On Tour: Mein Abenteuer im Mainzer Golfclub

400 Kilometer, sechs Stunden Autofahrt, davon mindestens zwei im Stau. Um diesen Platz spielen zu können, habe ich einiges auf mich genommen. Aber: Es hat sich definitiv gelohnt! Als Referent für einen GOLF&NATUR-Workshop des Deutschen Golf-Verbands war ich in den Mainzer Golfclub eingeladen. Und zwischen Tagesordnungspunkten und Smalltalk habe ich eine Runde auf der Anlage in Budenheim gespielt. Auf einer Anlage, die ich in dieser Region nicht in dieser Form erwartet hätte. Denn es geht rauf und runter. Wie bei mir daheim in den Allgäuer Bergen.

Als ich in einem kleinen Kreis erzählt habe, ich werde jetzt raus auf den Platz gehen (mit dem Hobbysportgolfer Christian, einem Blogger-Kollegen), meinte einer der Workshop-Teilnehmer mit einem müden Lächeln im Gesicht: "Wollen wir eine Wette abschließen? Wie viele Bälle werden Sie verlieren?" Ja ja, laber Du nur, habe ich mir in diesem Moment noch gedacht. Und knapp vier Stunden später war mein Bag fast ein halbes Kilo leichter. 45 Gramm für jeden der zehn Bälle, die ich irgendwo zwischen den Löchern 1 und 18 verballert hatte. Golf erfordert Demut. Nirgendwo ist mir in den vergangenen Monaten diese Tatsache mehr bewusst geworden als auf dieser Runde im Mainzer Golfclub. Aber bitte verstehe mich jetzt nicht falsch: Ich habe keinen einzigen dieser zehn Bälle auch nur ansatzweise bereut. Denn dieser Platz ist ein Erlebnis der besonderen Art, auf jeden Fall einer der spektakulärsten Plätze, die ich bislang besucht habe. Weit, weit entfernt von meinen geliebten Bergen und doch prädestiniert, als Ehrenmitglied in die Alpengolfer-Top-Ten aufgenommen zu werden. Denn so viel alpinen Charakter hat manche Anlage im Süden der Republik nicht. Aber was macht denn diesen Platz nun so besonders?

Wie im Grand Canyon

Man muss wissen: Wo heute eine Golfplatz ist, war von 1856 bis 1984 ein Steinbruch, in dem Sedimentkalkstein abgebaut wurde. In den 1910er Jahren wurde hier sogar das versteinerte "Budenheimer Nashorn" gefunden, das mittlerweile im Senckenbergmuseum in Frankfurt sowie als Kopie im Naturhistorischen Museum in Mainz ausgestellt ist. Auch als Mülldeponie wurde das Gelände schon genutzt. Bis in den Jahren 2005/2006 ein Raumordnungsverfahren für einen Freizeit-, Sport- und Erholungspark eingeleitet worden ist. Viele Überlegungen und 8,5 Millionen an privaten Investorengeldern später, wurde im Jahr 2010 die 18-Loch-Golfanlage fertiggestellt, die als ein Paradebeispiel für sinnvolle Nachnutzung solcher stillgelegten Areals durchgeht, der Schutz ökologisch sensibler Bereiche inklusive.

 

Die ersten neun Löcher sind perfekt in die schroffe Felslandschaft integriert. Enge Schneisen, schmale Felsbänder und hohe Steilwände fordern präzises und konzentriertes Spiel. Man fühlt sich ein wenig wie mitten im Grand Canyon. Die Bahnen 10 und 18 bringen ungeahnte Höhendifferenzen, viel Auf und Ab (auch im eigenen Spiel übrigens) und ein wunderbares Panorama ins Rheinhessische und den Rheingau, über Mainz und Wiesbaden. Eben wie in den Bergen.

 

Gewohnt habe ich übrigens direkt am Golfplatz; im Aparthotel, das zum Golfclub gehört. Geräumige Appartements, sauber, gepflegt, ruhig. Golferherz, was willst Du mehr!?

 

Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de