Wer parkt hier in der ersten Reihe?

Ja, ich geb’s zu: Ich parke auch immer an vorderster Front. Weil die Parkplätze direkt vor dem Klubhaus für Vorstandsmitglieder unseres Klubs reserviert sind und ich eben auch ein solches bin. Aber ganz ehrlich: Bei mir ist das vielmehr Bequemlichkeit als falscher Stolz. Es hat schon was, wenn man das Golfgepäck aus dem Kofferraum zieht und damit nur noch kurz über den schmalen Weg hoppeln muss. Generell finde ich diese VIP-Parkzone in erster Reihe aber ziemlich sinnlos.

Warum? Weil es meiner Meinung nach für Neulinge erst einmal abschreckend wirkt. Aha, die tollen Hechte und Mr. Wichtigs sind also mehr wert als das Normalo-Mitglied. Es könnte dadurch zumindest dieser Eindruck entstehen. Das spielt all denen in die Karten, die nach wie vor elitäre Klischees unseres Lieblingssports verbreiten. Gut, an der Schule gibt es auch gesonderte Lehrerparkplätze, der Geschäftsführer eines Betriebs stellt seinen Luxusschlitten ebenfalls direkt vor der Tür ab. Aber warum nicht mal zurückstecken und zugunsten der Gäste ganz hinten parken? Zu deren Wohl, wohlgemerkt. Denn Wohlfühlen und Genießen ist ganz wichtig vor, auf und nach der Runde. Das Klubhaus ist, das habe ich an anderer Stelle in meinem Blog schon einmal geschrieben, die Visitenkarte der Anlage. Wer Interesse an einer Mitgliedschaft hat oder als Gast zum ersten Mal vorbeischaut, der wird sich hier ganz genau umsehen. Würde ich mich hier wohlfühlen? Wie sauber ist’s? Wie hell, gepflegt und sicher? Und welchen Stellenwert haben eigentlich die Mitglieder? Diejenigen, die ihre Autos weiterhin entlang der 18. Spielbahn abstellen müssen – immer in großer Gefahr durch den nächsten Slicer und ungewollte Querschläger noch eine Delle mehr abzubekommen.

Umfrage unter den Klubs

Der Golf Management Verband Deutschland hat zu Beginn des Jahres eine Umfrage gestartet und wollte von seinen Mitgliedern wissen, welche Parkplätze auf ihren Anlagen vorhanden, wie sie ausgestattet und ob reservierte Flächen ausgewiesen sind. Das Ergebnis zeigt: Es gibt durchaus schon Klubs, die umgedacht haben. Denn von 128 Teilnehmer an dieser Umfrage gaben 52 Prozent, also mehr als die Hälfte an, dass es bei ihnen gar keine reservierten Plätze für Vorstandsmitglieder mehr gibt. Es lebe die Gleichberechtigung! Und das ist auch gut so.

 

Interessant ist übrigens auch die detaillierte Liste: Wer trotzdem noch reserviert, der macht das in erster Linie für den eigenen Klub-Präsidenten, für weitere Vorstandsmitglieder, die Gastronomie und den Shop. Feste Stellflächen für Mitarbeiter haben hingegen nur die wenigsten. Komisch, oder? Einen spannenden Ansatz finde ich, dass es auf immerhin zehn der 128 befragten Golfanlagen die Möglichkeit gibt, sich feste Parkplätze zu kaufen oder zu mieten – von 150 bis zu 1000 Euro pro Jahr. Und eine Idee ist mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben: Ein Klub gab an, für den jeweils ersten Gast des Tages einen Parkplatz in der ersten Reihe reserviert zu haben. Das ist sympathisches und innovatives Marketing!

Uns so fällt das Fazit aus

Und so fällt das Fazit der GMVD-Umfrage aus: Die Mehrheit ist gegen reservierte Vorstandsparkplätze. Dennoch besitzen 48 Prozent der befragten Clubs eben solche. Clubmeister würdigt man mitunter mit einem reservierten Parkplatz (45 %). Darüber hinaus gibt es Parkplätze mehrheitlich für Fahrräder, Busse, Behinderte und Hundebesitzer. Die Parkplätze sind mehrheitlich befestigt, beleuchtet und unbewacht.

Foto: Stephan Schöttl/alpengolfer.de