Dieser Mann hat Gefühl im Arm

Dieser Mann hat jede Menge Gefühl im Arm: Marcus Schraufstetter, 38, gebürtiger Oberbayer, heute Projektmanager bei den Stadtwerken Bonn – und seit gut sieben Jahren passionierter Golfer. Schon bei seinem ersten Turnier hat sich Schraufstetter von der Platzreife auf Handicap 33,0 verbessert, am Ende der Saison hatte er sich bereits bis auf 11,3 heruntergespielt. Das war im Jahr 2010 einmalig in Deutschland. Bessere Referenzen könnte man kaum haben, um im Golfsport ein kleines Business aufzubauen.

Das weiß auch Schraufstetter. Vor drei Jahren hatte er die Idee, einen Putter zu bauen, der spürbar anders ist. Einer, der dem Spieler, so sagt er, „einen echten Vorteil liefert“. Und so begann für ihn das große Abenteuer Straighter Putter. Bei der Umsetzung der Idee holte ihn seine sportliche Vergangenheit wieder ein. Schraufstetter war in den 1990er-Jahren und Anfang der 2000er einer der besten Baseballspieler Deutschlands, spielte in der 1. Bundesliga, im All-Star-Team und in der Nationalmannschaft. Bei den Junioren und später auch im Herrenbereich. Er wurde Europapokalsieger mit den Cologne Dodgers und vier Mal deutscher Vizemeister mit Köln und Bonn. „Es hat mir beim Golfen zu Beginn schon sehr viel geholfen, dass ich eine Schwung- und Schlag-Sportart professionell ausgeübt habe“, erzählt der 38-Jährige. Golf und Baseball, meint Schraufstetter, hätten eben etliche Gemeinsamkeiten. Den Schwung in erster Linie oder die immens wichtige Hand-Auge-Koordination.

Auf den Bedarf des Spieles zugeschnitten

„Mein Anspruch an mich selbst war immer, am Ende eines Tages mit breiter Brust vom Spielfeld zu gehen und sagen zu können, dass ich alles gegeben habe, was möglich war“, sagt er. Das sei heute nach einer Runde Golf nicht anders. Zu diesem Einsatz auf dem Spielfeld zähle aber auch das bestmögliche Equipment. Auch das sei eine Parallele zwischen Golf und Baseball. Schraufstetter: „Als ehemaliger Leistungssportler habe ich gelernt, dass alle Komponenten, die das Spiel beeinflussen, auf den ganz persönlichen Bedarf des einzelnen Spielers zugeschnitten sein müssen. Nur dann ist es möglich, sich voll und ganz dem Spiel zu widmen, ohne einen Gedanken an korrigierende Schwung- oder Putterbewegungen zu verschwenden.“

Diese beiden Sätze sind in der Kürze zusammengefasst quasi die Geschäftsidee, die hinter „Straighter Putter“ steckt. Schraufstetter hat einen Putter gebaut, der sich durch seine überbreite Schlagfläche leichter auf das Ziel ausrichten lässt, einen sogenannten Oversize-Putter. „Alles was breiter ist, lässt einen seitliche Abweichungen schneller erkennen“, erklärt er. Das wiederum bringe auch einen positiven Nebeneffekt: Durch die Breite ist im Putterkopf mehr Masse verbaut. Sprich: Der Putterkopf ist mit knapp 650 Gramm gewichtiger als bei anderen Modellen und damit bei der Puttbewegung auch stabiler. Die Gleichung scheint also auf den ersten Blick recht simpel. Doch ganz so einfach lief es anfangs nicht.

Entwicklungsphase hat sich verzögert

Die Entwicklungsphase dauerte doppelt so lange wie zunächst geplant. „Allerdings war ich mir zu jeder Zeit darüber im Klaren, dass ich, um Erfolg zu haben, ein Produkt liefern musste, zu dem der Spieler sehr schnell Vertrauen fasst und bei dem er sich möglichst wenig umgewöhnen muss“, erzählt der 38-Jährige. Heute sagt er den Interessenten, dass sie seinen „Straighter Putter“ genau so spielen sollen, wie sie das mit ihrem herkömmlichen Putter auch tun würden. Schraufstetter: „Dem hohen Gewicht des Putters brauchen sie dabei keinesfalls Respekt zollen, das Spielgefühl habe ich so entwickelt, dass der Spieler ein sehr weiches Feedback erhält und bereits nach den ersten Putts ein Längengefühl hat.“ Auf dem Platz sind es für ihn selbst logischerweise nicht die Putts, die Probleme machen. „Vom Baseball war ich gewöhnt, viel aus dem Handgelenk zu machen. Das hat aber zu einem mordsmäßigen Slice geführt“, meint er lachend. Aber auch den hat Schraufstetter inzwischen los.

Fotos: Marcus Schraufstetter