Ein junger Allgäuer geht als Profi auf Tour

Für Justin Deibler soll das Jahr 2023 zu einem Wendepunkt in der Karriere werden. Der 20-Jährige aus Ottobeuren wagt den mutigen Schritt ins Profilager und startet 2023 als einziger Golfer aus dem Allgäu auf der Pro Golf Tour, einer Einsteiger-Turnierserie für junge Golfprofessionals und Top-Amateure. Und er träumt dabei von einer ähnlichen Entwicklung, wie sie Martin Kaymer einst hingelegt hatte. Der war lange Zeit Deutschlands bester Golfer und Anfang 2011 vorübergehend sogar Weltranglisten-Erster.

Kaymer gelang über diesen Weg der Durchbruch im internationalen Golf-Geschäft. 2006 gewann er die Rangliste der Pro Golf Tour, qualifizierte sich für die European Tour und war damit angekommen im Konzert der Großen, in der ersten Liga des Golfsports.

 

„Generell habe ich viel Lust drauf. Man trainiert ja jeden Tag darauf hin. Aber ich habe auch Respekt davor“, sagt Deibler. Täglich gehen ihm Fragen durch den Kopf. Wie schnell wird er sich einfinden? Spielt er überhaupt schon gut genug für die Tour? Und wie wird er sich entwickeln? Drei Jahre hat sich Deibler Zeit gegeben. „Das erste Jahr ist zum Reinkommen, im Laufe des zweiten, spätestens im dritten Jahr fühlt man sich dann wohl und ist auch golferisch auf dem Niveau, auf dem man sein will. Und in diesem Zeitraum ist es in einem gewissen Rahmen auch finanzierbar“, erzählt der 20-Jährige. 

Der junge Golf-Profi ist auf Sponsorensuche

Als Golf-Profi ist er selbstständiger Unternehmer. 25.000 Euro pro Saison hat sich Deibler als Budget gesetzt. „Ich komme damit sehr gut hin, der Betrag ist aber eher konservativ angesetzt. Andere rechnen mit 35.000 Euro“, sagt er. Die Pro Golf Tour wird von Jahr zu Jahr beliebter und genießt einen ausgezeichneten Ruf als Zugangstor zur zweitklassigen Challenge Tour. Entsprechend steigen auch Qualität und Größe der Teilnehmerfelder kontinuierlich an. Insgesamt sind bei den Turnieren bis zu 156 Spieler aus 30 verschiedenen Nationen am Start.

 

Momentan ist der junge Golfer noch auf Suche nach Sponsoren und Unterstützern. Eine Anschubfinanzierung ist unabdingbar, denn auf den unterklassigen Touren lässt sich kaum richtig Geld verdienen. Kein Vergleich zu den Millionenbeträgen, die an der Weltspitze fließen. „Ich setze auf mehrere kleinere Sponsoren und bin über jeden Euro froh und dankbar, den ich zusätzlich bekomme“, sagt Deibler. Die ersten vier Turniere, die in Ägypten ausgetragen werden, lässt er bereits aus. Zu groß wäre der finanzielle Einsatz für Flug und Unterkunft. Während der Saison, die 13 Turniere in sechs Ländern Europas umfasst, will Deibler mit vier Kollegen reisen, sich die Kosten für Sprit und Ferienwohnung teilen. Er erklärt: „Der Gewinner der Rangliste schreibt am Ende der Saison eine Null. Aber der Rest zahlt drauf.“

Für den Golfclub Augsburg spielt er in der 2. Bundesliga

Doch von all diesen Gedanken und Sorgen lässt sich Deibler nicht entmutigen. Er lebt seinen Traum, den er schon als Zehnjähriger hatte. „Das ist wie bei Kindern, die Fußball spielen. Die wollen auch Profi werden“, meint er lachend. Ernsthaft auseinandergesetzt hat er sich mit dem Gedanken, vom Amateur- ins Profilager zu wechseln, erstmals mit 16. Nach seinem Wechsel aus Kempten in den Golfclub Augsburg-Burgwalden, den Heimatclub von Deutschlands Golf-Ikone Bernhard Langer. Dort spielt Deibler seit vier Jahren mit der Mannschaft in der 2. Bundesliga und trainiert zusammen mit Felix Eibl. Der wiederum war selbst lange Zeit einer der besten deutschen Nachwuchs-Golfer und sechs Jahre lang auf der Pro Tour unterwegs. „Wir saßen im Oktober vergangenen Jahres zusammen beim Essen und dann hat mich Felix noch einmal bestärkt darin, diesen Schritt zu machen“, erzählt Deibler.

 

Trainiert wird akribisch. Bis zu 30 Stunden pro Woche, meint er, verbringe er auf dem Golfplatz – inklusive Athletiktraining. Nebenbei studiert der 20-Jährige Wirtschaftspsychologie, kann sich die Online-Lerneinheiten selbst einteilen. Er sagt aber auch: „Jetzt hat erst einmal der Golfsport Priorität.“ Familie, Freunde und selbstverständlich auch der Trainer befürworten das. Sein Handicap, das über die aktuelle Spielstärke eines Golfers Auskunft gibt, musste er übrigens abgeben. Für Profis wird diese für viele so prestigeträchtige Zahl nicht geführt. Deibler meint: „Im Grunde interessiert die guten Amateure das Handicap aber sowieso nicht. Man will einfach das Turnier gewinnen und die maximal beste Runde spielen.“ 

 

Fotos: Maximilian Schneider