Ein schneller Blick, ein erstes freundliches Lächeln - und schon schlägt das Herz schneller, die Schmetterlinge im Bauch fliegen Formation. Ja, es ist Liebe auf den ersten Blick! Aber gibt's die wirklich? In Liebesromanen und TV-Schnulzen auf jeden Fall. Was unser Leben angeht, wird darüber mindestens seit Jahrhunderten diskutiert. Und jetzt kommt die schlechte Nachricht für alle bedingungslosen Golf-Romantiker: Auch wenn Du vielleicht Hals über Kopf in den Eisen 7 verknallt bist, die Sache mit der Liebe auf den ersten Schlag ist leider nur ein Mythos. Warum?
"Es ist Einstellungssache. Viele Spieler sagen, die Nummer 8 ist mein Lieblingsschläger. Aber sie fokussieren sich dabei zu sehr auf diese Nummer", sagt Daniel Ortner-Bauer, unser Alpengolfer-Pro aus dem Golfclub Zugspitze-Tirol. Das Eisen 8 ist es bei mir nicht, auch nicht das Eisen 6. Da ist der Slice zu stark. Ich fühle mich am wohlsten mit meinem Eisen 7. Und genau dieses Wohlfühlen macht den Unterschied aus, sagt Daniel. "Natürlich spielt man mit dem einen oder anderen Schläger lieber, weil man Vertrauen hat. Wenn ich heute viel mit einem Eisen 7 oder Eisen 8 trainiere, weiß ich, dass der Schläger funktioniert", meint er weiter. Meine Frau zum Beispiel bräuchte eigentlich gar kein volles Bag. Ihr würden ein Hybrid, ein Wedge und ein Putter völlig reichen. Weil sie mit dem Hybrid so ziemlich jeden Ball bis kurz vor das Grün schlägt. Egal aus welcher Lage, egal welche Entfernung. Dann der kurze Chip, ein, zwei Putts - und drin ist das Ding. Was soll man sich da mit Schlägern über den Platz quälen, bei denen jedes Mal schon beim Probeschwung das Händchen zittert?
"Mein Lieblingsschläger ist der Driver"
Daniel Ortner-Bauer sagt dazu: "Natürlich würde es Sinn machen, sich mal mit dem ungeliebten Eisen auf die Range zu stellen und zu trainieren." Und dann outet er sich: Auch er habe einen Lieblingsschläger, seinen Driver.
Aber noch einmal kurz zurück zu mir und meinem Eisen 7. Warum eigentlich ist es genau dieser Schläger? Er ist besonders verlässlich, man spielt präzise, hat vielleicht auch seine allerersten Golfschläge im Schnupperkurs damit gemacht - und eigentlich kann man ihm immer und überall brauchen. Zum Abschlag und sogar fürs kurze Spiel. Würde man unter allen Golfern der Welt eine Umfrage starten, welches Werkzeug im Bag am meisten Zuneigung genießt, würde sich tatsächlich das Eisen 7 mit großer Mehrheit durchsetzen. Allerdings nicht, weil es sich so gut anfühlt. In Wahrheit passt nämlich genau dieses Eisen 7 am besten zum Schwung und zur körperlichen Physik. Der Länge und des Lofts wegen.
Fotos: Stephan Schöttl, Jörg Mette