GC Johannesthal: Paradies für Tiere und Pflanzen

Eine enge Beziehung zur Natur hatten sie im Golfclub Johannesthal schon immer. Das hat vor allem mit der Geschichte zu tun, die hinter diesem Fleckchen Erde im Kraichgauer Hügelland zwischen Pforzheim und Karlsruhe steckt. Die 65 Hektar Fläche, auf denen heute Golf gespielt wird, waren lange Zeit landwirtschaftlich genutztes Ackerland. Ich mag solche Klubs. Weil sie sich in großem Maße auch für Umweltprogramme wie "GOLF&NATUR" engagieren und damit dem Klischee des Golfers als "Umweltsau" entgegensteuern. Wie das im GC Johannesthal läuft, erzähle ich Dir in diesem Blogpost. 

Fast 90 Jahre lang bewirtschaftete die Südzucker AG als Pächter den Hof und baute Zuckerrüben und Getreide an, die Caddyhalle war bis 1970 noch ein Kuhstall. Auf Initiative des Eigentümers Achim Freiherr von Saint André von Arnim erfolgte schließlich die Umwidmung der landwirtschaftlichen Flächen in eine Golfanlage. Beim Bau des Platzes wurde auf schonenden Umgang mit der Natur geachtet. Aus der einstigen Monokultur wurde eine blühende und lebendige Flora und Fauna. Dabei hatte der Golfsport zu dieser Zeit vielerorts noch ein zweifelhaftes Image. Der Sport galt in Kreisen der Naturschützer als Umweltfrevel. Wasserverschwendung und Düngungsmitteleinsatz um jeden Preis waren nur zwei der gängigen Klischees.

Alles passiert im Sinne der Natur

Das hat sich über all die Jahre freilich längst geändert. Anlagen wie die des Golfclubs Johannesthal sind wertvolle Naherholungsgebiete für die gesamte Bevölkerung, die das Ökosystem positiv beeinflussen. Naturschutzbund, Landesbund für Vogelschutz und Obst- und Gartenbauverein sind Partner auf Augenhöhe. „Golfsport und Ökologie existieren bei uns ohne nennenswerte Konflikte nebeneinander. Und das schon lange“, sagt Karl-Heinz Augenstein, langjähriger Präsident und eine Triebfeder der Arbeitsgruppe „GOLF&NATUR“ des Klubs. Sprich: Der sportliche Aspekt beim Golf und der Gedanke des Umwelt- und Naturschutzes haben in seinem Heimatclub sehr oft Berührungspunkte. Mit gezielten Maßnahmen abseits der Spielflächen schafft er zusammen mit der Betreibergesellschaft, den Greenkeepern sowie einem Team Ehrenamtlicher neue Lebens- und Entwicklungsräume für die Tier- und Pflanzenwelt. Das Erscheinungsbild des Platzes hat sich dadurch in den vergangenen Jahren immer wieder geändert. Die Herausforderungen für Golferinnen und Golfer auch. An den Spielbahnen 7 und 8 wurden zwei neue Seen gebaut, samt Bachlauf und Wasserfall zum Inselgrün. Ein paar Jahre später wurden nach ähnlichem Modell zwei weitere Seen an den Bahnen 11 und 12 errichtet. Das sind nur zwei von vielen beeindruckenden Projekten, die im Golfclub Johannesthal angepackt wurden. Gemäht wird abseits der Spielflächen nur einmal im Jahr. Zum Teil auch erst im Frühjahr, denn etliche Pflanzen dienen Wildvögeln als Futter und Ruheplatz im Winter. Zum Beispiel der Faulbaum zwischen den Spielbahnen 11 und 18. Alles passiert im Sinne der Natur. Denn sie ist auch hier das große Kapital. 



Sogar Falken sind im Golfclub Johannesthal zuhause

Erst Anfang November gab es für den Klub wieder „Gold“. Bereits zum zweiten Mal wurden bei der Re-Zertifizierung die Anforderungen der höchsten Stufe des DGV-Umweltprogramms „GOLF&NATUR“ gemeistert. Schon seit fast zehn Jahren beteiligt sich der Golfclub Johannesthal daran und gehört damit zu einem erlesenen Kreis unter den Klubs, die im Deutschen Golf-Verband organisiert sind. Darauf sind sie hier zurecht stolz. „Die Akzeptanz unter den Mitgliedern ist riesig und war von Anfang an gut. Die Golferinnen und Golfer freuen sich, wenn die fast sieben Hektar Blumenwiesen blühen“, erzählt Augenstein. Er vertrat den Golfclub auch Anfang Januar 2020, als der Baden-Württembergische Golfverband in der Stuttgarter Messe die Werbetrommel für sein Projekt „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ rührte.

 

Dass sich der Golfclub Johannesthal auch dafür engagiert, scheint fast selbstverständlich. Denn Lebensräume gibt es auf der Anlage reichlich. Hecken, Gehölze, Seen, Waldstücke, Insektenhotels, trockenes Totholz, Steinhügel und Uferböschungen. Augenstein erwähnt in diesem Zusammenhang die jährlichen sogenannten avifaunistischen Begehungen durch Ornithologen. Also eine Art Vogel-Zählung. Er sagt: „Die Artenvielfalt hat sich seit 2013 um mehr als 25 Prozent erhöht. Viele Vögel, die anfangs nur Nahrungsgäste waren, brüten nun auf dem Gelände, andere sind zugezogen.“ Sogar Falken sind gerne zu Gast. Um ihnen ein gemütliches Zuhause zu bieten, hat der Golfclub drei Kästen an verschiedenen Orten auf der Anlage aufgehängt. Hoch oben. „Weil die Plätze so schwer zugänglich waren, haben uns dabei spezielle Baumkletterer aus Karlsruhe geholfen“, erzählt Augenstein. 

Über 600 Obstbäume stehen auf der Golfanlage

Der Falke ist nur ein kleines Detail auf einer langen, umfassenden Artenliste des Golfclubs. Tiere, Gräser und Bäume gibt es hier in Hülle und Fülle. Über 600 Obstbäume zum Beispiel. Äpfel, Kirschen, Mirabellen. „Sie dienen überwiegend der gesunden Verpflegung auf der Runde“, meint Augenstein lachend. Um die nachhaltige Verwertung kümmern sich letztlich alle Gruppen im Golfclub. Mädchen und Buben kochen Marmelade, um die Jugendkasse aufzubessern. Die Herrenrunde brennt den nächsten Birdie-Schnaps. Eine Imkerin aus dem Nachbarort macht Honig, der schließlich im Sekretariat verkauft wird. „Wir hatten heuer fast 20 Bienenvölker auf der Anlage“, sagt Augenstein stolz.  Es rührt sich was. Doch auch bei „GOLF&NATUR“ gilt: Stillstand ist Rückschritt. Daher drehen sich die Gedanken rund um dieses Thema immer weiter. Er würde beispielsweise gerne in und an den Seen auf dem Golfplatz eine Bestandsaufnahme der Amphibien in Auftrag geben. Augenstein meint: „Die Ideen gehen uns nicht aus. Aber sie müssen zeitlich und finanziell auch umsetzbar sein.“ 

Fotos: Golfclub Johannesthal