Backspin: Mein Golfjahr 2017

Jahresrückblicke und kein Ende. Beim abendlichen Zapping auf der Couch habe ich das Gefühl, dass momentan irgendwie jeder Fernsehkanal voll davon ist. 2017 in all seinen Facetten. Bilder, Menschen, Lustiges, Denkwürdiges, Sport, Politik. Und jetzt auch noch der Alpengolfer. Warum sollte man das Rad auch neu erfinden? Aber keine Angst, dieser Jahresrückblick wird keine chronologische Aufarbeitung der vergangenen zwölf Monate. Ich habe mich für vier Gegenstände entschieden, die symbolisch für die besonderen Momente meines Golfjahres stehen.

Zugegeben, es ist keine wahnsinnig kreative Idee, auch als Alpengolfer zurückzuschauen. Was hat das Golf-Jahr gebracht? War's erfolgreich? War's kurios? Eines gleich mal vorweg: Mir ging's auch 2017 wieder einmal so wie der großen Masse der Golfer auch. Ich habe vergeblich auf das Hole-in-one gewartet. Dieser eine perfekte Schlag ins Glück. Nein, ich habe nicht einmal davon profitiert, dass einem meiner Flightpartner oder Mitspieler in einem Turnier ein solches Ass gelingt. Ich musste meine Zeche immer selbst bezahlen und habe mich schon über den erfolgreichen Birdieputt gefreut wie ein kleines Kind. Und doch war meine Golf-Saison 2017 besonders. Weil sie mich weitergebracht hat. Weil sie bunte Begegnungen und tolle neue Bekanntschaften gebracht hat. Und weil ich am Ende des Jahres sagen kann: Ich bin zufrieden wie es gelaufen ist. Ist das nicht schön?

 

Schmerzhafter Auftakt

Das Golf-Jahr war noch keine vier Wochen alt, da hat es mich schon das erste Mal ordentlich aus der Bahn geworfen. Bayerische Golf-Liga AK 30, Bezirksliga, Einspielrunde. Tatort: Golfclub Bad Wörishofen. Eine an sich sehr schöne Anlage. Ich mag diesen Platz mit seinen parkähnlich angelegten Spielbahnen, den vielen alten Bäumen, den kniffligen, kleinen Grüns und dem wunderbaren Blick auf den angrenzenden Stausee. Ein wahres Naturparadies. An diesem Tag hatte ich für all das aber kein Auge. Schon an Loch zwei, einem langen Par 3, bin ich beim Chippen derart im Boden hängengeblieben, dass es mir das gesamte Gestell verzogen hat. Laufen? Ging gerade noch so. Generell schlagen? Nur unter großen Schmerzen. Gerade schlagen? Keine Chance! Ich wollte aber, weil Golf halt auch als Mannschaftssport so faszinierend sein kann, mein Team nicht hängen lassen, habe mir eine starke Schmerztablette eingeworfen und die Runde einigermaßen zu Ende gespielt. Einen Tag später zum Liga-Spieltag bin ich allerdings nicht mehr angetreten. Ich musste bitter dafür bezahlen, nicht gleich mit dem ersten Schmerz aufgehört zu haben. Der Rücken tat weh, an Bewegung war nicht zu denken. Und das hat mich zurückgeworfen. Denn knapp fünf Wochen war ich komplett außer Gefecht. Der Saisonstart fand für mich erst Ende Mai statt.

Wunderbare Schweiz

Diesen Bully, ein Sammlerstück, habe ich meinem Sohn aus der Schweiz mitgebracht. Ich war nicht zum ersten Mal in diesem wunderbaren Nachbarland. Aber ich war zum ersten Mal zum Golfspielen dort. Ich war Gast des Engadin Golfclubs St. Moritz, habe die beiden sagenhaften Plätze in Zuoz und Samedan gespielt - und habe dabei wahrlich historischen Boden betreten. Denn der Klub ist der älteste seiner Art in der Schweiz und einer der traditionsreichsten auf dem europäischen Festland. 125 Jahre besteht der Golfclub bereits. Das wird 2018 ausgiebig gefeiert. Was mich dort so sehr fasziniert hat? In erster Linie natürlich die Bergwelt mit all ihrer Natürlichkeit und Schönheit. Man ist dort oben auf weit über 2000 Metern dem Himmel schon recht nahe. Die Menschen sind alle ein bisschen entspannter als ich das beispielsweise aus Deutschland kenne. Und ich vor allem bei dieser Station, einer von vielen im Jahr 2017, sehr, sehr liebe Menschen kennengelernt. Dort wieder aufzubrechen, zurück in den Arbeitsalltag zu kehren, war nicht einfach. Ich habe tatsächlich fast eine Woche benötigt, um mich in der Heimat zu aklimatisieren. Und wenn ich einen Vorsatz für das Jahr 2018 fest im Sinne habe, dann ist es die baldige Rückkehr ins Golf-Paradies. Die Rückkehr ins Engadin. Zumindest für ein paar Tage.

Der frühe Vogel ...

... bekommt die Weißwurst. So kurz und knapp könnte man meine Early-Morning-Premiere zusammenfassen. Ja, auch das war ein ganz besonderer Moment in diesem Golf-Jahr 2017! Schon viele Mitglieder in meinem Heimatclub haben immer wieder von diesem einen Turnier geschwärmt. Wie toll doch die Morgenstimmung da draußen auf dem Platz sei, wie wunderbar die Ruhe kurz nach Sonnenaufgang. So richtig hatte ich mir das lange nicht vorstellen können. Lieber im kuscheligen Bett zuhause noch einmal umdrehen, das Golfen Golfen sein lassen und wenn der frühe Vogel auch noch so laut zwitschert. Heuer habe ich mich dann doch einmal überreden lassen. Und ich habe es zu keiner Sekunde bereut. Im Dunklen haben wir zusammen auf der Driving-Range die ersten Übungsbälle des frühen Tages geschlagen. Zum Sonnenaufgang - und an diesem Tag war es wirklich ein Sonnenaufgang - sind wir raus auf den Platz. Ruhe. Einfach nur Ruhe. Der Morgentau auf den Grüns, die ersten warmen Sonnenstrahlen, hoppelnde Hasen und das morgendliche Glockengeläut der nahen Barockbasilika. Kann es was Schöneres geben? Ja! Das Weißwurstfrühstück nach der Runde und dazu ein süffiges Weißbier. Natürlich alkoholfrei ...

Ganz natürlich

Golf und Natur? Das passt doch nicht zusammen! Ja, es kommt tatsächlich immer noch oft vor, dass ich mir ein Vorurteil dieser Art anhören muss. Und dabei gibt es kaum andere Plätze, an denen die Artenvielfalt so reich ist wie auf einem Golfplatz. Ich stehe auf Golf & Natur, das gebe ich hier an dieser Stelle offen und ehrlich zu. Ich mag keine sterilen Golfanlagen, keine Plätze, die künstlich aus dem Boden gestampft werden. Für mich ist ein perfekter Golfplatz der, welcher den Sport auf der einen Seite und die Natur auf der anderen miteinander verbindet. Da darf auch gerne das Rough mal ein bisschen höher sein. Alte Bäume, Obsthölzer, bunte Blumenwiesen, zwitschernde Vögel und was es da draußen noch alles so gibt. Seit diesem Jahr bin ich offiziell für das Umweltprogramm des Deutschen Golf-Verbands unterwegs. Eine Zusammenarbeit, die mir sehr viel Spaß macht. Weil ich zu 100 Prozent hinter dem Grundgedanken dieses Programms stehe. 2017 hat mich Golf & Natur zu tollen Plätzen geführt. Nach Abenberg bei Nürnberg zum Beispiel, aber auch nach Chieming und Bad Kissingen. Schöne Anlagen im Grünen, kreative Ideen rund um das Thema Golf & Natur. Und auch hier immer wieder Begegnungen mit Menschen, die ich nicht missen mag. Ich freue mich schon jetzt auf neue Ziele 2018.

Fotos: Stephan Schöttl