Golfmesse: Grüezi in Zürich

Der Golfer ist ein Genussmensch. Er mag die frische Luft draußen in der Natur, den Spaß am Spiel und - auch das gehört dazu - das gute Essen. Das haben auch längst die Aussteller der Golfmessen bemerkt. Und so wird die Kundschaft heutzutage mit Käse, Wurst, Wein, Bier und Hochprozentigem gelockt. Auch bei der Golfmesse in Zürich war das so. Gestört hat mich das freilich nicht. Die eine oder andere Urlaubsanregung habe auch ich mit nach Hause genommen. Gefehlt hat mir allerdings das Neue. Innovative Ideen, die den Golfmarkt weiterbringen könnten. (M)ein Messebericht.

Die Golfmesse in Zürich ist einzigartig in der Schweiz und findet alljährlich parallel zur Fespo statt, der größten Reisemesse des Landes. Eine räumliche Abgrenzung gibt es nicht und daher dreht sich auch bei den knapp 120 Ausstellern auf dem Golfmarkt in Halle 5 der Messe vieles ums Reisen. Die Schweizer sind für die Hoteliers und Golfanlagenbetreiber in Europa nämlich nach wie vor ein sehr gefragtes Völkchen. Weil für sie außerhalb der Grenzen dank des guten Kurses zwischen Franken und Euro vieles günstiger ist als daheim. So buhlen sie also alle um die Gunst der Eidgenossen: Deutsche, Österreicher, Italiener, Spanier, die Türken, Portugiesen und heuer mit der Golf-Location Gleneagles erstmals auch die Schotten. Mit knapp 10.000 Besuchern an den vier Messetagen ist der Andrang überschaubar. Und genau das macht Zürich so attraktiv für die Interessenten. Denn hier wird man nicht von Stand zu Stand weitergeschoben, sondern kann in aller Ruhe bummeln.

Ein bisschen Rock'n'roll

In Zeiten, in denen viele versuchen, den Golfsport moderner und frischer zu präsentieren, um die jüngere Generation davon zu begeistern, war es ein kluger Schachzug der Messe-Macher um Projektmanager Roland Caprez, die wilden Jungs von der Golfsession und der Schweizer Crossgolfszene direkt an den Anfang zu platzieren. Hier wird in eine Waschmaschine gechippt (wer trifft, darf sich übrigens mit seiner Unterschrift auf dem Gerät verewigen), hier wird Freibier gezapft und aufs Du angestoßen - und jeder, der die Rolltreppe nach oben kommt, wird direkt eingebunden ins Geschehen. Ohne Widerrede. Urbangolf-Pionier Didi Keller und seine Crew sind inzwischen in Zürich nicht mehr wegzudenken. Und das ist auch gut so!


Eindrücke von der Golfmesse Zürich


Über sieben Kilo Propektmaterial

Für die Aussteller sind solche Messetage nach wie vor ein wichtiges Marketinginstrument. Obwohl sich die Suche nach Reisezielen, detaillierten Informationen und selbst die Buchungen mittlerweile größtenteils ins Internet verlagert haben. Gerhard Braun beispielsweise, Direktor des Golf Resorts Achental am Chiemsee, erklärte mir, dass für ihn der direkte Kontakt von Mensch zu Mensch weiterhin genauso viel zähle als Klickzahlen und Likes. Selbiges gab es etwa auch am Gemeinschaftsstand von Golf in Austria zu hören. Verena Kuhlank, Managerin des Golfclubs Zell am See-Kaprun, hat sogar die Erfahrung gemacht, dass immer mehr Interessenten Prospektmaterial mit dem Smartphone fotografieren. Quasi als Gedächtnisstütze, um dann zuhause in Ruhe online zu blättern. Aber auch sie sagt: "Es ist wichtig, dass wir den Leuten hier persönlich begegnen und sie sich dann daheim bei der Urlaubsrecherche an sympathische und freundliche Gastgeber erinnern." Ich hatte am Ende des Tages übrigens 7,1 Kilo Prospektmaterial im Rucksack. 2,8 Kilo sind daheim direkt aussortiert worden, bei der zweiten Durchsicht hat es noch einmal ein paar Hochglanzdrucksachen erwischt. Tatsächlich ins Urlaubsarchiv habe ich am Ende lediglich 1,3 Kilo davon gelegt.

 

Sympatisch und freundlich waren in Zürich tatsächlich viele. Aber es gibt auch die anderen. Die Aussteller, die auf mich eher wirken, als hätten sie gerade mehr Lust, draußen über die verschneiten Pisten Südtirols zu wedeln als drinnen für ihr Luxus-Resort zu werben. Und das lassen sie den Besucher dann auch deutlich spüren. Oder liegt's vielleicht daran, dass besagtes Haus im Prospekt mit den Promi-Gästen aus Film, Fernsehen und Fußball wirbt und ich als potenzieller Besucher - auf den ersten Blick - gar nicht zum bevorzugten Klientel gehöre?

 

Alles in allem war der Besuch in Zürich wieder einmal angenehm. Was mir aber gefehlt hat, waren die wirklich innovativen Ideen. Neues, das auf dem Golfmarkt vorher noch nicht da war. Trolleys, Schläger, Vorteilskarten. Ja, das habe ich schon vielfach gesehen und so etwas reißt mich dann auch nicht mehr wirklich vom Hocker. Wenn man in Zürich jetzt auch noch ein paar findige Golfer-Start-Ups als Aussteller gewinnen könnte, gäbe es tatsächlich nichts mehr zu meckern.

Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de