Schwungumstellung: Segen oder nötiges Übel?

Es ist ein leidiges Thema. Ein Reizwort. Für manchen auch eine willkommene Ausrede, wenn es draußen auf der Runde mal nicht so läuft. "Der Pro hat meinen Schwung umgestellt, seitdem treffe ich nichts mehr!" Mal ehrlich, diesen Satz hast Du doch sicherlich auch schon mindestens einmal in Deinem Golferleben gehört, vielleicht ja sogar selbst gesagt. Schwungumstellung bedeutet Veränderung. Vertrautes geht verloren, Neues ist zu Beginn mit viel Fleißarbeit verbunden. Ist das denn nun Segen oder ein nötiges Übel?

Unser Alpengolfer-Pro Daniel Ortner-Bauer stört sich generell an dem Wörtchen Umstellung. Er sagt: "Es ist viel eher eine Schwunganpassung!" Und da reichen oft Kleinigkeiten, um das spielerische Potenzial eines einzelnen Golfers noch mehr auszureizen. Denn ein Mindest- oder Maximal-Handicap gibt es für das Instrument der Schwunganpassung nicht. "Man kann jeden Spieler ein bisschen besser machen", meint Ortner-Bauer. Golf ist demnach ein Sport, bei dem unsere beste Leistung immer vor uns liegt. Egal, wie gut wir in der Vergangenheit schon einmal gespielt haben. Es wundert also nicht, dass selbst die besten Professionals der Welt immer wieder mal am Schwung basteln. Henrik Stenson hat's schon gemacht, Martin Kaymer auch und Tiger Woods sowieso. Weil die Streuung beim Abschlag zu groß ist, die Eisen zu kurz sind oder die letzten Schläge aufs Grün zu ungenau. Alles das können Gründe sein, warum man den Eingriff ins Allerheiligste, das System des ganz eigenen Schwungs, zulässt. "Eine Schwunganpassung ist eine Vertrauenssache. Man sollte sich dazu schon den richtigen Pro auswählen. Es kommt nicht in erster Linie darauf an, dass er fachlich der Beste ist. Es muss auch auf der menschlichen Ebene stimmen", erklärt Alpengolfer-Pro Daniel.

Schritt für Schritt

Wann wäre für Dich der Punkt gekommen, an dem Du es mit einer Schwunganpassung probierst? Müsstest Du dazu schon richtig verzweifelt sein? Oder reicht die pure Neugier, was mit einem optimierten Ablauf beim Schlag noch alles möglich wäre? Ich für mich persönlich kann diese Frage eigentlich nicht richtig beantworten. Ich stelle mir eher eine weitere: Warum habe ich mich bislang noch nicht rangewagt? Angst? Skepsis? Zu wenig Geduld? Auf Letzteres kommt es nämlich ganz besonders an. Daniel Ortner-Bauer sagt: "Die meisten Golfer wollen sofort Ergebnisse sehen, am besten schon in der Runde nach der Trainerstunde. Das Problem: Das kann gar nicht funktionieren! Bei einer Schwunganpassung muss man sehr viel Ausdauer mitbringen. Denn es ist ein längerfristiger Prozess, bei dem man Schritt für Schritt vorankommt."

Am besten vor Saisonbeginn

Trainingsfleiß sollte man also auf jeden Fall mitbringen. Sonst ist der Effekt schnell verpufft. Daher eignet sich die Zeit vor Saisonbeginn am besten für eine Schwunganpassung. Im Januar oder Februar. Daniel Ortner-Bauer empfiehlt in der Winterpause mindestens eine Stunde wöchentlich auf die Übungsanlage zu gehen, um das Gelernte umzusetzen. Gemeinsam wird analysiert, der Profi nimmt das Schwungverhalten genauer unter die Lupe. Oft sind es nur die kleinen Stellschrauben, die letztlich große Wirkung haben. Das weiß der Alpengolfer-Pro aus seiner langjährigen Arbeit als Inhaber einer Golfschule. Gezwungen werde übrigens kein Golfer. "Ich gebe natürlich schon dem einen oder anderen dezente Hinweise, wenn ich Defizite oder Änderungsbedarf erkenne. Aber letztlich muss das jeder für sich selbst entscheiden", sagt Daniel Ortner-Bauer.

Fotos: Stephan Schöttl, Jörg Mette