Golf im Winter: Das sagen die Klubs

Die einen zieht es in den warmen Süden, die anderen quälen sich über Wintergrüns: Während für die meisten Golfer der Winter ein unumgängliches Übel ist und der Schnee quasi der Sand im Getriebe, spielt die kalte Jahreszeit für die Klubs eine ganz entscheidende Rolle. Weil einerseits - wenn der Spielbetrieb aufrechterhalten werden kann - zusätzliches Geld in die Kassen kommt und im anderen Fall der Platz endlich die verdiente Erholungspause bekommt.

"Der Winter ist für die Natur zum Erholen da", sagt Korbinian Kofler. Er ist Manager des Golfclubs München-Eichenried und zugleich Präsident des Golfmanagement Verbands Deutschland (GMVD). Seine These:  Ein Golfplatz muss im Winter auch einmal Pause von der intensiven Pflege bekommen! Und genau an diesem Punkt kommen die Wintergrüns ins Spiel, diese großen Spaßbremsen, die aber eben auch ein notwendiges Übel sind. Um beispielsweise dauerhafte Schäden oder eine Überreizung der Grüns zu vermeiden. Durch die Wintergrüns, erklärt Kofler, kann ein Klub die Schließung der Golfanlage umgehen. Klingt plausibel! Denn gleichzeitig brauchen die Golfanlagen freilich auch die Einnahmen zwischen November und April. "Die Wirtschaftlichkeit für Golfanlagen ist mit dem Spielbetrieb im Winter natürlich stark verbunden", sagt Kofler. Die Anlage in den Winterschlaf zu schicken und ganz zu schließen, sei heutzutage nicht mehr darstellbar. Klar: Die Mitglieder, die ihren Beitrag zahlen, der nicht umsonst auch JAHRESbeitrag heißt, wollen nicht ausgesperrt werden. Sie pochen auf die versprochene Dienstleistung. Wenn ich beim Metzger 100 Gramm Aufschnitt bezahle, will ich ja auch nicht mit 80 Gramm nach Hause gehen.

Eine Flatrate für den Winter

Christian Montén hat in seinem Klub, dem Golfclub Memmingen, den Klima-Joker in der Hand: Wenn auf den Allgäuer Plätzen ringsherum der Schnee liegt und Frost eine Runde unmöglich macht, wird auf Gut Westerhart trotzdem auf Sommergrüns gespielt - weil es die Platz- und Bodenverhältnisse eben hergeben. "Der Spielbetrieb im Winter ist auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht zu vernachlässigen", sagt der Manager. Wintergolf sei daher ein wichtiges Marketinginstrument für den Klub. Mitgliedschaften verkaufen sich beispielsweise leichter, wenn den Interessenten die Möglichkeit geboten wird, von zwölf Monaten auch zwölf golfen zu können. Manch anderer Klub in der Region muss sich da witterungsbedingt oftmals mit gerade einmal acht Monaten zufriedengeben. Monténs Schachzug: Er bietet den Gästen von November bis April eine Winter-Flat und auch die Trainerstunden gibt´s in diesem Zeitraum quasi zum Pauschalpreis. "Das Angebot wird sehr gut angenommen", sagt er rückblickend auf die vergangenen Jahre.

Eine willkommene Verschnaufpause für alle

Aus der Sicht eines Golfclubs als Arbeitgeber ist der Winter eine willkommene Verschnaufpause nach einer mitunter hektischen und arbeitsreichen Saison.  "Das saisonal sehr belastete Personal verdient auch mal eine Pause. Dazu benötigen die Manager die ruhigere Zeit für die Jahresplanung abseits des Tagesbetriebs", erklärt Korbinian Kofler. Für ihn ist klar: Wirtschaftlich ist eine Besetzung von Sekretariat, Gastronomie und Proshop nicht rentabel. Beziehungsweise nur dann, wenn man normalen Spielbetrieb mit Sommergrüns anbieten kann, also die Saison zwölf Monate durchzieht und die Anlage auch im Winter zu mindestens 70 Prozent ausgelastet ist.

 

Und da kommt zum Ende hin doch noch einmal das leidige Thema Wintergrüns ins Spiel. Kofler sagt: "Ein Platz mit Wintergrüns und Winterabschlägen, eine dauerhaft geöffnete Driving Range - idealerweise mit überdachten und beheizbaren Abschlagsboxen - sowie Indoormöglichkeiten für die Golfpros sind meiner Ansicht nach der ideale Weg." So könne man vom einfachen Bewegen mit Schläger bis hin zur intensiven Videoanalyse mit dem Pro seinen Schwung aufrechterhalten, stabilisieren und verbessern. Diese Infrastruktur sollte das Ziel eines jeden Clubs sein.

 

Kofler selbst geht es im Winter übrigens auch ruhiger an:  "Ich persönlich arbeite dann gerne per Video an meinem Schwung und schone vor allem den Platz, der zwingend seine Ruhe benötigt."

Fotos: Stephan Schöttl