Der perfekte Schlag

Über keinen anderen Schlag im Golfsport gibt es so viele Geschichten und Gerüchte wie über das Hole-in-one. Diesen einen perfekten Versuch. Ich warte noch immer darauf, war - schonungslos ehrlich - noch nicht einmal nah dran. Bei den etwa 2,5 Millionen vorgabewirksamen Runden, die in Deutschland Jahr für Jahr gespielt werden, werden im Schnitt 450 Asse registriert, dazu kommen noch zahlreiche Momente dieses großen Glücks auf Privatrunden. Macht unter dem Strich eine Wahrscheinlichkeit von 1:10.000, einmal im Golfer-Leben ein Hole-in-one zu spielen.

Die Chance, gleich zwei Asse auf einer Runde zu schaffen, ist übrigens noch geringer als ein Lotto-Sechser. Der hat eine Wahrscheinlichkeit von 1:14 Millionen. Beim Hole-in-one² sind es sogar 1:67 Millionen. Und dennoch gibt's Glückspilze, die packen das. Ich habe vor einiger Zeit für die Kollegen von der Golf Post eine Geschichte über einen Golfer aus Hamburg geschrieben, dem dieses Kunststück bei einem Turnier tatsächlich gelungen ist. An die Recherche rund um diesen Text erinnere ich mich noch gut. Denn damals bin ich auch auf den Namen Norman Manley gestoßen. Was der kann? Der Amerikaner hat zwischen 1964 und 1979 satte 59 Asse erzielt.

Er hat's schon zum vierten Mal geschafft

Auch aus dem Allgäu gibt's jetzt eine besondere Golf-Geschichte zu erzählen. Die von Rickey Peltier (62) vom Golfclub Memmingen. Er hat vor Kurzem bereits sein viertes Hole-in-one geschlagen. Nicht auf einem Par 3, sondern sogar auf einem Par 4! Zweimal, im Juni und August 2015, schlug Peltier je ein Ass von Par-3-Löchern auf der Memminger Golfanlage. 2012 gelang dem gebürtigen Texaner im ägyptischen Sharm El Sheikh ein solcher Kunstschuss erstmals von einem Par 4. Drei Schläge unter der Vorgabe blieb Peltier jetzt auch auf Bahn 14 der 18-Loch-Anlage in Memmingen. Dieses Albatros war der Höhepunkt eines verrückten Golfnachmittags, der für Peltier bei böigem Wind und kalter Witterung bis zu Bahn zehn sehr erfolgreich verlief, ehe ihm auf den Bahnen elf, zwölf und 13 das gute Händchen kurzfristig abhanden kam. „Etwas verärgert ging ich direkt von der Bahn zu meinem Spind und habe einen Golfschläger aus dem Schrank geholt, mit dem ich schon seit Jahren nicht mehr gespielt habe“, sagt Peltier. Mit einem Eisen 2, einem Schläger, der nur noch selten von Herstellern produziert wird, kehrte er zur Bahn 14 zurück. „Zu meinen Mitspielern sage ich immer scherzhaft: Nur der liebe Gott und ein Texaner treffen den Ball mit einem Zweier-Eisen einigermaßen gut", meint Peltier. An diesem Nachmittag war es der Allgäu-Texaner Peltier – womöglich mit Beistand von oben. „Ich hatte sofort den Eindruck, den Ball hervorragend getroffen zu haben. Umso mehr hat es mich verwundert, dass wir den Ball auf dem Grün zunächst nicht mehr gefunden haben. Als mich meine Frau Andrea fragte, ob ich schon im Loch nachgesehen hätte, konnte ich es erst gar nicht glauben – da lag der Ball. Ich dachte nicht, dass mir ein Ass von einem Par 4 noch ein zweites Mal in meinem Golferleben gelingt", erzählt der 62-Jährige.

Kleine Feier mit den Freunden

Eine kleine Feier mit den Kameraden im Clubhaus war der krönende Abschluss dieses auch für den Golfclub Memmingen historischen Ereignisses. Gut für Peltier, dass sich nur wenige Personen an diesem Nachmittag im Clubhaus aufgehalten haben, denn im Golfsport gilt es als ungeschriebenes Gesetz, allen Anwesenden nach einem Hole-In-One ein Freigetränk zu spendieren. „Das erste Ass hat mich mehr als 600 Euro gekostet“, sagt Peltier. Auf die Hole-In-One-Gedenktafel schafft es Peltier mit diesem Rekord aber nicht: „Die Liste in unserem Clubhaus bezieht sich nur auf Asse, die während eines Turniers gespielt werden“, sagt Clubmanager Christian Montén. Peltier kann sich trösten, mit den beiden anno 2015 geschlagenen Assen hat er sich längst verewigt.

Fotos: Golfclub Memmingen