Zu teuer oder zu zeitaufwändig?

Der Januar ist traditionell der Monat, an dem im Golfsport Bilanz gezogen wird. Der Deutsche Golfverband stellt mal wieder seine Zahlen vor - und freut sich über den Zuwachs. Auch wenn der mit 0,3 Prozent verschwindend klein ist. Konkret heißt das: In einem Land mit über 82 Millionen Einwohnern sind im vergangenen Jahr gerade einmal 1.785 Frauen und Männer als Mitglieder in den Golfklubs dazugekommen. Kann man feiern, klar. Regt aber auch zum Nachdenken an. Woran liegt es? Ist Golf noch immer zu teuer? Oder zu zeitintensiv?

Man könnte die DGV-Statistik für das Jahr 2017 jetzt freilich bis ins Detail auseinandernehmen und würde dabei sehen, dass gerade bei den unter 20-Jährigen die Mitgliederzahlen Jahr für Jahr zurückgehen. Mag womöglich tatsächlich am erhöhten Druck liegen, der durch das Schulsystem auf den Mädchen und Buben lastet. Ganztagesschule, vollgepackte Lehrpläne und und und. Das ist aber kein golfspezifisches Problem. Damit haben auch andere Sportarten zu kämpfen. Fußballer beispielsweise schließen sich mittlerweile haufenweise zu sogenannten Jugend-Fördergemeinschaften, den JFGs, zusammen, um die Kräfte zu bündeln und überhaupt noch schlagkräftige Teams zu bekommen.

 

Erschreckend ist aber auch der Rückgang im Bereich der 36- bis 50-Jährigen. Knapp 138.000 Golfer waren es in dieser Altersklasse noch im Jahr 2016, in den vergangenen zwölf Monaten sind aber knapp 10.000 abhanden gekommen. Alles Menschen, die mitten im Berufsleben stehen. Und da könnte man - was der Deutsche Golf-Verband ja auch macht - den Rückschluss ziehen, dass Golf einfach zu viel Zeit neben Beruf und Familie beansprucht. Aber ist das wirklich so? Ist das der Grund, weshalb sich potenzielle Neu-Golfer gegen diesen Sport entscheiden? Ich glaube nicht!

Ready Golf und 6-Loch-Turniere

Es mag aber tatsächlich die eine oder andere Entwicklung genau dafür sprechen: 9-Loch-Turniere nach Feierabend sind beliebt wie nie zuvor, mittlerweile wird schon über 6-Loch-Turniere diskutiert. Damit es noch schneller geht. Und ab dieser Saison wird Ready-Golf auf den Plätzen umgesetzt. Der Verband drückt aufs Gaspedal. Dabei ist bei einer kleinen Internet-Umfrage eines befreundeten Golfmanagers etwas Gegenteiliges herausgekommen: Der Kemptener Christian Montén, unter anderem Manager des Golfclubs Memmingen, wollte von seinen Freunden und Bekannten, die noch nicht golfen, wissen, was für sie denn der größere Anreiz sei, auch zum Schläger zu greifen: maximale Kosten von 49 Euro pro Monat oder maximal eine Stunde Zeitaufwand pro Woche? Und was war das Resultat: 92 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage (übrigens nur Frauen und Männer unter 50 Jahren) haben sich für die 49 Euro entschieden, die anderen acht Prozent für die Stunde Zeit. "Damit hatte ich leider gerechnet. Es ist also eben kein Zeitproblem, sondern ein Geldproblem, um sich Golf noch zusätzlich nebenbei leisten zu können. Neben allen anderen Hobby und Familie. Also genau das Gegenteil von dem, was der DGV immer sagt und wohin alle Änderungen wirken sollen", sagt Montén.

Bei Mitgliedschaften müssen Klubs flexibler werden

Seine Umfrage ist natürlich nicht repräsentativ, aber sie zeigt doch deutlich, in welche Richtung es gehen sollte. Und das Ergebnis unterstreicht das, was beispielsweise meine Frau immer wieder zu mir sagt: Bei Mitgliedschaften müssen Klubs flexibler werden! Sie hat, seitdem unsere beiden Kinder auf der Welt sind, nur noch eine günstige Fernmitgliedschaft. Weil sich teure Jahresbeiträge in den Klubs rund um unsere Heimat für sie nicht lohnen. Warum nicht günstige Mitgliedschaften beispielsweise für Hausfrauen, Erwachsene bis 45 Jahre oder Berufseinsteiger? Dass man dafür eventuell nur reduzierte Rechte - zum Beispiel maximal 15 Greenfees - im Heimatclub hat, das würden viele in Kauf nehmen. Da bin ich mir sicher.

 

Gestern Abend hatte meine Frau, als wir auf dem Sofa über diesen Text diskutiert haben, eine Idee. Eine Idee, die ich persönlich wirklich richtig gut finde. Der Golfclub im Fitness-Studio oder der Golfclub mit Fitness-Studio. Ein Beitrag für Golf und Fitness. Denn die Muckibude leisten sich tatsächlich viele nebenbei. Selbst dann, wenn sie knapp 50 Euro im Monat kostet. Die richtige Zielgruppe würde so etwas mit Sicherheit treffen.

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