Tombstone-Trophy: Bis zum bitteren Ende

Der Golfsport lebt von guten Ideen. Zum Beispiel von Turniere, die einfach anders sind. Ich habe am Wochenende ein solches Turnier gespielt: die Tombstone-Trophy. Auf den ersten Blick sieht das ganz schön makaber aus, denn jeder Teilnehmer bekommt ein kleines Holzkreuz mit auf die Runde. Mit dem eigenen Namen versehen. Aber keine Angst: Am Ende leben noch alle. Gestorben könnte lediglich der Traum vom großen Turnier-Triumph sein. Was und wer hinter diesem besonderen Turnier steckt, das in meinem Heimatclub längst Kultstatus genießt, erzähle ich Dir in diesem Blogpost.

Irgendwann auf der Runde hatte ich die Befürchtung, dass ich mein Holzkreuz schon irgendwo zwischen Bahn 14 und 15 in den Boden rammen muss. Es lief gar nicht. Doch dann ging es mir wie einem angeschlagenen Boxer, der sich in den letzten Runden, so kurz vor dem K. o., mit Händen und Füßen zu wehren beginnt. "Jetzt geht es ums Überleben", habe ich zu meinem Mitspieler lachend gesagt. Und fortan fielen die Pars reihenweise. Mein Kreuz wurde erst nach dem Abschlag an Bahn 18 gesteckt. Fast am Ende der Runde, die ich damit ungefähr im Bereich meiner Spielvorgabe absolviert habe. Aber wie geht das mit dem Kreuz eigentlich?

"Grabsteine" so weit das Auge reicht

Jeder bekommt vor dem Turnier ein kleines Holzkreuz, versehen mit dem eigenen Namen. Den Tombstone, also übersetzt den Grabstein. Und der spielt bei der Tombstone-Trophy die zentrale Rolle. Raus geht's im Zählspiel (mag ich sowieso viel lieber als Stableford!). Je nach Handicap bekommen die Golfer eine gewisse Anzahl an Schlägen gutgeschrieben. Und dann wird so lange gespielt, bis diese Schläge aufgebraucht sind. Symbolisch wird genau an dieser Stelle - kann demnach auch im Bunker oder am Grünrand sein - das Holzkreuz in den Boden gesteckt. Erklärt an meinem persönlichen Beispiel: Ich habe mit Handicap 11,8 auf dem Platz des Allgäuer Golf- und Landclubs die Spielvorgabe 14, darf also mit 72 + 14 = 86 Schlägen auf die Turnierrunde. Nach Bahn 17 hatte ich 85 dieser Schläge aufgebraucht. So war nach dem 18. Abschlag für mich Schluss. Wenigstens Fairway Mitte. 

Wer sind eigentlich die "Bulldogs"?

Die Golfer, die hinter diesem verrückten Turnier stecken, sind mindestens genauso abgefahren: die "Bulldogs". Angefangen hat alles im Jahr 1992 im Golfclub Ottobeuren. Philip Hatton, David Alexander und Graeme Cooper hatten die Idee, den "British Bavarian Golf Club" zu gründen. Da schicksalsbedingt oft bei schlechtem Wetter gespielt werden muss, entstand der Spitzname "The Bulldogs". Angelehnt an die Hunderasse Bulldog. Ursprünglich als Bullenhetzer gezüchtet, zeichnet sich diese Rasse durch große Beharrlichkeit aus. Beharrlichkeit, die sich auch auf dem Golfplatz widerspiegelt. Laut Gründungsmanifest aus dem Juli 1992 gehören kultivierter Spielgenuss, Kameradschaft und Freude am Golf zu den Clubzielen. Ziele, die sich auch bei den Turnieren im Allgäuer Golf- und Landclub immer wieder in die Tat umsetzen. Seit fast 30 Jahren sind sie dort gerngesehene Gäste. Bei den Bulldogs-Turnieren geht es dann auch einen Tag lang "very british" zu. Die Siegerehrung wird dabei sogar auf Englisch gehalten. Meistens auch mit dem typischen britischen Humor - knackig und trocken. 

Ein tierischer Gruß

Zwei Besonderheiten gibt es beim "British Bavarian Golf Club" noch: Wenn beispielsweise bei einem Bulldog-Turnier ein Birdie gelingt, darf die Golferin oder der Golfer "Bulldog" rufen. Mist, haben wir in unserem Flight beim Turnier am Wochenende vergessen. Freilich geschieht das bei aller Euphorie auch nur leise. Und dann ist da noch die Sache mit dem freundlichen Gebell, einem tierischen Gruß: Denn Bulldogs, diese Tradition hat Jonathan Brown im Jahr 1993 begonnen, grüßen sich gegenseitig mit den Worten "Wuff! Wuff!"

Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de