Natur pur: Golfen auf der Klingenburg

Ja, ich hab's wieder getan! Mit größtem Vergnügen. Beim Jubiläumsturnier zum 50-jährigen Bestehen des Bayerischen Golfverbands war ich golfen im GC Schloss Klingenburg. Oder wie man unter Einheimischen sagt: auf der Klingenburg. Das große Kapital dieser Golfanlage zwischen Augsburg und Ulm im Süden Bayerns ist die Natur. Selten trifft man einen Platz an, der so vielfältig, so interessant zu spielen ist und doch kaum etwas Künstliches hat. Kurzum: Der Golfplatz auf Schloss Klingenburg ist ein Gesamtkunstwerk, das süchtig macht! 

Auf 105 Hektar gibt es unzählige natürliche Hindernisse – im Sommer zählen da zweifelsohne leider auch die Mücken dazu -, Baumgruppen, Wald und Wasser, Feuchtbiotope, bunte Blumen- und Obstwiesen. Das Bermuda-Dreieck ist seit Jahrhunderten eine schier unerschöpfliche Quelle für Verschwörungstheorien aller Art. Innerhalb des Seegebiets im Atlantik sollen zahlreiche Schiffe und Flugzeuge spurlos verschwunden sein. Wie viele? Keine Ahnung! Mindestens so viele Geschichten werden unter Golfern auch über ein ganz anderes Bermuda-Dreieck erzählt. Dort, so sagt man (und ich kann es bestätigen), verschwinden reihenweise Golfbälle. Mal im Wasser, mal im Wald. Denn alter Baumbestand und viel Wasser sorgen auch im Bermuda-Dreieck des Golfclubs Schloss Klingenburg für Spannung. Besonders am 13. Loch. Gewissermaßen ist es das Signature Hole einer der ältesten Golfanlagen Bayerns. Ein spektakuläres Par 3 mit einem ziemlich kniffligen Inselgrün, bei dem es nicht nur Länge und Präzision, sondern auch Mut braucht. Immer wieder taucht diese Spielbahn in den Ranglisten der schönsten Golflöcher Deutschlands auf. Gut, mein persönliches Lieblingsloch in Klingenburg ist es nicht. Aber eines ist sicher: An die 13 erinnert sich fraglos jeder Spieler, der auf diesem Platz schon einmal abgeschlagen hat.

Schon 1980, als der Golfsport in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte, karierte Sakkos gerade in Mode gekommen waren und die Radiostationen die Hits der Neuen Deutschen Welle rauf und runter spielten, wurde der Golfclub gegründet. Und das war damals gar nicht so einfach. Der Natur wegen. Erst einmal wurde das weitgehend sumpfige Gelände entwässert, dann wurden gezielt fast 60.000 Bäume und Sträucher gepflanzt. Erst danach machte sich Golf-Architekt Donald Harradine schrittweise an den Bau der Bahnen. Heute gilt die 18-Loch-Anlage als Vorzeige-Kurs.



Aber gehen wir doch einfach mal auf die Runde. Was ist hier so besonders natürlich? Der Par-73-Kurs ist mit einen über 6.000 Metern Länge von den gelben Abschlägen per se schon eine Herausforderung. Das ist klar. Die Bahnen heißen hier Buchenschlag, Reiherkolonie und Seerosenteich, Forellenbach und Birkenallee. Noch Fragen? Natürlicher geht fast nicht. Man kommt sich auf der Golfrunde ständig vor wie in einem riesigen Schlosspark. Naturbelassen geht es in Klingenburg schon los. Mit einem Par 4, 241 Meter lang, bei dem rechts und links der Wald lauert. Eines meiner Lieblingslöcher ist Bahn 4, ein Par 3 mit 156 Metern, das sich aber ein wenig kürzer spielt, denn es geht bergab. Ziemlich bergab. Und als wäre das nicht schon genug Herausforderung, lässt ein starker Abhang rechts die Bälle leicht im Wald verschwinden. Wunderschön ist auch die Sieben, ein Par 4 mit 321 Metern. Sowohl Wasser auf der linken Seite des Fairways, aber auch zwei riesige Bäume, verhindern es, dass das Grün gezielt angespielt werden kann, wenn der Abschlag nicht genau in der Mitte des Fairways landet. Besonders schön, gerade für Männer, ist dann die Bahn 10. Der Abschlag auf einer Anhöhe, das Fairway unten im Tal und so was von breit. Da hüpft einem der Driver schon von ganz alleine aus dem Bag. Einmal durchziehen, bitte! Aber Achtung: Wenn das Loch anfangs auch einfach aussieht, wird es gegen Ende doch immer schwieriger. Denn das Grün befindet sich auf einer Halbinsel. Die Steigerung kommt dann – wie bereits erwähnt – drei Löcher später. Hier, an der 13, beginnt besagtes Bermuda-Dreieck.

Wasser muss so oder so überwunden werden

Hier sollte man noch genügend Bälle im Bag haben, sonst kann die Runde ganz schnell vorbei sein. Entweder man versucht, die 150 Meter Wasser mit einem Schlag zu überwinden oder die kleine Landzunge auf halbem Weg zu treffen. Beide Schläge haben eins gemeinsam: Wasser muss so oder so überwunden werden. Fast schon gemütlich geht es dann weiter. Bis zu Bahn 17. Denn ausgerechnet zum Schluss, dann wenn vielen schon die Puste ausgeht, geht es noch einmal steil nach oben, zurück zum Schlossbau. Und wenn man dann, meist ziemlich keuchend und schwitzend, auf dem 18. Grün angekommen ist, wartet beim Putten die letzte, aber ordentliche Herausforderung. Als Entschädigung gibt es dort oben aber auch noch einmal einen wunderbaren Rundblick über das Mindeltal und eine der natürlichsten und schönsten Golfanlagen, die ich bislang gespielt habe.