Was kosten vier Stunden Vergnügen?

Sind deutsche Greenfees teuer? Ist es wirklich frech, wenn eine gepflegte Golfanlage samt Bergpanorama am Wochenende 75 Euro für eine 18-Loch-Runde kassiert? Immer wieder führen die Spielgebühren zu Diskussionen unter den Golfern. Die einen finden es okay, die anderen viel zu teuer. Aber was kosten eigentlich vier Stunden Vergnügen? Ich habe im Allgäu den Preisvergleich gewagt. Denn in dieser Region gibt es zahlreiche verschiedene Freizeitangebote. Von günstig bis teuer.

 

Aber zunächst noch einmal zurück zu den Greenfee-Gebühren. Bei den Berechnungen der Klubs geht es um vier Grundfragen: Wie hoch ist die Kapazität an freien Startzeiten? Hat es die Anlage überhaupt nötig, Zusatzeinnahmen durch Greenfees zu generieren? In Deutschland reicht das Spektrum hier zum Beispiel von Clubs, die Touristen als Zielgruppe haben und dadurch recht abhängig sind von Greenfees, bis hin zu Clubs, die kaum auf Greenfees angewiesen sind, weil Gäste etwa nur in Begleitung von Mitgliedern erlaubt sind. Zudem geht es darum, was die anderen Golfplätze im Einzugsgebiet nehmen und was die eigene Anlage an Qualität bietet.  In der Theorie sieht die Berechnung des Greenfees folgendermaßen aus: Die Gesamtkosten für den Betrieb einer 18-Loch-Golfanlage betragen beispielsweise jährlich 800.000 Euro. Wenn man davon ausgeht, dass pro Saison von Gästen maximal 5.000 Runden gespielt werden und von Mitgliedern zwischen 8.000 und 10.000 Runden, ergeben sich dadurch als Berechnungsgrundlage maximal 15.000 Runden. Geht man nun nach dem Muster Gesamtkosten der Anlage geteilt durch die Menge an gespielten Golfrunden vor, ergibt das theoretisch einen Preis von gut 53 Euro. Aber eben nur theoretisch.

Die einen Zeiten sind gefragt, die anderen weniger

Der durchschnittlich erzielte Greenfeepreis im Moment liegt weit darunter, da durch Rabatte fast niemand mehr volles Greenfee bezahlt. Die Differenz zwischen dieser Zahl und dem wirklich berechneten Greenfee bezahlen die Mitglieder durch ihre Mitgliedsbeiträge. Betreiber und Manager von Golfanlagen wenden deshalb das sogenannte Yield Management an, also das Verstehen und Nutzen des Kundenverhaltens. Sprich: Es gibt beispielsweise spät abends oder in der Früh viele freie Startzeiten, die ungenutzt bleiben und zu attraktiven Preisen angeboten werden können. Ist die Anlage wiederum sehr gefragt, wie zum Beispiel an Wochenenden zwischen 10 und 14 Uhr, kann man den Preis höher ansetzen. Die perfekte Formel gibt es nicht, da niemand das genaue Verhalten und die Preissensibilität der Greenfee-Spieler kennt. Aber eines ist sicher: Solange der Preis gezahlt wird, wird er nicht nach unten korrigiert.

Der Preisvergleich im Allgäu

Für den Preisvergleich in der Freizeit-Region Allgäu gehe ich von einem durchschnittlichen Greenfee von knapp 50 Euro für 18 Löcher und damit knapp vier Stunden Vergnügen aus (das ist auch die Zahl, die man beim DGV findet).

 

Natürlich gibt's im Freizeit-Eldorado zwischen Memmingen und Oberstdorf, vom Boden- bis zum Forggensee, auch etliche günstige Angebote. Die Tageskarte im Freibad auf dem Dorf für drei Euro zum Beispiel. Oder die Tour durch die tosende Klamm für 3,50 Euro. Die 18-Loch-Runde auf dem Golfplatz ist aber noch lange nicht der teuerste Spaß in dieser Reigon. Nehmen wir mal eine Kartbahn. Go-Kart-Fahren macht riesig Spaß, keine Frage. Aber es ist ein vergleichsweise teurer Spaß, denn selbst an Aktionstagen, kosten dreieinhalb Stunden 55 Euro. Im Vergleich zum Golfen: weniger Zeit, mehr Kosten.

 

Nächstes Beispiel: SUP, der neue Kult-Zeitvertreib Stand-Up-Paddling. Wer sich eines dieser speziellen Boards an einem Allgäuer See ausleihen will, zahlt knapp 15 Euro pro Stunde, macht bei vier Stunden schon knapp 60 Euro. Mehr als auf dem Golfplatz. Auf der Bowling-Bahn kostet die Stunde zur Primetime 26 Euro, also 104 Euro für vier Stunden. Nicht schlecht, oder? Wer mit der Bergbahn aufs Nebelhorn in Oberstdorf fahren will, legt an der Kasse schon allein für Berg- und Talfahrt 35,50 Euro hin. Für eine vierstündige Rafting-Tour auf der Iller bezahlt man 69 Euro pro Person und wer fünf Stunden mit einem Segway durch das Allgäu kurvt, ist sogar mehr als 100 Euro dafür los.

Fotos: fotolia.de, Stephan Schöttl