Dinner for four: Warum hier alle auf Walter stehen

Dieser Mann ist hier im Golfclub Zell am See-Kaprun-Saalbach-Hinterglemm der Inbegriff eines Dienstleisters: Walter, 58 Jahre, gelernter Rettungssanitäter. Auch auf den beiden 18-Loch-Anlagen des Klubs im Salzburger Land geht's für ihn inzwischen gewissermaßen um Erste Hilfe. Fünf Tage die Woche ist er mit dem Cart unterwegs, sorgt dafür, dass sich Gäste und Mitglieder wohlfühlen. Bereits die dritte Saison arbeitet er in Zell am See. Walter sagt: "Ich mache diesen Job gerne!"

Diese Liebe zur Arbeit spürt man auch als Gast. So wie ich auf einer meiner Runden über den Kurs Kitzsteinhorn. Eigentlich war es ein sonniger Tag, doch durch einen kurzen, aber heftigen Regenguss sind die Mücken in Scharen aus ihren Löchern geflogen. Dann kam Walter angefahren, kramte kurz in seinem Köfferchen und streckte meiner Flightpartnerin und mir kurzerhand ein Fläschchen Anti-Brumm entgegen - und auf der Weiterfahrt zum nächsten Flight half er uns auch noch schnell bei der Suche nach dem Ball im Rough. "Ja, ich bin viel unterwegs. Aber ich habe gerne den Kontakt mit den Golfern auf dem Platz", sagt er. Und dann zählt er auf, was man als Butler auf dem Fairway so alles dabei haben sollte. Quasi für das "Dinner for four".

Jeden Tag neue Überraschungen

Der 58-Jährige meint: "Ich war 40 Jahre lang in der Gastronomie tätig und habe eigentlich geglaubt, ich hätte dort schon alles erlebt. Aber ich bin jeden Tag aufs Neue überrascht, was Golfer auf ihrer Runde alles brauchen." Sonnenschutz, Insektenspray, Traubenzucker, ein Pflaster für die Blasen an Händen und Füßen. Klingt alles plausibel und nicht sonderlich spektakulär. Aber hattest Du auf einer Deiner Golfrunden schon einmal Bedarf an einer Nagelfeile oder einem Nagelzwicker? Walter hat übrigens seit einer weiteren kuriosen Bitte auch immer das passende Werkzeug dabei. Er erzählt: "Eine Frau hatte sich im Internet einen neuen Schirmständer bestellt und hat mich mitten auf der Runde gefragt: Walter, kannst Du mir bitte schnell den Schirmständer an meinem Trolley anschrauben?"

Nach der Arbeit schwingt er selbst den Schläger

Der Klub wurde von Golf in Austria, den Spezialisten für Golfurlaub in Österreich, als „Golfclub des Jahres 2017“ ausgezeichnet. Er ist damit offiziell der beste von 55 gastfreundlichen Klubs des Landes, die in die touristische Vermarktung ihres Angebots systematisch investieren - weil man sich in Zell am See mit den Themen Dienstleistung und Service intensiv auseinandersetzt. Walter trägt den Gästen zum Beispiel auch die Bags vom Auto zum Golfplatz. Und er engagiert sich für den GC Zell am See-Kaprun-Saalbach-Hinterglemm noch auf andere Art und Weise vielfältig: Mal schaut er als Marshall auf den beiden Plätzen nach dem rechten, mal sitzt er an besonders frequentierten Tagen im Starterhäuschen und ein anderes Mal kümmert er sich auf dem Kurs Schmittenhöhe darum, dass der Kaffeeautomat auch immer betriebsbereit ist. "Und ich bin bei großen Wettspielen auch noch als Referee für den ÖGV tätig", sagt der 58-Jährige. Denn, das ist ihm besonders wichtig, auch er liebt den Golfsport über alles, spielt selbstverständlich auch selbst. "Den ganzen Tag nur den Leuten beim Golfen zuzuschauen, würde ich doch gar nicht aushalten", sagt er lachend. Sonntag und Montag sind in der Regel seine beiden freien Tage. Dann geht's raus auf die Runde. "Oder zwei bis dreimal in der Woche auch abends, wenn es die Arbeit zulässt", meint Walter pflichtbewusst.

Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de