Testbericht: Golfbälle mit Vision

Bill und Wayne Bosley, Vater und Sohn, haben eine Vision: Sie wollen mit ihrem australischen Familienbetrieb im Konzert der Großen mitmischen, vielleicht eines Tages sogar flächendeckend auf dem hart umkämpften US-Markt. Über 80 Jahre Erfahrung im Golfbusiness bringt das Unternehmen mit. Aber können es die Vision-Bälle tatsächlich mit dem Platzhirsch Titleist aufnehmen? Der Alpengolfer durfte die 2017er-Prototypen des ProTour V und ProTour X testen. Und das Ergebnis ist gar nicht so überraschend.

Die Frage nach dem Gewicht hat mich allerdings schon ein bisschen überrascht. Denn die Vision-Bälle fühlen sich leicht an, irgendwie fehlt im Vergleich zu einem anderen Marken-Ball der rechte Schwerpunkt, wenn man die Kugeln in der Hand hat. Und dann, siehe da, zeigt die Waage doch exakt den gleichen Wert an: Der Golfball darf laut Reglement nicht mehr als 45,93 Gramm wiegen. Tut er auch nicht. Beim Vision wie beim Titleist. Es sollte bei diesem Test nicht das einzige Mal bleiben, dass mich mein Gefühl auf eine falsche Fährte locken wollte.

 

Ähnlich erging es mir nämlich beim ersten Abschlag. Ich habe für den roten Ball, den Vision ProTour X, entschieden. Der soll es laut Hersteller mit namhaften Produkten aufnehmen können. Beispielsweise mit dem Callaway ChromeSoft, dem Titleist ProV1 X oder auch dem Srixon ZStar XV. Aber ist das wirklich möglich? Kann ein bislang eher namenloser Golfball tatsächlich mit einem ProV1 mithalten? Ausgerechnet mit dem Ball, der auf den Profitouren weltweit seit mehr als einem Vierteljahrhundert unangefochten die Nummer eins ist? Jein! Natürlich wird ein Golfer, der tagtäglich mit Titleist auf die Runde gehen jede einzelne Kleinigkeit merken, die nicht dem ProV1-Ideal entspricht. Aber: Der ProTour X Snow White von Vision weicht nicht viel davon ab. Gut, er mag beim Treffermoment vielleicht etwas komisch klingen. So, als würde man auf eine Plastikkugel hauen. Aber er fliegt gut und er fliegt weit. Was will man mehr?! Mein Fazit in diesem Bereich: Ich habe mich vom ersten Geräusch zunächst wieder täuschen lassen, war dann vom Ergebnis auf dem Fairway aber einmal mehr beeindruckt.

Mit viel Gefühl

Beim kurzen Spiel schließlich ist es immer eine Frage der eigenen Vorlieben: Mancher mag es soft, der andere eher härter. Und es ist selbstverständlich auch eine Sache des Gefühls. Durch den extrem weichen Kern verlangt es beim Putten eben ganz schön viel dieses Gefühls. Denn ansonsten zieht die Vision-Kugel ganz schnell mal auf und davon. Diese Eigenschaft muss aber gar nicht schlecht sein. Im Gegenteil. Ich fand den Härte- oder in diesem Fall wohl eher Weichegrad des ProTour X sehr angenehm. Das hat sich auch beim Chippen bemerkbar gemacht. Irgendwie hatte ich mehr Kontrolle über den Ball und dessen Flug aus kurzer Distanz in Richtung Fahne als sonst. Und wer weiß, vielleicht lag es ja tatsächlich gar nicht an der guten Tagesform, dass überdurchschnittlich viele Putts auf Anhieb gefallen sind.

 

Einziger Nachteil dieses soften Kerns: Der Ball entwickelt nicht so viel Spin wie manch anderes Fabrikat. Bei Spielern mit besserem Handicap könnte das möglicherweise schon ein Ausschlusskriterium sein. Dem Otto-Normal-Golfer hingegen, der nicht jede Fahne mit Backspin anspielt, dürfte das nur wenig ausmachen.


Zwei Vision-Testpackungen zu gewinnen!

Die Gewinnaktion ist beendet! Vielen Dank fürs Mitmachen. Jeweils ein Vision-Testpaket haben gewonnen: Thomas Herter, Bodelshausen, und Jens Szelong, Ascheberg. Herzlichen Glückwunsch!

 

Foto: Schöttl