Südtirol: Ein Geheimtipp im Herbst

„Südtirol ist eines der schönsten Fleckchen Mitteleuropas. Die Dolomiten sind die schönsten Berge.“ Das sagt Extrembergsteiger und Museumsmacher Reinhold Messner. Und der muss es wissen. 1944 wurde er in der kleinen Gemeinde Villnöss geboren. Im Herzen der Dolomiten. Mittlerweile hat er rund 70 Länder dieser Welt bereist. Messner hat viel gesehen. Viel Vergleichbares, das sich am Ende aber eben doch nicht mit seiner Heimat vergleichen lässt. Hier horizontale Almwiesen, Bergwälder und Bauernhöfe. Dort vertikal die Bergwände. Kaum eine andere Region Europas ist so kontrastreich. Auch für Golfer.

Die geografische, historische und geopolitische Lage begünstigt diese Vielfalt: Schnittstelle zwischen Norden und Süden, Treffpunkt dreier Kulturen, hochalpine Täler und hügelige Talsohlen, bizarre Dolomitengipfel, Apfel- und Weingärten, Gastronomie-Paradies zwischen Knödel und Pizza, Lebensraum im Ausgleich zwischen südländischer Spontaneität und nordischer Verlässlichkeit. Die Region der vielen Burgen und Seen braucht keine künstlichen Ferienwelten. Das alles macht den großen Reiz Südtirols aus. Das alles macht die Region zu einem der Lieblingsurlaubsziele der Deutschen. Rund 33,5 Millionen Übernachtungen wurden im vergangenen Jahr gezählt. Egal ob zu Fuß, mit dem Mountainbike oder beim Klettern – hier schlagen die Herzen der Aktivmenschen höher. Aber auch für Entspannung ist mit Kraft- und Ruheplätzen gesorgt. Als Golfdestination sind die Berge auf der Alpensüdseite freilich noch nicht sehr im Bewusstsein. Und dennoch finden sich reizvolle Plätze.  Vor allem im Herbst gilt fir Region als Geheimtipp. Die Natur färbt sich dann in kräftiges Goldgelb und Rot. Im Tal und an den Hängen sind Bauern bei der Weinlese oder Apfelernte zu sehen. Und abends geht es beim Törggelen lecker und lustig zu.

 

Von renommierten Architekten gestaltet

Niemand würde behaupten, dass der Golfsport in Südtirol seinen Ursprung hat. Fest steht aber: Auch hier wird schon seit über 100 Jahren gespielt. 1904 wurde am Karerpass der erste Golfplatz der Region eröffnet. Acht Anlagen sind es mittlerweile geworden. 18 Löcher bieten die Golfclubs Petersberg, Passeier-Meran und St Vigil-Seis. Neun Spielbahnen gibt es in den Golfclubs Carezza, Lana Gutshof Brandis, Alta Badia, Pustertal und Eppan. Alle sind sie so abwechslungsreich wie die Gegend selbst. Steil an den Hängen oder flach am Fuß des Berges. Südtirols Plätze wurden von prominenten, weltweit renommierten Designern gestaltet und bieten bei aller Idylle auch sportliche Herausforderungen.

 

Im Golfclub Petersberg sind es zum Beispiel die Höhenunterschiede. Die 18 Löcher, um geben vom Lärchenwald, verlangen Fingerspitzengefühl. Wer auf dem 18-Loch-Platz St. Vigil-Seis abschlägt, braucht vor allem ein gutes Konzentrationsvermögen. Denn die einmalige Landschaft mit Gebirgspanorama und tosenden Wasserfällen lenkt gehörig vom Spiel ab. Die dritte 18-Loch-Anlage ist die des Golfclubs Passeier-Meran. Rauf und runter geht's hier ständig, Hanglagen sind praktisch kaum zu umgehen. Und wer die 18 Löcher zu Fuß zurücklegt, wandert in knapp dreieinhalb Stunden mal schnell gute zehn Kilometer. Und da soll noch einmal jemand sagen, Golf sei kein Sport! Statt kraftvoll durchgeschwungenem Driver braucht es im Passeier Tal vielmehr das taktisch eingesetzte kleine Hölzchen. Der Passeier Golf-Pionier Karl "Schaly" Pichler ist stets darauf bedacht, "seinen" Platz immer weiter zu verbessern.

9 Löcher zum Verlieben

Aber auch die 9-Loch-Plätze geizen nicht mit Reizen. Zwei Beispiele gefällig? Apfelbäume, Weinreben, Schlossruinen, der freie Blick in das weite Etschtal. All das zeichnet die Schönheit und Besonderheit des Golfclubs Lana aus. Gut 20 Jahre gibt es die Anlage inzwischen. An einigen Stellen führen die Obstbaumplantagen sogar mitten durch den Platz und wirken sich so auf die Taktik des eigenen Spiels aus. Das volle Kontrastprogramm bietet der Golf & Country Südtirol in Eppan, der jüngste Golfclub Südtirols. The Blue Monster. Das blaue Monster, gestaltet vom bekannten Golfplatz-Architekten Thomas C. Himmel. Was gefährlich und extrem gefräßig klingt, ist in Wirklichkeit gar nicht so schlimm. Dank der vielen strategisch platzierten Abschläge brauchen auch Golfer, die noch nicht so lange den Schläger schwingen, keine Angst vor dem vielen Wasser haben. Das jedoch gibt es tatsächlich in Massen auf der Anlage. Für Südtirol ist der Platz eher untypisch. Aber in der Region lieben sie eben die Symbiose aus Tradition und Moderne.

Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de

Der Text ist auch in der Printausgabe der Zeitschrift Golf-Time erschienen