
Einer der ersten Golfplätze im Allgäu wurde vor 50 Jahren auf der Sonnenalp in Ofterschwang eröffnet. Es war damals ein mutiges Projekt. Heute ist der Golfplatz des Resorts eine der exklusivsten Anlagen in Deutschland, zählt zu den Leading Golf Courses. Wir haben Hotelier und Visionär Michael Fäßler in seinem Luxus-Betrieb besucht. Er spricht im Interview über Tradition und Innovation, über Klischees und Kritiker sowie den Spagat zwischen Leistungs- und Breitensport an einem der schönsten Flecken im Allgäu.
Herr Fäßler, als der Golfplatz Sonnenalp vor 50 Jahren gebaut wurde, steckte der Golfsport in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Bernhard Langer war gerade erst Profi geworden, es gab noch viele Klischees und Kritiker. Wie viele Hürden mussten Sie Mitte der 1970er Jahre überwinden, bevor es losging?
Michael Fäßler: Viele konnten sich unter Golf wenig vorstellen. Wie hoch ist der Pflegebedarf? Wie viele Flächen werden genutzt? Manche dachten sogar, die Bahnen würden betoniert. Als dann Drainagen und Wasserleitungen für die Bewässerung der Grüns verlegt wurden, kursierte die Geschichte, es seien Starkstromkabel für eine Flutlichtanlage. Es war oft keine böse Absicht, sondern einfach Unwissenheit. Trotzdem hat es uns das Ganze nicht unbedingt leichter gemacht.
Sie waren damals 17 Jahre alt. Was denkt man sich denn als junger Mensch, wenn der Vater zu Hause erzählt, dass er jetzt einen Golfplatz bauen will?
Michael Fäßler: Natürlich war ich erst einmal etwas ungläubig. Aber ich war damals in einem Internat, da war Rasenhockey Schulsport. Das ist eine ähnliche Bewegung, deshalb hat mich das Golfspiel direkt interessiert.
Das Golf-Image hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert, der Sport ist grüner und nachhaltiger geworden. Auch auf der Sonnenalp?
Michael Fäßler: Ja! Zum Beispiel haben wir viele Grundstücke im Tiefenberger Moor und fördern dort die Renaturierung. In diesem Gebiet wurden im vergangenen Jahr Flora und Fauna beobachtet und die Artenvielfalt registriert. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Natur gut erholt hat – auch dank der Golfplätze. Viele Flächen bei uns werden nicht oder nur einmal im Jahr gemäht. Durch die Teiche haben wir eine große Libellenvielfalt. Naturschützer haben inzwischen erkannt, dass wir mit dem Golfplatz einen wertvollen Beitrag dazu leisten, und das freut mich persönlich besonders.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt auf der Sonnenalp eine sehr große Rolle

Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit im täglichen Betrieb der Golfplätze?
Michael Fäßler: Es spielt eine sehr große Rolle. Ein Golfclub muss zum Beispiel ein Umweltprädikat erhalten, wenn er ein bestimmtes Gütesiegel anstrebt. Dabei geht es um den Umgang mit Düngemitteln, die Artenvielfalt und Blühwiesen. Auf der Sonnenalp legen wir schon sehr lange großen Wert auf Nachhaltigkeit. Seit 40 Jahren haben wir Blockheizkraftwerke, heizen seit 30 Jahren zu 80 Prozent mit Holz, haben inzwischen mehr als 2000 Quadratmeter Fotovoltaik auf den Dächern, unsere neuen Mitarbeiterhäuser sind klimaneutral und wir bieten überwiegend Produkte aus der Region an. Trotz des Luxus, den wir bieten, sind wir in dieser Hinsicht schon immer sehr fortschrittlich gewesen.
Lassen Sie uns noch einmal auf die Geschichte des Golfsports auf der Sonnenalp zurückblicken. Was waren in der Entwicklung der vergangenen fünf Jahrzehnten die größten Meilensteine?
Michael Fäßler: Der Platz-Architekt Donald Harradine sagte damals zu meinem Vater: „Herr Fäßler, einen Golfplatz baut man ganz einfach: Man muss nur 100 Jahre lang mähen.“ Das sagt eigentlich schon alles. Ein Golfplatz ist nicht wie ein Haus, bei dem am Ende der Baustelle alles fertig ist. Nein, da muss vieles wachsen, es ändert sich ständig etwas. Am Anfang hatten wir die Bahnen eher zu schwierig für den Freizeitgolfer gebaut. Wir haben sie dann leichter gemacht, den einen oder anderen Graben zugeschüttet und Sandbunker entfernt. Denn in erster Linie soll bei uns die Freude am Golfsport vermittelt werden. Das war ein Meilenstein. Ein weiterer war der Bau des zweiten Golfplatzes Oberallgäu. Mit der Zeit wurden auch die Golfhäuser immer wichtiger und beliebter. Dies nicht nur bei Golfern, sondern auch bei Gästen, die einfach mal zum Kaffeetrinken vorbeikommen. Denn unsere beiden Restaurants Wald- und Seehaus sind gemütlich, haben eine gute Küche und man hat beim Blick auf den Golfplatz immer etwas zu sehen – fast wie im Kino.
Wie schwierig ist es, den Spagat zu meistern zwischen sportlichen Ambitionen auf der einen Seite und dem Hobby-Golfer auf der anderen?
Michael Fäßler: Das klappt bei uns sehr gut. Wir haben viele Seniorinnen und Senioren, für die der Golfplatz ein wichtiger sozialer Treffpunkt ist. Sie kommen zusammen wie früher am Stammtisch im Wirtshaus und freuen sich, Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen. Aber auch der Turniersport hat sich weiterentwickelt. Unsere Frauenmannschaft ist in die Regionalliga aufgestiegen, die dritthöchste Spielklasse in Deutschland. Wir betreiben zudem Kinder- und Jugendarbeit auf hohem Niveau. Einige, die aus dem Sonnenalp-Nachwuchs stammen, sind inzwischen in anderen Clubs als Golflehrer tätig.
Die Sonnenalp ist noch zu 100 Prozent in Familienbesitz

Die Sonnenalp ist zweifelsohne besonders, das wird im Allgäu und darüber hinaus niemand bestreiten. Was macht diesen eigenen Lifestyle aus?
Michael Fäßler: Es ist die Exklusivität. Aber auch die Tatsache, dass es wenige Fünf-Sterne-Häuser gibt, die in dieser Größe noch zu 100 Prozent in Familienbesitz sind. Bei uns gibt es alles aus einer Hand. Wir haben eine eigene Skischule, einen Reiterhof, Golfplätze, mehrere Restaurants und Stuben sowie eine Kinder- und Jugendbetreuung in allen Varianten. Wo Sonnenalp draufsteht, steckt auch Sonnenalp drin.
Und welchen Stellenwert hat der Golfsport in Ihrem Hotel?
Michael Fäßler: Ich würde sagen, etwa 20 Prozent unserer Gäste sind Golferinnen und Golfer. Das klingt vielleicht nicht besonders viel, aber das sind vor allem Gäste, die eine Woche oder länger bei uns bleiben. Wir sehen uns schon als Nummer eins unter den Allgäuer Golfanlagen, das Feedback, das wir immer wieder bekommen, bestätigt das. Der Platz ist top gepflegt, landschaftlich fügt er sich perfekt in die Natur ein – er schlängelt sich durch Auen und Waldschneisen, und dazu der Blick auf die Berge. Im Allgäu gibt es nur wenige Anlagen, die so etwas bieten können.
Wie viel Zeit haben Sie persönlich überhaupt noch zum Golfen?
Michael Fäßler: Bei meinen Freunden bin ich der „Golfer mit Krawatte“ (lacht). Ab und zu stehe ich in der Mittagspause auf der Driving Range, um nicht ganz aus dem Schwung zu kommen. Leider komme ich sehr selten dazu, eine Runde zu spielen. Aber wenn es klappt, genieße ich die Zeit auf dem Platz zusammen mit meiner Frau – ganz locker und ohne großen sportlichen Ehrgeiz. Golf ist für mich der ideale Ausgleich, um den Kopf wieder freizubekommen. Ich war schon viel in der Welt unterwegs, habe auch in der arabischen Wüste gearbeitet. Wenn ich auf unserem Platz bin, wird mir immer wieder bewusst, wie schön wir es hier haben.
Fotos: Golf Resort Sonnenalp