Ein Golf-Guide für Kinder

Golf ist gerade für Kinder eine fördernde und fordernde Sportart. Mit kindgerechtem Schläger und verkürzten Abschlägen wird das Spiel zur spaßigen Herausforderung für die Kleinen. Doch warum zieht es nach wie vor deutlich mehr Kinder und Jugendliche auf den Fußball- statt auf den Golfplatz? Sabine Koch-Sutter hat sich damit beschäftigt und einen "Golfguide für Kinder" geschrieben. Das E-Book wird im Internet kostenlos zum Download angeboten und bietet neben Wissenswertem zum Training und Hinweisen zum Kauf des ersten Equipments auch Motivationsübungen für die ganze Familie.

Da stand Selina also am Abschlag und um sie herum ging ordentlich die Post ab. Die Mädchen begannen, laut zu singen, die Buben ließen ihre Handys klingeln. Selina allerdings blieb konzentriert und schlug den Ball völlig unbeeindruckt. Nein, sie hatte von dem ganzen Trubel noch nicht einmal ansatzweise etwas mitbekommen und das sogenannte Störtraining mit Bravour gemeistert. Die anderen waren baff. „Sie hat alles richtig gemacht und war nur auf den Ball fokussiert. Das fällt vielen Erwachsenen schwer. Ziel erreicht“, meint Sabine Koch-Sutter freudestrahlend. Die 53-Jährige arbeitet seit vielen Jahren mit Kindern und Jugendlichen im Golfclub Waldegg-Wiggensbach zusammen. Jetzt hat sie ihre Erfahrung und die vielen Erlebnisse in einen Ratgeber gepackt.

Das Buch, das es im Internet kostenlos zum Herunterladen gibt, richtet sich in erster Linie an Eltern und Großeltern, die gerne mit ihren Kindern und Enkeln golfen gehen wollen. „Mir war dabei die Kernaussage wichtig, dass nur Fachkundige wie der Club-Pro und vor allem nur einer alleine an der Technik des Kindes arbeiten sollte. Mehr verwirrt nur“, sagt sie. Diese Erfahrung habe sie mit ihren beiden Kinder beim Skifahren selbst gemacht. In manchen Dingen, erzählt Koch-Sutter, hätten diese plötzlich den gleichen Stil und die gleichen Marotten gehabt wie die Mama. „Was dann wiederum mühevoll abtrainiert wurde. Das sollte beim Golfen nicht passieren“, meint sie. Golf mit Kindern ist für Koch-Sutter nichts Neues. Bis zu nationalen Titelkämpfen hat sie ihre Tochter Romy früher begleitet, als regionale Jugendwartin liegt ihr der Nachwuchs im Allgäu besonders am Herzen. Als Trainerin mit B-Schein baut sie auf Spielerisches. So wie beim Nüsseknacken. Sie erzählt: „Julius, ein Bub aus meiner Trainingsgruppe, hatte Hunger und ein paar Walnüsse im Bag. Wir haben die Nüsse dann geknackt, in dem wir sie statt eines Balles abgeschlagen haben. Der Versuch ist gelungen und das Gelächter war groß.“

"Kinder lernen so schnell"

Beim Golf sei es wie bei jedem anderen Sport: Je früher man beginnt, desto besser. Denn gerade in jungen Jahren werden technische Fähigkeiten und koordinativ anspruchsvolle Bewegungen noch kinderleicht erlernt. „Kinder lernen so schnell. Manche Erwachsene kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, wenn die Mädchen und Buben routiniert und souverän am Abschlag stehen“, erklärt die 53-Jährige.

 

In ihrem „Golfguide für Kinder“ geht Koch-Sutter auch auf die Unterschiede zwischen Kinder- und Erwachsenengolf ein. Sprich: Die Kleinen können sich nicht so lange konzentrieren wie die Großen. Daher sollte die gemeinsame Runde möglichst abwechslungsreich und spielerisch gestaltet werden. Das sei nach wie vor eines der größten Probleme im Golfsport und ein Grund, warum es noch immer viel mehr Kinder auf den Fußball- statt auf den Golfplatz zieht. „Es gibt kaum kindgerechte Bahnen, die Vorgaben sind zu steif und es wird zu wenig gerannt und gelacht. Das haben wir erkannt“, sagt sie. Ihre Gruppen dürfen sich in Wiggensbach auch einmal den Fuchsbau am Rand der Spielbahn anschauen oder hinaufrennen zum höchsten Abschlag Deutschlands.

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