(M)eine sportliche Midlife-Krise

Unzufriedenheit. Grübeleien. Sind das die ersten Anzeichen einer Midlife-Krise? Zwischen 35 und 50 Jahren kommt sie mit aller Wucht. Männer verlieren Muskeln, sind nicht mehr so leistungsfähig wie noch vor ein paar Jährchen und neigen recht schnell dazu, alles und jeden infrage zu stellen. Bei mir ist diese Lebensphase sportlicher Natur. Ich fühle mich alt und bin gerade dabei, aus der Bahn zu fliegen. Warum? Die jungen Kerle überholen mich im Eilzugtempo. Drei, vier Turniere. Schwupp, schon sind sie fast einstellig. Und ich? Ich bewege mich in meiner Formkurve gerade eher wieder in die andere Richtung. 

Ich habe die "Midlife Krise" gerade mal gegoogelt. Auf ein paar Tipps bin ich gestoßen. Zum Beispiel auf diesen einen Rat: "Akzeptiere Deine Grenzen. Du bist keine 20 mehr, das ist nun einmal so." Piff, paff. Der hat gesessen. Ja, klar, das stimmt. Aber will ich diese Grenzen wirklich akzeptieren? Schwer! Der Ehrgeiz ist nach wie vor riesig. Rein rechnerisch fehlen mir nur noch acht Jahre bis zu den Senioren. Eigentlich fühle ich mich aber noch so, als hätte ich vor zwei Jahren noch bei der Jugend-Clubmeisterschaft mitgespielt. Gut, dass es die Jungs gibt, die mich da schnell wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurückholen. Wenn sie ihre Drives an die 300-Meter-Marke nageln - und ich schon froh sein muss, wenn ich mir bei Schwung nicht die Rückenmuskulatur zerre. Wenn sie mal wieder ihre 46 Netto-Punkte spielen - und ich schon froh sein muss, wenn ich's auf die Hälfte der Zähler bringe. 

Mein Lauf ist lange her

Ja, ich hatte auch mal so einen Lauf. Ich war noch auf Augenhöhe mit denen, die heute von Turniersieg zu Turniersieg eilen. Damals. Früher. Lange her. Doch in den letzten 20 Turnieren habe ich es nur noch einmal geschafft, mein Handicap weiter zu verbessern. Ganz schön magere Ausbeute. Vielleicht liegt's ja an meinen eigenen Erwartungen, die möglicherweise viel zu hoch sind. Vielleicht liegt's aber auch einfach daran, dass der Nachwuchs stundenlang auf der Übungsanlage steht, Bälle schlägt und der kurze Spiel zur Perfektion treibt, während ich mir auf der Terrasse des Clubhauses schon längst das zweite, dritte Bierchen gönne oder zuhause die Zeit mit der Familie verbringe. Die Prioritäten haben sich über all die Jahre eben verlagert. 

 

Noch so einen Tipp habe ich in einem dieser Internet-Ratgeber gelesen: "Sehe die Krise als Chance, die zweite Hälfte des Lebens bewusst neu zu gestalten." Danke, werde ich machen! Demut habe ich beim Golfen in den vergangenen zehn Jahren schließlich schon im Überfluss gelernt. Jetzt kommen die Spaß-Jahre. Rausgehen. Die Zeit auf dem Platz genießen. Lachen. Leben. Lustig sein - im Idealfall mit den Youngsters. Denn das hält jung und ist viel, viel mehr wert, als eine Scorekarte ohne Striche oder irgendeine Trophäe, die daheim auf dem Schreibtisch verstaubt. 

Fotos: Schöttl/alpengolfer.de