Golf & City (3): Kempten

Die einen lieben Städtereisen. Von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Ein bisschen Geschichte, ein bisschen Lifestyle und ein bisschen Kultur. Andere verbringen ihre freien Tage lieber aktiv. Auf dem Golfplatz zum Beispiel. Aber warum eigentlich nicht beides miteinander verbinden? Funktioniert prima! Verschiedene Vorschläge und Geheimtipps gibt's hier. Zum Auftakt der Rubrik "Golf & City" waren wir in Kempten im Allgäu unterwegs.

Die Stadt

Ist sie´s jetzt, oder ist sie´s nicht? Die Frage nach der ältesten Stadt Deutschlands ist fast genauso alt wie die Anwärter auf diesen Titel selbst. Worms, Trier und eben Kempten im Allgäu. Klar, jeder will dieses Prädikat für sich haben, denn wer die ältestes Stadt im Land ist, ist ganz automatisch besonders attraktiv für Tourismus und Kultur. Letztlich geklärt ist die Frage noch nicht. Es kommt wohl darauf an, woran man sich orientiert. An der ersten Siedlung? An der ersten urkundlichen Erwähnung? Ganz egal, wer am Ende die meisten Jahre auf dem Buckel hat: Kempten ist richtig alt, über 2000 Jahre. Schon bei den Römern hat die Stadt im Allgäu eine wichtige Rolle gespielt, war unter anderem erste Hauptstadt der Provinz Raetia. Auf diese Geschichte sind sie hier stolz. Im Archäologischen Park Cambodunum ist sie noch immer erlebbar.

 

Kempten ist mit rund 70.000 Einwohnern die größte Stadt im Allgäu. Und die ist nicht nur wegen der vielen Sonnenstunden im Jahr (Kempten zählt in dieser Statistik zu den Spitzenreitern in Deutschland) so attraktiv. In Kempten sind zum Beispiel so gut wie alle Baustile vertreten. Romanik, Gotik, Renaissance und Barock sowieso. Daneben auch Mischformen und moderne Architekturelemente wie die große Veranstaltungshalle Big-Box samt Hotel. Stadtbildprägend sind vor allem die Türme der Kirchen und viele Brunnen. So wie es sich eben für eine Stadt mit langer Historie gehört.

Die Menschen

Dem typischen Allgäuer sagt man nach, er habe einen schwierigen Charakter. Etwas brummelig, eher skeptisch und zumeist Pessimist. Kempten ist da schon fast weltoffen. Das macht unter anderem das Miteinander vieler verschiedener Kulturen und Generationen aus. Kempten ist Hochschulstadt und hat sich dadurch dank der Studenten in den vergangenen Jahren verjüngt. Vor allem, was Kultur und Nachtleben angeht.

Die Geheimtipps

Wer nach Kempten kommt, wird die Stadt nicht an einem Tag erobern können. Dazu gibt es hier zu viele Sehenswürdigkeiten und schöne Fleckchen. Das fängt beim Hausberg, dem Mariaberg, an und führt über das Haubenschloss und den Rathausplatz bis zur Burghalde und dem Hofgarten mit seiner wunderbaren Orangerie. Diese fünf Dinge sollte man aber auf gar keinen Fall versäumen:

  • Einen Besuch im "Jamei", dem besonderen Käseladen. Thomas Breckle ist ein Verrückter im positiven Sinne. Mit großer Sorgfalt wählt er junge, handwerklich hergestellte Käse bei kleinen Sennern aus. Im Allgäu, in Österreich und der Schweiz. Die Käse werden dann in einem 150 Jahre alten ehemaligen Eiskeller gereift. Ohne Kühlung, ohne Heizung, ohne Luftbefeuchtung. Doch Achtung: Ein Besuch in Breckles Käseladen am Hildegardplatz will wohl terminiert sein. Denn geöffnet ist nur Freitagnachmittag sowie an den Markt-Vormittagen Mittwoch und Samstag.
  • Eine Fahrt in den 13. Stock des Allgäu-Towers. Zugegeben, man muss schon schwindelfrei sein, wenn man dieses wunderbare 360-Grad-Panorama über die Stadt von ganz oben erleben will. Der Allgäu-Tower gehört zum Parkhotel, einem modernen Gebäudekomplex in der Innenstadt, der erst vor Kurzem grundlegend saniert worden ist. In der 13. Etage befindet sich dort das Restaurant "Skylounge", in 42 Metern Höhe. Da wird das Essen zum besonderen Erlebnis.
  • Eine Führung durch die Prunkräume der Residenz. Ein Besuch in den Prunkräumen der einstigen Fürstäbtlichen Residenz zu Kempten gehören zur Kategorie "Pflichtprogramm". Ja, so prunkvoll haben die Fürsten damals gelebt. In goldenen Spiegelsälen, mit Stuck und Malerei. Fast wie im Märchen. Der kunstsinnige Fürstabt Anselm von Reichlin-Meldegg hat die Räume zwischen 1732 und 1742 einrichten lassen. Das ist Barock und Rokoko in Reinform.
  • Ein Heimspiel der Allgäu Comets. Der Name ist Programm. Denn die Allgäu Comets haben in den vergangenen Jahren einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Von der Regionalliga bis ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft. Im Illerstadion, dort, wo früher die Fußballer des FC Kempten ihre Glanzzeiten hatten, regiert inzwischen nicht mehr das runde Leder, sondern das Ei. Denn die Comets sind Kemptens American-Football-Team und längst das sportliche Aushängeschild der Stadt. Zu den Heimspielen strömen regelmäßig über 2.000 Besucher, wohlgemerkt zu einer Randsportart. Die Stimmung ist klasse. Und keine Angst: Auch wer noch nie etwas von dieser Sportart gehört hat, wird sofort begeistert sein.
  • Eine kleine Radtour entlang der Iller. Die Iller, ein Zufluss der Donau, gehört zum Stadtbild Kemptens wie die vielen Kirchtürme. Normalerweise braucht man für den Radweg von Oberstdorf bis Ulm zwischen sechs und sieben Stunden. 150 Kilometer ist der lang. Doch schon der Streckenabschnitt rund um Kempten reicht, um die Vielfalt dieses Radwegs zu erleben. Mal verschlafene Winkel, mal schattige Wälder, mal herrliche Ausblicke. Und natürlich darf auch das Picknick zur Stärkung am Iller-Ufer nicht fehlen.

Die Golfanlagen

Kempten und die Region Allgäu sind mittlerweile auch bei Golfern ein beliebtes Reiseziel. Die Vielfalt der Anlagen ist groß. In einer halben Stunde sind mit dem Auto von der Stadt aus fast zehn Golfanlagen zu erreichen. Für jede Spielstärke. Im Stadtteil Lenzfried gibt es sogar mitten in Kempten eine 9-Loch-Anlage. Ob in der Mittagspause, nach Feierabend oder am Wochenende – der Golfpark Schloßgut Lenzfried punktet mit seiner zentralen Lage und der schnellen Erreichbarkeit. Am Stadtrand verbindet die Anlage Zentrumsnähe auf der einen Seite mit der ruhigen Natur auf der anderen. Sie bietet den Blick über die Dächer der Stadt und gleichzeitig herrliche Aussicht in die Allgäuer Alpen.

 

Etwas weiter, knapp zehn Kilometer, sind es zum Golfplatz Waldegg-Wiggensbach, einer 27-Loch-Anlage. Die hat als besonderes Schmankerl auf 1.011 Metern Höhe Deutschlands höchsten Abschlag zu bieten. Doch wer am Gipfelkreuz, einem beliebten Fotomotiv bei Gästen, ein Erinnerungs-Selfie schießen will, der braucht ganz schön Kondition. Die Anlage ist sportlich anspruchsvoll, mit vielen Schräglagen und zahlreichen Anstiegen.

 

Da golft es sich im Allgäuer Golf- und Landclub südlich des Kneipp-Kurorts Ottobeuren schon weniger schweißtreibend. 20 Minuten sind es bis hier von Kempten aus. Die 24-Loch-Anlage zählt zu den ältesten Plätzen Bayerns. Der 18-Loch-Kurs scheint auf den ersten Blick einfach, hat es aber beim zweiten Hinsehen - und möglicherweise beim Spielen - in sich. Die Bahnen verlaufen noch immer genauso wie vor 30 Jahren. Und weil Bäume und Sträucher seitdem gewachsen sind, sind die Löcher auf ganz natürliche Art und Weise schwerer geworden.


Aber das Allgäu hat freilich noch viel mehr Plätze zu beiten - vom flachen und allzeit bespielbaren Golfclub Memmingen über den familiären Golfclub Hellengerst bis zum alpinen Gelände des Golfclubs Oberstdorf, Deutschlands südlichster Gemeinde.

Fotos: Stephan Schöttl, Golfpark Schloßgut Lenzfried, Kempten Tourismus