Golfmesse: Ein Schlag ins Klo

Das mir hier ja keine Missverständnisse entstehen: Die Golfmesse in Zürich war bei ihrer siebten Auflage keineswegs der sprichwörtliche Griff ins Klo. Im Gegenteil. Der Branchentreff während der größten Reisemesse der Schweiz, der Fespo, war abwechslungsreich und informativ. Und besagter Schlag ins Klo ist dabei einigen Besuchern gelungen. Das wurde gefeiert, denn die WC-Schüssel spielt für die Schweizer Crossgolf-Szene eine ganz besondere Rolle.

Eines gleich mal vorweg: Für alle, die nicht mehr als zwei Autostunden entfernt sind, ist die Golfmesse in Zürich mehr als eine Alternative zu den Ausstellungen in Stuttgart oder München. Gut, an die Schweizer Preise muss man sich freilich erst einmal gewöhnen, 15 Franken für den halben Tag im Parkhaus sind schon ganz schön viel. Aber der schlechte Wechselkurs zwischen Euro und Schweizer Franken - ja, zumindest aus der Sicht der Nicht-Schweizer ist er schlecht - ist ja schließlich bekannt. Überrascht dürfte also niemand sein.

 

Letztlich ist es aber genau dieser Währungskurs, der die Messe der Eidgenossen so interessant für den Markt macht. Die Schweizer sind längst zur attraktiven Zielgruppen für Golfanlagen und Hotels geworden. Ich habe mich mit drei Verantwortlichen ausführlicher unterhalten. Zum Beispiel mit Max Föhl, dem Golfdirektor des württembergischen Waldsee Golf-Resort. Die Golfmesse, sagt er, sei für die Anlage in Bad Waldsee sehr interessant. Schweizer Gäste habe man - aufgrund der Nähe zur Grenzregion - schon immer gehabt. "Mittlerweile kommen aber 50 Prozent unserer Gäste aus der Schweiz", erzählt Föhl. Ähnlich viele sind es im Hanusel-Hof der Familie Rainalter in Hellengerst im Oberallgäu. Dort gibt es neben einem 18-Loch-Golfplatz auch ein Vier-Sterne-Wellness-Hotel. Und das zieht. "Wir haben Gäste die zum Golfen kommen, aber auch solche, die lieber Wellness machen. Je nach Jahreszeit", sagt Markus Rainalter. Letztlich ist es in Hellengerst völlig egal, ob Sommer oder Winter: Die Schweizer kommen gerne hierher. Das Golfresort Achental war heuer zum ersten Mal in Zürich dabei. Das Fazit fällt positiv aus: Vier Stunden sind es mit dem Auto von Zürich an einen der schönsten Fleckchen Bayerns. Für jemanden, der ein paar Tage Auszeit im Chiemgau genießen will, auf keinen Fall zu viel. Der Stand ist gut frequentiert, die Messe-Angebote scheinen bestens anzukommen.



Safety first!

Die Messe macht Spaß. Das liegt vermutlich auch an den kurzen Wegen. Denn die Messehallen in Zürich befinden sich in einem einzigen Gebäude. Übereinander in drei verschiedenen Stockwerken. Das ist auf jeden Fall schon einmal übersichtlicher als an anderen Messestandorten. Golf - und das war nicht zuletzt ein Kritikpunkt meines Messebesuchs in Stuttgart - ist in Zürich anders. Irgendwie offenherziger. Irgendwie jünger. Und ganz besonders jung am Stand der Golfsession GmbH. Hier sind die verrückten Golfer unter den Golf-Verrückten daheim. "Wir spielen Golf abseits des Golfplatzes", erklärt deren Capo Didi Keller. Urban- und Crossgolfer nennen sie sich. "Seit über 15 Jahren spielen wir mit der kleinen weissen Kugel, manchmal ist sie auch gelb, rot, schwarz oder leuchtet im Dunkeln! Dazu gehen wir auf die unbefahrene Strasse, in den Park, auf eine frisch gemähte Wiese oder in eine Kiesgrube", sagt Keller weiter. Nur zwei Regeln gibt es: Safety first! Und: Have fun! Den hatten die Besucher an diesem Stand ohne jeden Zweifel. Denn es ging darum, in eine Klo-Schüssel zu chippen. Wer trifft, bekommt nicht etwa ein Glas Prosecco, auch keinen Dreierpack edler Golfbälle. Nein: Wer trifft, hat die große Ehre, sich mit seiner Unterschrift irgendwo auf der Schüssel zu verewigen. Und ist schließlich immer und überall dabei, wenn die Crew unterwegs ist. Keller: "Das ist unser Ziel. Wir spielen nicht auf Löcher, sondern auf Gegenstäne. So wie diese Kloschüssel." Die Golfmesse in Zürich hat nicht nur an diesem Stand Laune gemacht.

Video, Foto: Stephan Schöttl