspunkte mit dem Golfsport gab es zuvor kaum. Zürcher aber wohnt in Sursee, nicht weit vom Golfpark Oberkirch. Und er mag die Landschaft dort. Das viele Grün, das Panorama. Als Holzbildhauer hatte er eines Tages den großen Wunsch, seine Skulpturen genau in diese wunderbare Fleckchen Erde zu setzen. Keine Ausstellung für den Moment, sondern etwas für die Ewigkeit. Gemeinsam mit der Gemeinde und dem Golfpark wurde diese Idee schnell realisiert. Vor gut sieben Jahren. „Ganz unkompliziert“, erzählt Zürcher. 

Der Rundweg lädt an 20 Stellen zum Nachdenken  ein

Der Rundgang lädt an 20 verschiedenen Stellen zum Innehalten und Nachdenken ein. Zürcher hat weitere Künstler aus der Region ins Boot geholt. Einige Male im Jahr bietet der Initiator höchstpersönlich Führungen auf dem Skulpturenweg an, der sich rund um die Spielbahnen des Golfplatzes schlängelt. Der Golfpark Oberkirch wird dadurch zum Naherholungsgebiet für alle. Die Resonanz, die Zürcher von Sportlern und Spaziergängern erhält, ist durchweg positiv. „Andere Meinungen höre ich nicht“, meint er lachend. Eines seiner Kunstwerke, die zu sehen sind, hat er „Zwei Eidgenossen“ genannt. Er erklärt: „Zwei angebrannte Eichenstämme ragen in die Höhe. Sie erinnern mit dem Schwarz an die Vergangenheit, mit ihrer aufrechten Haltung an Wachstum, mit ihren Kerben an Rhythmus, in dem alles Leben begrenzt ist.“ Besonders auffällig am Rande des Golfplatzes ist auch das „Relikt“. Wie ein Wikingerhelm ragt die Skulptur aus dem Boden empor. Zürcher sagt dazu: „Kühe enthornen ist nur ein Beispiel von Vielem, wie der Mensch heute die Natur für seinen Profit zu manipulieren weiß. Wo bleibt da der Respekt, den wir doch auch uns gegenüber als selbstverständlich erwarten?“ Dem Initiator des Skulpturenwegs ist es wichtig, immer wieder auch Neues zu zeigen. Es ist daher auch Platz für Veränderungen. Und er betont: „Alle Kunstwerke stehen auch zum Verkauf.“

Auch bei Golf Limpach setzt man auf Golf & Kunst

Golf und Kunst, das ist nicht nur im Golfpark Oberkirch ein perfektes Zusammenspiel. Auf der Anlage von Golf Limpachtal gab es ebenfalls die Idee, die Anlage nicht nur für Golfer zu öffnen, sondern auch für die Menschen, die das Limpachtal als Erholungsgebiet nutzen. Im Dezember 2019 fand ein erstes Treffen mit dem regionalen Künstler Erwin Baader statt. Thomas Schmocker, Geschäftsführer von Golf Limpachtal, erzählt: „Auf dem Parkplatz, in direkter Sichtdistanz vom Restaurant Limpach’s, steht schon seit mehreren Jahren ein Kunstwerk. Mit Eiger, Mönch und Jungfrau im Hintergrund entwickelte es sich zum beliebten Fotomotiv. Dieses Kunstwerk war die Initialzündung für den Skulpturenweg. Unterstützung haben wir von der Künstlergruppe BBK erfahren. Zusammen haben wir die Idee zum Projekt geformt und sind die Umsetzung Stück für Stück angegangen.“ Unter Leitung von Erwin Baader, der selbst mit einer Skulptur vertreten ist, sind die Verantwortlichen der Golfanlage direkt an die Künstler herangetreten. So konnten sie namhafte Künstler wie Schang Hutter oder den aktuellen Shooting-Star Simon Berger für ihr Projekt gewinnen. Schmocker meint: „Dank Simon Berger können wir sagen, dass Golf Limpachtal mit dem Kapitol in Washington gleichgestellt ist. Ergänzt wird der Skulpturenweg mit regionalen Künstlern. Eine spannende Mischung, die zur Besichtigung einlädt.“ 

Den einen gefällt es, die anderen sind zurückhaltend

Was das Feedback der Golferinnen und Golfer selbst angeht, ist es wie immer bei der Kunst. Den einen gefällt es, die anderen sind eher zurückhaltend. Eines haben Golfanlagen-Bertreiber und Künstler aber erreicht: Nach der Runde wird auch über die Skulpturen diskutiert, die Golfschläge, ab und auch große Kunst, treten für einen Moment in den Hintergrund. Schmocker sagt: „Auch von den Spaziergängern haben wir bislang nur positive Rückmeldungen erhalten.“ Der Platz erstreckt sich über zwei Kantone. Auf Solothurner Seite stehen derzeit schon sieben Kunstwerke. Die nächste Etappe ist auf der Berner Seite geplant, die Gespräche mit den Behörden laufen. Ziel des Projekts ist es, einen kompletten Weg mit circa vier Kilometern Länge und 14 Kunstwerken anbieten zu können. Läuft alles nach Plan, soll das schon ab 2022 der Fall sein. 

Fotos: Zürcher, Screenshot