Hand in Hand mit der Natur

"Ökologisch gesehen sind Golfplätze so sexy wie Parkplätze", erklärte vor Kurzem ein Vertreter des Naturschutzbunds Deutschland. Obwohl alles grün sei, sei die Ökobilanz verheerend. Pflanzen und Tiere, meinte er, hätten auf streng gepflegtem Rasen sowie durch den Spielbetrieb "keine Überlebenschance". Sätze, die Dr. Gunther Hardt die Haare zu Berge stehen lassen. Er ist Vorsitzender des DGV-Ausschusses Umwelt & Platzpflege. Er kontert: "Der Golfer ist ein Naturschützer!" Ja, was denn nun? Ein Besuch auf zwei Beispielplätzen in Bayern.

Weite Wiesen, alte Bäume, Wald, Hecken, das eine oder andere Wasserhindernis und über dem Platz der Rote Milan, der majestätisch seine Kreise zieht. Golf hat als Sportart im Freien eine enge Beziehung zur Natur, da die Spielbahnen unmittelbar in die Landschaft eingebunden sind. Gepflegte Spielflächen sind längst ein entscheidender Wettbewerbsfaktor auf dem Golfmarkt geworden. Die Pflege unter Nachhaltigkeitsaspekten spielt dabei eine immer größere Rolle. Seit Kurzem auch beim Allgäuer Golf- und Landclub in Ottobeuren.

 

Die Anlage ist eine von knapp 160 der rund 700 in Deutschland, die sich am Programm Golf & Natur des Deutschen Golf-Verbands (DGV) beteiligen. Nun wurde der Verein mit dem Bronze-Zertifikat, der ersten von drei Stufen, ausgezeichnet. Neben Ottobeuren gibt es im Allgäu nur noch einen weiteren Golfplatz, der dabei ist. Der Golfclub Bad Wörishofen hat für seinen Platz in Rieden bei Kaufbeuren schon die Anforderungen für die silberne Auszeichnung erfüllt.

Verband engagiert sich seit 1990

Der DGV setzt sich seit 1990 aktiv mit Umweltfragen auf Golfanlagen auseinander - mit eben diesem speziell entwickelten Programm, an dem auch das Bundesamt für Naturschutz beteiligt ist. "Der Golfer ist ein Naturschützer", sagt Dr. Gunther Hardt, Vorsitzender des DGV-Ausschusses Umwelt & Platzpflege. Kaum an einem anderen Ort finde man eine derart große Tier- und Pflanzenvielfalt wie auf einem Golfplatz. In Ottobeuren beispielsweise gebe es am und um den Platz über 40 Feldhasen und sogar einen Dachs, der zeitweise seine Runden über die Fairways dreht. Und trotzdem sei das Programm Golf & Natur kein klassisches Öko-Zertifikat, sondern vielmehr "modernes und naturnahes Umweltmanagement".

Auch die Greenkeeper sind gefordert

Während für den Golfer vorwiegend die Qualität der Rasenfläche von Interesse ist, sind für den Betrieb einer Golfanlage Vorgaben und Arbeitsprozesse verbindlich. Sprich: Neben dem Schwerpunkt Natur und Landschaft geht es bei der Zertifizierung auch um Pflege und Spielbetrieb, um Arbeitssicherheit sowie um ein Leitbild und die Infrastruktur. Horst Klüpfel, Präsident des Golfclubs Ottobeuren, betont, dass ein nachhaltiger und ressourcenschonender Betrieb der Golfanlage heutzutage unabdingbar sei. Im Zuge der Zertifizierung hatte sich der Allgäuer Golf- und Landclub beispielsweise einer freiwilligen Betriebsprüfung durch die Verwaltungs-Betriebsgenossenschaft für Sportanlagen gestellt. Die Inspektion verlief ohne Beanstandung.

 

Der Golfclub Bad Wörishofen hat jüngst sogar insgesamt 19 Nistkästen für Vögel auf der Anlage errichtet. Die Artenvielfalt ist, nicht zuletzt durch die Nähe zum Wertachstausee, groß. Ein weiteres Markenzeichen sind die bunten Blumenwiesen. "Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern bieten auch ökologisch wertvollen Lebensraum für die Pflanzen und Tiere, darunter auch Insekten wie die Honigbiene", erklärt Clubmanager Michael Galanis.

 

Ein weiterer Themenblock betrifft vor allem die Greenkeeper. Sie werden bei Golf&Natur zum verantwortungsbewussten Umgang mit Saatgut, Dünger, Wasser und Pflanzenschutzmittel aufgefordert. Galanis: "Darauf wird aber ohnehin auf den meisten Golfanlagen Wert gelegt. Denn das ist unerlässlich zum Schutz der Umwelt."

Fotos: Allgäuer Golf- & Landclub