Mein neuer Freund, der Wanderpokal

Es war mein erstes Mal. Und es war wunderschön. Jetzt sitze ich zuhause, erinnere mich immer wieder gerne an diesen tollen Moment und habe mein neues Baby im Arm. 107 Zentimeter groß und 8,8 Kilo schwer. Es war eine schwere Geburt. Zwei Pokale habe ich schon auf dem Wohnzimmerschrank stehen. Zwei kleine. Ein Wurstpaket habe ich auch einmal bekommen. Ganz leicht ist die Runde damals von der Hand gegangen. Aber dieses Mal musste ich erst exakt 7,1 Kilometer durch die Hölle gehen.

Es war erstens windig, es war zweitens schwül und es war drittens ziemlich früh. Und es war die 18-Loch-Golfrunde auf der ich mit meinen beiden Flightpartner so ziemlich alles erlebt habe, was man auf dem Platz so erleben kann. Die Runde auf der zum Beispiel a) ich aus gut zehn Metern mit einem missglückten Schlag den Ball meiner Mitspielerin in bester Boccia-Manier vom Fairway gespickt habe, b) mein Mitspieler die Kugel aus dem nassen Sandbunker zum Birdie gechippt hat und wir lautstark gejubelt haben, c) meine Mitspielerin den Ball aus dem Bunker gegen den Baum und wieder zurück in den Bunker gespielt hat.

Weil Golf so unberechenbar ist, habe ich dann am Ende beim Turnier des Allgäuer Skiverbands doch tatsächlich gemeinsam mit drei Freunden - nennen wir sie für diesen Text mal ganz zufällig Selina, Theresia und Alex - den Teamwettbewerb gewonnen. Es war ein knapper Erfolg. Ein Schlag Vorsprung. Wie ein dreckiges 1:0 beim Fußball, bei dem der gegnerische Torwart den Ball in der letzten Minute abprallen lässt und der Stürmer genau richtig steht und eiskalt abstaubt. Und dann standen wir da. So völlig ahnungslos. Ein bisschen überfordert. Aber wie es sich für eine gute Siegesfeier gehört, haben wir den Pott natürlich gefüllt. Standesgemäß, aber eben nicht dem Klischee entsprechend. Kein Champagner, kein Sektchen. Nein, wir haben den Cup kurzerhand gemeinsam mit dem Wirt unter den Hahn der Bier-Zapfanlage gewuchtet. 

 

Jetzt haben wir den Pott. Dieses silber glänzende Monstrum, vor dem sich meine Frau so fürchtet. Oder besser gesagt vor dem meine Frau Angst hat, es könnte die heimische Wohnzimmer-Ästhetik und sämtliche Wohlfühlfaktoren auf einmal zerstören. Was also tun? Hier sind die ultimativen sechs Tipps zur multifunktionellen Verwendung einer Trophäe:

Als Sonnenhut


Die praktische Lösung: Grade in den Sommermonaten der ultimative Sonnenschutz. Der Hut reflektiert die Sonnenstrahlen und sieht auch noch gut aus. Da wäre selbst die Queen neidisch.

Als Pflanztopf


Die doppelte Deko-Lösung: So steht der Pokal mitten in der Wohnung. Immer im Blick. Platz nimmt er aber freilich keinen weg. Denn die Palme, die da mal stand, wird einfach in den Pott gepackt. Prunkvoll!



Als Putzeimer


Die saubere Lösung: Putzwasser in die Trophäe. Vorteil: Die Frau baut dadurch eine emotionale Beziehung zum Pott auf. Nachteil: Das Füllvolumen beträgt gut 50 Liter, was das Teil extrem schwer und somit transportunfähig macht.

Als Sekt- und Weinkühler


Wer kann schon mit solchen Pfunden wuchern? Stell' doch den Riesenpokal einfach bei der nächsten Gartenparty mit den Nachbarn als Weinkühler auf den Tisch. Die werden sich freuen, denn in dem Ding hat sooooo viel Platz...



Als Suppentopf


Die nächste Gulasch-Party ist gerettet: Lass' dazu doch einfach mal Omas Tafelsilber und das Meißner Porzellan im Schrank. Die Suppe wird dieses Mal im Wanderpokal serviert. 

Als Regenwassertonne


Beim nächsten Platzregen einfach den Pokal auf die Terrasse stellen. So sparst Du Wasser aus der Leitung. Für's Gemüsebeet reicht die Regenwasser-Sammlung aus dem Cup bestimmt.


P.S.: Für den kleinen Spaß musste der Cup zwar herhalten, die beste Variante ist und bleibt aber natürlich, den wundervollen Pott bis zum Tag der Titelverteidigung im Clubhaus zur Schau zu stellen. Und das werden wir natürlich auch machen. Denn entweiht werden soll dieser prestigeträchtige Wanderpokal selbstverständlich nicht!

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Kommentare: 3
  • #1

    Werner Feneberg (Montag, 15 Juni 2015 09:51)

    Hallo Stephan, ja es war ein spannender Wettkampf bis zum Schluss. Nachdem wir letztes Jahr mit unserem Team Bayrische Ski und GOLF den Sieg um 2 Schläge verpassten und dieses Jahr den Sieg um 1 Schlag knapp ( wie du sagst ein dreckiges 1:0) verpassten, werden wir euch nächstes Jahr alles abverlangen.
    Gruß Sumpfi

  • #2

    Stephan (Montag, 15 Juni 2015 11:00)

    Hi Sumpfi, wir sind als Titelverteidigung natürlich wieder dabei und freuen uns auf jeden Herausforderer. Vielleicht wird es in ein paar Jahren ja wirklich der prestigeträchtigste Mannschaftspokal im Allgäu :)
    Grüße, Stephan

  • #3

    Roland (Donnerstag, 18 Juni 2015 09:35)

    Hi Stephan, .....freut mich, dass ihr so kreativ seid !
    Egal ob 1 oder 5 : 0 , Sieg ist Sieg!
    Am stilvollsten finde ich ihn als Sekt und Wein Kühler.
    Wir vom ASV freuen uns schon auf kommendes Jahr. Termin: 04.06.2016
    Save the date !!!
    @ Sumpfi: ich glaube an dich, kommendes Jahr seid ihr (evtl.) die Sieger.
    Gruss an alle ASV Golfer, wir sehen uns beim BSV auf der Gstaig.
    Roland