Pollenallergie: Die Augen tränen, die Nase tropft

Was war das gestern für ein traumhafter Golftag. Die besten Flightpartner, die man sich vorstellen kann. Sonne satt. Und diese Aussicht über die weiten, bunt blühenden Wiesen hinweg auf die Berge und den nahen See. Und heute? Heute muss ich dafür wieder einmal büßen. Die Augen tränen, die Nase tropft, die Lunge brennt. Ob Jogger, Walker, Inline-Skater, Mountainbiker oder auch Golfer - viele Outdoor-Sportler müssen sich vor allem in der ersten Jahreshälfte auf eine besondere Situation einstellen. Das Immunsystem gerät in Schieflage.

Bei bis zu 24 Prozent der Erwachsenen ist laut Experten des Ärzteverbands Deutscher Allergologen (ADA) schon einmal Heuschnupfen und bei bis zu vier Prozent sogar Asthma festgestellt worden. Das Verzwickte daran: Die Pollenflugsaison dauert mittlerweile fast das ganze Jahr. Zunächst sind Frühblüher wie Birke, Erle oder Haselsträucher schuld, im Mai und Juni kommen Gräserpollen und zum Herbst hin zum Beispiel die Ambrosie. Was letztlich ursächlich für die jeweiligen Beschwerden ist, lässt sich zum Teil zeitlich recht eindeutig eingrenzen. Manchmal ist es aber auch schwierig, das herauszufinden. Die Symptome sind ja meistens ähnlich.

 

Die Erklärung der Mediziner erscheint mir logisch: Sportler atmen aufgrund der körperlichen Belastung tiefer und häufiger ein. Sie sind der Pollenbelastung dadurch besonders stark ausgesetzt. Da die Pollen allergieauslösender Pflanzen nur ein- bis sechs hundertstel Millimeter groß sind, gelangen sie beim Einatmen nicht nur in die Nase, sondern bis in die Bronchien. Schon 20 Pollen pro Kubikmeter Luft können bei Allergikern Beschwerden verursachen. Zum Vergleich: Eine Blütendolde weitverbreiteter Gräser setzt zwei bis fünf Millionen Pollen frei. Ein einzelnes Birkenkätzchen lässt sogar über fünf Millionen Pollenkörner fliegen. Wichtig sei, sagt mein Arzt, dass Allergiker in der Pollenzeit den Pollenkontakt meiden. Also etwa die Fenster geschlossen halten oder im Auto darauf achten, dass spezielle Innenfilter die Konzentration der Pollen in der Luft reduzieren. Für aktive Golfer klingt das nach einem schlechten Witz. Es ist nahezu unmöglich, über den Platz zu gehen und sich gleichzeitig ausreichend zu schützen. 

Allergieschübe bei Golf-Promis

Was sich für den Hobbygolfer, der ein, zwei Mal pro Woche mit Freunden oder dem Partner den Schläger schwingt, durchaus praktikabel anhört, ist für die Spieler auf den Profitouren freilich nicht so einfach umzusetzen. Und auch dort hat es in der Vergangenheit immer wieder prominente Allergie-Opfer gegeben. Alexander Cejka zum Beispiel. Er war schon mehrfach gezwungen, aus Turnieren auszusteigen, da er Atemprobleme und Juckreiz nicht in den Griff bekam. Für Cejka war die Allergie daher fast existenzbedrohend. Er bekam auf dem Platz Ausschlag am ganzen Körper, die Handgelenke schwollen an. Auch Ian Poulter leidet immer wieder an allergischen Schüben. Jill McGill hat es während ihrer aktiven Zeit auf der LPGA-Tour besonders schwer erwischt. Immer wieder erlitt sie allergische Schocks. Es gab Zeiten, in denen McGill nicht einmal trainieren konnte, weil sie Probleme hatte,  sich zu konzentrieren, oder sich einfach viel zu müde fühlte. Sie habe sich oft gewünscht, schreibt Sie im Netz, genauso allergisch gegen Doppelbogeys zu sein wie gegen Löwenzahn.

 

Ganz egal, wie und in welcher Gegend es einen erwischt, die Therapiemöglichkeiten sind mittlerweile vielseitig: Sie reichen von antiallergischen Tabletten, den sogenannten Antihistaminika, über Nasensprays und Augentropfen bis hin zu alternativen Heilverfahren wie der Akupunktur. Der Experte rät langfristig zur Allergie-Impfung, der Hyposensibilisierung. Diese Therapie setzt da an, wo die Allergie angefangen hat – am Immunsystem des Allergikers. Studien hätten gezeigt, heißt es, dass eine solche Impfung in rund 80 Prozent der Fälle erfolgreich ist und man den Patienten im Idealfall ganz von seinen Beschwerden befreien kann.

 

Und es gibt Tipps, die man als allergiegeplagter Freizeitsportler ganz einfach selbst umsetzen kann. Denn die Pollenbelastung schwankt je nach Uhrzeit und Umgebung. In der Stadt ist die Belastung abends am stärksten, auf dem Land morgens zwischen 5 und 8 Uhr. Die beste Zeit zum Golfen in der Pollenflugzeit ist daher in der Stadt morgens, auf dem Land später abends. Warmes und trockenes Wetter begünstigt den Pollenflug. Regen dagegen wäscht einen Teil der Pollen aus der Luft, daher ist die Pollenbelastung nach Regengüssen geringer. Der einfachste Tipp: die Pollen nach dem Golfen draußen lassen. Möglichst vor dem Schlafengehen die Pollen aus den Haaren spülen und die Golfkleidung in einem separaten Raum außerhalb des Schlafzimmers ablegen.

Fotos: Fotolia.de, Stephan Schöttl