Minigolf vs. Golf - das Battle

Nein, Otto finden sie beim Minigolf gar nicht gut. So wird in dieser Sportart der Fauxpas genannt, wenn man die kleine Kugel mit sechs Schlägen noch immer nicht im Loch untergebracht hat. Einen Strafschlag gibt’s obendrein, notiert wird dann eine Sieben. Vor Otto haben sie mich dieses Mal auch gewarnt, die Profis der Minigolffreunde Steinbruch in Kempten, gleich bei mir um die Ecke. Mit meinem Sohn bin ich regelmäßig hier. Doch dieses Mal ging's nicht nur um Eis und Apfelschorle. Dieses Mal ging's um die Ehre. Im großen Duell. Die Geschichte erscheint im Frühjahr in der Zeitungsbeilage GOLFREGION ALLGÄU - und vorab exklusiv im Alpengolfer.

Der Otto also. Auf so mancher Runde, die ich auf den Minigolfanlagen landauf, landab zusammen mit der Familie und Freunden gedreht habe, sind Otto und ich uns schon begegnet. Meistens habe ich, ein leidenschaftlicher Golfer mit 12er-Handicap, dann dem ungewohnten Minigolf-Schläger die Schuld am schlechten Ergebnis gegeben. Weil er eben anders in der Hand liegt. So ist letztlich auch die Idee eines Duells entstanden: Klein gegen Groß, Minigolfer gegen Golfer. Jeder mit seiner gewohnten Waffe.

 

15 verschiedene Bälle im Täschchen

Mein Gegner: Manfred Schmid, seit zwei Jahren begeisterter Minigolfspieler, Sportwart der Minigolffreunde Steinbruch Kempten und mit diesem Verein auch in der Landesliga aktiv. Fester Händedruck, siegessicherer Blick – und ausgetüfteltes Equipment. In einem Täschchen hat Schmid mehr als ein Dutzend Bälle dabei. Eigentlich steht es zu diesem Zeitpunkt schon 1:0 für ihn. Weil der Golfball mit seiner Größe, dem Gewicht und der Struktur wohl gar nicht für die Asphaltbahnen geeignet wäre, bekomme ich eine Allroundkugel. Schmid greift immer wieder in sein Täschchen und wechselt munter durch. Auf Bahn 1 beispielsweise nimmt er einen Gummiball, weil sich der über die Bande besser spielen lässt. Schmid erklärt mir aber auch: „Anfänger sollten erst einmal auf den Einsatz von Bällen mit großer Sprunghöhe verzichten und sichere Varianten spielen.“ Mach ich auch – und brauche ebenfalls nur zwei Schläge. Später nimmt er mal eine leichtere, mal eine schwerere Kugel. Mal eine mit glatter Oberfläche, mal eine mit rauer. Hier ist ein harter Kern gefragt, dort ein weicher. Das ist aber freilich nicht er einzige Unterschied, weshalb mir der Minigolf-Experte weit voraus ist. Er kennt seine Bahnen schließlich aus dem Effeff.

Gerader Schlag vs. ausgeklügelte Strategie

Schmid weiß genau, wo der Ball am Startpunkt platziert werden muss, in welchem Winkel er gegen die Bande zu laufen hat und wie viel Kraft hinter dem Schlag stecken sollte. Ich habe damit große Probleme. Denn auf den Grüns draußen auf dem Golfplatz kommt es ganz viel aufs Gefühl an. Und natürlich habe ich es in all den Jahren auch ein wenig verinnerlicht, wie weit ausgeholt und wie stark geputtet werden sollte, um die jeweilige Distanz zur Fahne möglichst perfekt hinzubekommen. So versuche ich auch auf den Minigolf-Bahnen zu spielen – und bleibe mit meinen Schlägen ein ums andere Mal zu kurz. „Mehr Schmackes“, ruft mir Manfred Schmid zu. Zu diesem Zeitpunkt liegt er aber – nachdem das Duell auf den ersten beiden Bahnen noch ausgeglichen war – bereits zehn Löcher in Führung. In Schlägen: 21 zu 42. Schmid legt noch ein weiteres Ass nach, während ich mich langsam aber sicher bei zwei bis drei Schlägen eingependelt habe. An Bahn 17 gelingt es mir tatsächlich, meinem routinierten Kontrahenten ein Loch abzunehmen. Schmid macht beim ersten Schlag einen Fehler, den ich gnadenlos ausnutze. Und völlig euphorisiert ob dieses Erfolgserlebnisses lege ich an der letzten Bahn sogar mein erstes Ass an diesem Tag nach. Hinlegen, zielen, hochspielen. Hört sich einfach an. Doch ein weiteres Mal ist hier zu sehen: Oftmals ist der direkte Weg nicht der einfachste. Ein Bandenpunkt in zwei bis drei Metern Entfernung ist leichter zu treffen und anzuvisieren, als das Loch zehn Meter weiter hinten. Während ich das Hindernis dank meiner durchweg kerzengeraden Schläge auf direktem Weg überwinde, wählt mein Gegenüber seine ausgeklügelte Strategie und spielt einmal mehr mit der Bande. Bewundernswert!

 

Viel Spielraum bis zum Bahnrekord

Die Bilanz des Duells liest sich am Ende so: 18 Löcher gespielt, 13 hat der Hausherr auf seinen Minigolf-Bahnen gewonnen, vier haben wir geteilt und eine ging tatsächlich an den Golfer. Während es bei uns Golfern je nach Handicap darum geht, eine 18-Loch-Runde unter 100, 90 oder 80 Schlägen zu beenden, sind die Minigolfer auf die magische 30 und damit einen Einser-Schnitt aus. Auf der Scorekarte stehen in unserem Battle unter dem Strich 32 Schläge für den Minigolfer, 55 für mich. Eigentlich kein schlechtes Ergebnis. Gemessen am Bahnrekord im Kemptener Steinbruch von 22 Schlägen aber doch noch ganz schön ausbaufähig.

 

Fotos: Ralf Lienert (3), Stephan Schöttl/alpengolfer.de (2)