Spieleabend mit den Golflegenden

PS: 380, sticht! Erinnerst Du Dich noch an das spielerische Kräftemessen auf dem Pausenhof? Mit Quartettkarten in der Hand. Ich bin Jahrgang 1978 und in den 80er Jahren mit Top-Ass groß geworden. Jeder Pfenning wurde gespart. Und wenn die zwei Mark zusammen waren, ging es wieder mit dem Fahrrad, so eines mit Drei-Gang-Nabenschaltung (ja, die waren echt mal tierisch angesagt!), zum Spielwarenladen. Um nachzuladen. Jetzt bin ich auch in Sachen Golf über ein solches Kartenspiel gestolpert.

Baujahr, Länge, Hubraum, Preis, Spannweite, Höchstgeschwindigkeit, Leistung, Zylinder und und und. Ich hatte so unfassbar viele dieser Kartenspiele. Von A wie American Cars bis Z wie Zahnradbahnen. Es gibt ja quasi nichts, was es nicht gibt. Sogar tonnenschwere Panzer haben wir verglichen. Und jeder wollte diese eine Topkarte auf der Hand haben. Dieses unschlagbare Ass. Freilich hätte man das alles damals auch schiedlich, friedlich nach den Regeln des Quartetts spielen können. Wer hat als erste alle Viere? Wäre aber viel zu langweilig gewesen, denn in diesem Alter ging es vorrangig darum, der Beste zu sein und das Tollste zu haben. Also lieber das Duell. Jetzt habe ich Dir schon so viel erzählt und Du fragst Dich sicherlich schon seit ein paar Sätzen, was um alles in der Welt das jetzt alles mit Golf zu tun haben soll.

32 Stars der Profi-Touren

Rein zufällig bin ich bei Lektüre eines Golfmagazins doch tatsächlich über ein Quartettspiel gestolpert, das sich mit den Legenden unseres Lieblingssports befasst. Und statt um schneller, größer, schwerer, geht es in diesem Kartenspiel unter anderem um Major-Siege, Preisgeld und das Alter beim Einstieg ins Profilager. Was für eine geniale Spieleidee! Stell Dir vor, im Klubhaus wird nach dem Herrennachmittag künftig nicht mehr beim Schafkopf (für alle Nicht-Bajuwaren: ein typisch bayerisches Kartenspiel, das eigentlich gar keinen Sinn macht, aber trotzdem eine Riesengaudi ist!) um das beste Blatt gezockt, sondern beim Top-Ass um die nächste Runde Bier. Wer dann beispielsweise den Tiger Woods oder einen Jack Nicklaus auf der Hand hat, wäre auf der sicheren Seite. Aber nicht jeder Ausnahmegolfer bekommt einen Platz in diesem Spiel: Die Macher von Quartettbar haben strenge Aufnahmekriterien festgelegt: Die Golfer müssen Mitglied in der World Golf Hall of Fame sein, mindestens einen Major-Sieg errungen oder minimum 30 Millionen US-Dollar Preisgeld in ihrer Karriere verdient haben. Und trotzdem haben sie es nicht geschafft, alle Legenden, die eigentlich den Kriterien entsprächen, aufzunehmen. Macht aber nichts!

Matchplay vor dem Einschlafen

Das Spiel ist gerade für Golfer ein wahres Vergnügen. Und man lernt auch noch etwas dabei. Denn neben den nackten Fakten gibt es zu jedem der 32 Top-Golfer kurze biografische Zusätze. Dass Phil Mickelson als Rechtshänder mit links spielt. Warum Ernie Els den Spitznamen "The Big Easy" bekam. Oder wie viele Kilometer Gary Player als Golfer um die Welt reiste. Es waren übrigens 22 Millionen, soviel wie kein anderer Sportler. Abwechslungsreich, informativ, lustig. Nur eines gibt's zu kritisieren: Weil einige der Golferlegenden nach wie vor auf der Tour unterwegs sind, mögen manche Daten längst überholt sein. Eine Neuauflage des Spiels, haben mir die Macher versichert, ist aber bereits in Produktion.

 

Übrigens habe ich, ganz nach alter Tradition, die Legenden gegeneinander antreten lassen. So wie ich das als Kind früher fast jeden Abend im Bett vor dem Einschlafen gemacht habe. Im K.o.-Modus, einem Matchplay. Und am Ende blieb Jack Nicklaus übrig. Das Top-Ass unter den Golflegenden.


Golflegenden-Quartett, erschienen bei der Agentur Sonnendeck, Münster. Erhältlich unter anderem unter www.quartettbar.de zum Preis von 6,99 Euro.


Fotos: Stephan Schöttl